Review Purwien & Kowa – Zwei

  • Label: SPV
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Electronic

Christian Purwien (ex-Second Decay) hat sich für das Hörbuch „Pommes! Porno! Popstar!“ mit Schriftsteller und Produzent Thomas Kowa zusammengetan. Unter dem Namen PURWIEN & KOWA haben die beiden Künstler ebenfalls den passenden Soundtrack aufgenommen, der den schlichten Titel „Zwei“ trägt. Während das Buch viel Selbstironie bietet, pendelt sich das zugehörige Album zwischen Melancholie, Abgeklärtheit und Blödsinn ein. Musikalisch bewegen sich die Songs im Electro-Pop mit starkem Retro-Einschlag.

Tatsächlich erinnern die musikalischen Gebilde von PURWIEN & KOWA stark an die seit 2002 inaktiven Second Decay. Das gilt für den Melodieaufbau, beispielsweise in „Du“, ebenso wie für die eingesetzten Stilelemente. Neben diesem 80er-Jahre-Sound ist es die Mixtur aus Ernsthaftigkeit und teilweise auftretenden Blödeleien, die das Interesse am Longplayer aufrecht erhalten. In „Bandit“ treten in diesem Kontext Zeilen wie „Ich mag jedes Tier und ess doch gern Fleisch“ auf. Ein gewisses Ohrwurm-Potential kann man ebenfalls nicht absprechen, wenn auch die meisten der Stücke wohl schnell wieder in Vergessenheit geraten. Die abgespeckte Instrumentierung passt dann deutlich besser und erschafft intensivere Momente. „Manchmal“ lebt von Synthie-Flächen und emotionalen Vocals.

Es gibt jedoch ein großes Aber, das im weiteren Verlauf der 14 Titel auftritt: Sie gestalten sich über weite Strecken derart gleichförmig, das die Songs förmlich an einem vorbei plätschern. Auch gesanglich ist Purwien wenig variabel und bedient größtenteils die gleiche monotone Tonlage. Gelegentlich achtet man noch auf den Text, vor allem wenn Geschichten erzählt werden, wie in „Transplantation“ mit seiner Spieluhr-Melodie und Bläser-Einsätzen. So sind es vor allem die Balladen-Ausflüge, die aufhorchen lassen („Ruhe vor dem Sturm“, „Leere“). Auch persönliche Nummern haben es in die Titelauswahl geschafft: „Die Zeit ist vorbei“ wurde Christian Purwiens kürzlich verstorbener Mutter gewidmet. Das größte Fragezeichen hinterlässt jedoch der einzige englischsprachige Titel „People From Ibiza“, dessen Ballermann-Charme so gar nicht in das Konzept passen möchte.

PURWIEN & KOWA haben mit „Zwei“ einen Soundtrack erschaffen, der in der Lage wäre für sich alleine zu stehen. Leider bleiben die Musiker etwas hinter den Erwartungen zurück. Das liegt vorrangig an den Songs, die durch ihre Anordnung von tanzbaren Stücken zu ruhigen Titeln Langeweile aufkommen lassen. Titel im Stil von Second Decays „I Hate Berlin“, das mit dem gewissen Etwas aufwarten konnte, würden „Zwei“ im größeren Ausmaß gut stehen. Fans von Retro-Electro im Stil der 80er werden aber dennoch interessante Momente entdecken.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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