Review Santana – Africa Speaks

  • Label: Concord
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Rock

„Africa Speaks“ ist das 25. Studialbum der Latin-Rock-Band SANTANA und wurde innerhalb einer zehntägigen Session mit Rick Rubin in seinen Shangri La Studios in Malibu aufgenommen. Dort entstanden insgesamt 49 Songs, von denen viele als One Take aufgenommen wurden. Elf dieser Titel, die Rock, Salsa, Blues, Mambo und Jazz miteinander verbinden, haben es auf den Longplayer geschafft und wurden, wie es der Titel bereits verrät, von der Musik des afrikanischen Kontinents inspiriert.

Mit Percussion unterlegt beschwört die Erzählerstimme im eröffnenden Titelsong Afrika als Wiege der Zivilisation, ehe sich die E-Gitarre, Piano und weiblicher Gesang langsam einschleichen. Das Ganze erinnert stark an Fusion-Songs der 70er Jahre und SANTANAs erste Phase, die u.a. von Titeln wie „Black Magic Woman“, „Oye Como Va“ oder „Evil Ways“ geprägt wurde. Insgesamt scheint Carlos Santana die Frauen an die Macht zu lassen, so kommt nicht nur den beiden Lead-Sängerinnen Concha Buika und Laura Mvula, sondern auch seiner Ehefrau Cindy Blackman am Schlagzeug eine tragende Rolle zu.

Abgesehen von den gerne langgezogenen Instrumental-Parts hält sich SANTANA selbst an der Gitarre oft dezent im Hintergrund und gibt so den weiblichen Stimmen die nötige Bühne, um den afrikanischen Spirit zu unterstreichen. Im fortschreitenden Verlauf verlieren sich die Kompositionen weitgehend in künstlerischen Spielereien und gleitet damit in die zweite Bandphase ab, die noch stärker von Fusion-Rock geprägt und einer interessanten Zerfahrenheit unterlag. Jedoch kommt irgendwann die Frage auf, wo jetzt das Afrikanische tatsächlich geblieben ist.

„Blue Skies“ adapiert das nigerianische Funk-Rock-Trio BLO und deren Song „Chant To Mother Earth“, die wiederum Carlos Santana als Vorbild nannten. So schließt sich ein Kreis, allerdings gewinnt man den Eindruck SANTANA hätten ihre Wichtigkeit für jüngere afrikanische Musik wenig reflektiert. Als Fusion-Jazz-Stück gleitet der Titel sanft dahin, verliert aber auch einiges seines Ursprungs. „Luna Hechicera“ gehört zum Salsa-Repertoire Kubas, „Candombe Cumbele“ ist an einen Tanz aus Uruguay angelehnt, aus dem sich der argentinische Tango entwickelte. Und „Breaking Down The Door“ liegt eine Komposition von Manu Chao zugrunde, der in Frankreich geboren wurde und spanische Wurzeln hat.

Mit „Africa Speaks“ drücken SANTANA eher unbekannten Liedern ihren Stempel auf und verpassen es leider den wirklichen Drive des afrikanischen Kontinents einzufangen. Lateinamerika, die Karibik und Afrika haben musikalisch zwar vieles gemeinsam, man vermisst jedoch die Stücke, die einem wirklich den Ursprung des schwarzen Kontinents vermitteln könnten. Positiv sind die Energie und der Jam-Charakter aller Songs. Am Können von Carlos Santana und seinen Mitstreitern, sowie der Produktion von Rick Rubin kann man nichts aussetzen, wohl aber an der Titelauswahl und den bisweilen wenig nachvollziehbaren Umsetzungen. Als SANTANA-Album ein gutes Release, als Afrika-Tribut ist es fragwürdig zu betrachten.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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