Review Ratatat – Ratatat

Es gibt viele Dinge, die ein gutes Album definieren können. Aber die meisten davon liegen normalerweise in der Musik selbst begraben. Melodien für die Ewigkeit zum Beispiel, beispiellose technische Fertigkeiten, eine ganz besondere Gesangsstimme oder was weiß ich. Aber sehr selten wird man wohl eine CD finden, die hauptsächlich von ihrer Produktion lebt. Das selbstbetitelte Debut der New Yorker „Indietronic“-Band (behauptet Wiki, ich wage es nicht, da jetzt irgend ein definitives Genre zu veranschlagen) RATATAT ist so ein seltener Fall. Nicht dass die Scheibe handwerklich nicht hervorragend wäre oder ein paar hammergeile Melodien vorweisen kann, nein, da stimmt soweit auch alles. Aber was RATATAT wirklich gut macht, das ist die Art und Weise wie hier die einzelnen Bestandteile der Musik zusammengefügt und aufeinander abgestimmt werden.

„Was sind denn jetzt bitte diese Einzelteile?“, wird sich sicher der eine oder andere Leser fragen. Nun, das Fundament des durchschnittlichen RATATAT-Songs bildet eine komplett elektronische Basis, manchmal synthetische Kompositionen, manchmal eher so etwas wie simple Soundcollagen, mal pompös, mal minimalistisch, mal irgendwo dazwischen, aber eigentlich immer eher monoton. Eingängig aber nicht wirklich herausragend. Und an diesem Punkt kommt Gitarrist Mike Stroud ins Spiel, der die eher monotonen Kompositionen seines Kollegen Evan Mast mit seinem Sechssaiter verdelt.
Mal mit einem klassischen Hardrock-Solo, mal mit ein wenig verhaltenem Picking im Hintergrund, Stroud schafft es irgendwie immer, den richtigen Ton zu treffen, um auf das Material seines Kollegen einzugehen und liefert dabei hier und da wirkliche Melodien für die Ewigkeit ab (vor allem bei den ersten beiden Tracks „Seventeen Years“ und „El Pico“ leistet er großes).

Und hier kommt wieder die Produktion ins Spiel. Denn Electro-Sounds mit E-Gitarre, das klingt jetzt per se noch gar nicht so spannend. Aber wie gesagt, die Art und Weise wie hier beides zusammengemischt wird, da können RATATAT punkten. Die Soundteppiche sind glatt und fließend, das (synthetische) Schlagzeug haut daneben kräftig drückend rein, die heftigeren Electro-Ausbrüche drängeln sich frech in den Vordergrund und Strouds Gitarre klingt eh immer absolut richtig. Egal ob winselnde Soli, die irgendwie aus der Tiefe des Raums vorbrechen oder trockenes Picking, das sich vor/hinter/unter/über den Electro-Parts bewegt und sie ein ums andere Mal umkreist… „Ratatat“ klingt – obwohl hier verdammt viel aus der Konserve kommt – zu jedem Zeitpunkt absolut dynamisch und lebendig.

Zumindest von der Produktion her. Denn was das gute Ding sich ankreiden lassen muss ist ein eher halbgarer Spannungsbogen. Die ersten beiden Tracks legen absolut mächtig los, packen den Hörer da wo’s weh tut und lassen ihn nicht mehr los, aber ab „Crips“ schläft die Musik hier und da phasenweise etwas ein. Man kriegt fast nur noch softe Nummern geboten, die zwar ab und zu auch mal ordentlich aus dem Arsch kommen und Stroud zeigen lassen, was er drauf hat, aber allgemein ist die Scheibe im Mittelteil zu „brav“ geworden, so dass hier zu wenig große Kunst und zu viel Hintergrundbeschallung geboten wird. Die ist zwar immer noch auf hohem Niveau, trotzdem kann man wohl gar nicht anders als eine winzige Träne zu verdrücken und sich zu fragen, warum die Band nicht mehr Gassenhauer wie „Seventeen Years“ auf das gute Stück gepackt hat.

Schwamm drüber, RATATATs „Ratatat“ macht eine Menge Spaß, hebt problemlos die Laune und ist eigentlich bei so gut wie jeder Gelegenheit gut zu gebrauchen. Etwas mehr Arsch hätte das Ding treten dürfen, aber das ist ja kein Beinbruch, zumal die eher sphärischen Augenblicke des Duos, wie das extrem entspannte „Lapland“, auch stark punkten können.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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