Review Schutzschall – Bühne

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Entmetallisiert, Singer/Songwriter

Um die guten alten Singer / Songwriter ist es mitunter in Deutschland recht ruhig geworden. Koryphäen wie Rio Reiser sucht man mittlerweile mit der Lupe, immerhin lebt derartige Musik aber weiter, so zum Beispiel bei „Element Of Crime“, der Band des Schriftstellers Sven Regener. Dass es nicht immer XXL sein muss, beweisen drei Jungs aus dem Ruhrpott, die in der Minimalbesetzung Gitarre/Gesang, Bass/Gesang und Percussion im akustischen Gewand agieren.

SCHUTZSCHALL ist der zunächst einmal etwas befremdlich klingende Name des Trios, die Anfang 2011 ihr erstes Lebenszeichen in Form einer CD-Produktion von sich geben. Da dort der Ursprung der Band liegt, wurde das Debüt konsequent einfach mit „Bühne“ betitelt und wer die Jungs schon einmal live gesehen hat, versteht das auch. Unaffektiert, ehrlich und mit Leidenschaft erklingen die Songs und da diesmal gewissermaßen der Weg anders herum beschritten wird, muss man sagen: diese Feelings übertragen sie auch auf die CD. Neun Lieder haben es auf die Platte geschafft und jedes davon transportiert eine ganz eigene Message – wobei dieser Begriff nicht überbewertet werden sollte. Vielmehr soll das heißen, dass alle einem Konzept untergeordnet sind, dabei aber doch eigen klingen. Dies liegt nicht zuletzt an den durchaus intelligenten Texten, die Musik dieser Couleur einfach benötigt. Das kann man mit diversen Beispielen hier jetzt endlos breittreten, einfacher ist es aber, sich den einen oder anderen Song einfach mal selber anzuhören. Musikalisch gelingt die Gratwanderung zwischen Anspruch und Einfachheit: jeder der Musiker beherrscht sein Instrument, setzt es aber nur dann ein, wenn es sich wirklich anbietet. Unaffektiert eben. Sehr gelungen in meinen Ohren ist der mehrstimmige Gesang, wobei gerade die Stimmen von Michael, der eher weicher singt, und Nils – mit einem etwas „kratzigen“ Unterton – für einen netten Kontrast sorgen.

Warum ist SCHUTZSCHALL – trotz dieser Beschreibung – auch für Metalfans interessant? SCHUTZSCHALL arbeiten ehrlich, emotional und auf gutem technischen Niveau. Dass dabei die Verstärker leise gestellt bleiben und Verzerrer oder andere Effekte gar nicht zum Einsatz kommen, sollte da kein Hinderungsgrund sein. Einziges Manko bei einer entspannten Reise durch die einfachen, aber hintergründigen Geschichten des alltäglichen Lebens ist die knappe Spielzeit von weniger als 30 Minuten. Der Grund ist plausibel, deutsche Texte mit Anspruch schreibt man nicht mal so eben seitenweise runter. Trotzdem, wer mal Erholung von Blast-Beats und Double-Bass-Attacken sucht, ist bei SCHUTZSCHALL nicht falsch aufgehoben – zumal einem bei Konzerten durchaus mal Coverversionen von Hammerfall über den Weg laufen.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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