(Dark Metal / Black Metal / Thrash Metal / Experimentell) Freunde, was ist hier denn los!!! Da haben wir einerseits STILLERS TOD, welche im Infoschreiben durchaus stolz von ihrem von der Fachpresse gelobten Debüt „Katharsis“ berichten, aber auch SEELENSCHNITT, dessen frühere Werke fast ausnahmslos verrissen wurden, was in etwa ebenso stolz zu Protokoll gegeben wird. Hinter beiden Bands verbergen sich einige jüngere Herrschaften, die sich dem schwarzen Düstermetal verschrieben haben und hier nun ein gemeinsames Resultat präsentieren. Samael, der Protagonist von SEELENSCHNITT, wirkt in dem Fall auch bei STILLERS TOD mit.
So viel zum Dahinter, nun zum Vordergründigen. Sieben Songs sind genau genug, um die 80 Minuten Kapazität einer CD praktisch komplett auszufüllen. Stilistisch passt es schon einigermaßen, SEELENSCHNITT hat sich mit „Die leeren Kinder“ vom früheren Drone-Doom-Noise verabschiedet und bietet nun „epischen, melodischen Dark Metal“. Bei einigen Passagen kommen mir da zwar leise Zweifel, aber unter dem Strich kann man dem schon rechtgeben. Woran Samael aber gerne mal arbeiten dürfte, wäre das Verständnis von Melodie im Bereich Keyboard und vor allem bei Gitarrensoli. Spielen scheint der Knabe schon zu können, aber allzu oft kriegt man geradezu einen Schreck, was er aus passablen Ansätzen macht. Das fast achtzehnminütige „Morgenrot“ stellt in diesem Zusammenhang den negativen Höhepunkt da, wer sich hier fragt, was das soll, steht damit nicht alleine da. Ein fröhlicher Mix aus allem ist für meine Ohren auf jeden Fall zu viel; mal klingt ein nettes Keyboard, dann wird minutenlang irgendein unverständliches Zeug rumgebrüllt, danach fährt man elektronische Sounds auf und am Ende kommt die Band dann auch noch zum vollen Einsatz. Von den drei SEELENSCHNITT-Songs definitiv der überflüssigste, was im Umkehrschluss aber immerhin heißt, dass die beiden anderen Lieder schon einigermaßen in Ordnung gehen. Die Fähigkeiten richtig eingesetzt, wäre da schon noch mehr drin.
Den Dreh- und Angelpunkt des Albums stellt der Zwanzigminüter „Scherbensammler“ dar. Jedenfalls wenn man den Bands glauben darf. Die Musiker waren in einem „komplett zugedröhnten Zustand“ und haben einfach mal losimprovisiert. Kann man machen, aber muss es dann gleich auf CD gebannt werden? Wollte man die Scheibe einfach voll bekommen und wenig dafür tun müssen? So muss es wohl sein, die Nummer hätte man sich direkt schenken können und das sollte auch der Hörer, ein einfacher „Klick“ an der Anlage führt zu den drei Nummern von STILLERS TOD. Ich war da schon recht gespannt, hörte ich bislang doch recht viel Gutes. In gewisserweise kann ich das auch nachvollziehen, Black Metal bei „Einen Sommer lang“ (immerhin mit einigen feinen Riffs und angenehmer Atmosphäre) und Black Thrash bei „Selbstzerstörung“ (die Gitarre klingt schon eher, als wäre sie vor 25 Jahren aufgenommen werden, passt also auch). Songwriterisch sicher die bessere Hälfte, aber ein Manko zieht sich durch die ganze Platte: warum gestaltet man ein wirklich nettes Digipak, limitiert es auf 50 (!) Einheiten und verzichtet bei all der Mühe auf das kleinste Fünkchen vernünftigen Sounds? Teilweise ist in den Songs überhaupt gar nichts auszumachen, schon vor 15 Jahren konnte man mehr Transparenz erreichen, wenn man ein einzelnes Mikrofon im Proberaum an die Decke hängte. Vermutlich hat es sich um Absicht gehandelt, vielleicht werde ich auch als Redakteur gerade getestet oder Darkthrone haben immer noch einen immensen Einfluß.
Tja, der Underground vom undergroundigen Underground ist hier am Werk. Eine Bewertung will ich nicht mal im Ansatz wagen, da die Gefahr doch nur zu groß ist, dass ich nichts verstanden habe. Ich würde, gerade wenn ich ein paar instrumentelle Fähigkeiten hätte, sicher niemals so ein Album veröffentlichen und es graut mir nicht wenig vor dem früheren Schaffen von SEELENSCHNITT. Ein paar Liebhaber muss es aber wohl geben und wenn die 50 Exemplare bei denjenigen Leuten, die dem wirklich was abgewinnen können, landen, dann sind wohl alle glücklich. Interessenten kann ich aber nur dringenst raten, die Musik vorher anzuchecken.
Keine Wertung