Review Raubtier – Bestia Borealis

RAUBTIER sind bereits vor dem Einlegen ihres neuen, fünften Longplayers „Bestia Borealis“ rein äußerlich eines, nämlich stimmig. Als wild tätowiertes Dreiergespann mit grimmigem Blick in Bomberjacken und Camouflage-Outfit, gepaart mit langen Bärten und tief ins Gesicht gezogenen Mützen stehen die drei Schweden mit verschränkten Armen vor etwas ramponierten Möbeln und verkörpern das, was dem Hörer bei Albentiteln wie (zu deutsch) „Es gibt nur Krieg“ oder „Ruf der Wildnis“ in den Sinn kommt: Vermutlich etwas martialisches Textgut in Industrial-Metal-Manier. Und diese Vorstellung entkräften RAUBTIER mit „Bestia Borealis“ nicht.

Wer schon immer wissen wollte, ob Rammstein ein schwedisches Pendant haben oder ob unsere skandinavischen Nachbarn auch Neue Deutsche Härte können, findet die Antwort nach dem Hören der zwölf eher als kurzweilig zu beschreibenden Songs. Kurzweilig sowohl in ihrer Länge als auch bezüglich der Spannungskurve, welche „Bestia Borealis“ besitzt, denn mit abgehacktem Riffing, einem grummligen Herren hinter dem Mikrophon und einer simplen, stampfigen Taktvorgabe des Drummers ist kaum eine abwechslungsreiche Unterhaltung möglich. Ein Song wie „Kamphund“ bildet da die Ausnahme, denn obwohl einfach in seiner Komposition, hat der Song wenigstens eine Eingängigkeit, die vielen Liedern versagt bleibt, da sie sich auf Grund der immer wiederkehrenden Verwendung von hymnischen Refrains (der Inbegriff dieser aufgezwungenen Melodik: „Vérldsherravélde“) und der irgendwie entweder zu weich oder unpassend klingenden Keyboard-Passagen („Vittring“, ein Paradebeispiel für misslungen) in der Belanglosigkeit verlieren. Addiert man noch die kurzen und unspektakulären Soli hinzu, die oftmals eher nach Ausrutscher am Sechssaiter anstatt absichtlich gewollt klingen, erwecken RAUBTIER den Eindruck, eher tapsige, domestizierte Kätzchen anstatt kühn umherstreunende Wölfe zu sein.

Sowohl das Erscheinungsbild der drei Herren als auch das von „Bestia Borealis“ versprechen mehr, als das Album tatsächlich bieten kann, denn so richtig böse klingen die Schweden nie, höchstens gezwungen unzufrieden. Dazu noch die trancelastigen Keyboard-Klänge, welche der Musik eher eine lächerliche als eine ernstzunehmende Note verpassen und fertig ist eine Mogelpackung, die einen auf dicke Hose macht, am Ende aber doch nur ein extra drapiertes Paar Socken ist.

Wertung: 4 / 10

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