Review Sallow – I: The Great Work

  • Label: SickManGettingSick
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Black Metal war schon immer ein Genre, in dem häufig, anders als im Progressive oder Power Metal beispielsweise, mehr Wert auf Atmosphäre als auf spielerische Genauigkeit oder kompositorische Komplexität gelegt wird. Daran ist absolut nichts verwerflich, gibt es der Musik doch oft einen rohen, unperfekten Charme und damit auch einen natürlichen Klang, der bei so viel totproduzierter Musik heutzutage durchaus erfrischend sein kann. Dass ein Mindestmaß an spielerischem Können jedoch auch bei solcher Musik notwendig ist, damit sie anhörbar ist, demonstrieren SALLOW eindrucksvoll mit „I: The Great Work“, dem ursprünglich in Eigenregie als Demo und nun über ein Label veröffentlichten ersten Album. Es ist außerdem Teil eins einer voraussichtlichen Trilogie des musikalischen Grauens.

Man möchte meinen, dass man sich ja selbst bei schlechten Scheiben zumindest durch vier Songs und eine Gesamtlänge von gerade einmal 31 Minuten durchkämpfen kann. SALLOW aber stellen diesen Glauben mit ihrem üblen Black-Metal-Quatsch auf eine harte Probe. Klar, Musik kann und muss dynamisch sein, um nicht maschinell zu klingen. Oftmals ist es wichtiger, dass die Band zusammenhält, als dass alles perfekt auf dem Taktraster sitzt. Musik allerdings so zu spielen, dass alle Instrumente bei Punkt A starten und dann komplett unterschiedlich irgendwie zu Punkt B torkeln, hat damit überhaupt nichts mehr zu tun. „I: The Great Work“ ist so dermaßen unsauber eingespielt, dass man sich fragen muss, ob die „Musiker“ hier überhaupt wissen, was Notenwerte sind. Mag das vollkommen beliebige Schrammeln in den ohnehin schon dauerwackelnden Blastbeat-Parts noch halbwegs (und das ist schon sehr beschönigend formuliert) funktionieren, fällt das Trio spätestens beim Versuch, rhythmisch simpelste Riffs und vor allem Melodien zu spielen, komplett auseinander. Die Gitarren eiern irgendwo in der Gegend umher und variieren sekündlich unabsichtlich die gespielten Notenlängen, die Anschläge liegen kreuz und quer in der Landschaft verteilt und haben mit dem Rhythmus, den Schlagzeuger Pugna vorgibt, überhaupt nichts mehr zu tun. Live hat sicher jeder Metalfan, der sich auf Undergroundkonzerten herumtreibt, ein solches Desaster schon erlebt. So einen Mist, der selbst durch eine One-Take-Aufnahme nicht zu entschuldigen ist, allerdings auf Platte zu pressen und ernsthaft Geld dafür zu verlangen, bedarf schon einer besonderen Dreistigkeit.

Versucht man verkrampft das miserable Instrumentalspiel auszublenden, bleibt bei „I: The Great Work“ aber auch nicht viel Lobenswertes übrig. Das Songwriting ist einfallslos, manche Riffs und Melodien, die schon beim ersten Durchlauf vollkommen uninteressant sind, werden schamlos mit unzähligen unveränderten Wiederholungen gestreckt. Dass dann trotzdem immer wieder Momente auftauchen, in denen das, was SALLOW da fabrizieren, plötzlich nach akzeptabler Musik klingt und eine melancholische Atmosphäre besitzt, erstaunt dann doch. Jedoch, wie „Nocturnal Reprieve“ beispielsweise zeigt, folgt auf jeden gelungenen Part, wie den Mittelteil, wieder ein Einfall, bei dem man sich ernsthaft fragen muss, wie die Band auf so bescheuerte Ideen kommt. Der dem Mittelteil folgende, stetige Wechsel zwischen Midtempo-Riff und Highspeed-Blast dürfte bestenfalls wahlweise Belustigung oder Fassungslosigkeit ob solch kompositorischer Unfähigkeit im Hörer hervorrufen.

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, insofern werden auch SALLOW leider ihre Fans finden, die mit den überwiegend belanglosen Kompositionen der Amerikaner etwas anzufangen wissen. Dass allerdings derart miserabel und dilettantisch eingespielte Musik tatsächlich Platz bei einem Label findet, ist nicht nur für Sick Man Getting Sick Records, sondern letztlich auch für den aktuellen Zustand der Black-Metal-Szene ein Armutszeugnis. Schund wie „I: The Great Work“ gehört nicht professionell vermarktet, sondern ganz tief verbuddelt. Ein erbärmliches Machwerk einer vollkommen untalentierten Truppe, die spielerisch bestenfalls mit von ein paar unerfahrenen 14-Jährigen gerade neugegründeten Bands aus dem nächsten Jugendzentrum mithalten kann.

Wertung: 2.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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