Review Sleep Of Monsters – Produces Reason

  • Label: Svart
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Electronic

Na, das ist doch mal eine präzise Stileinordnung, die die Finnen SLEEP OF MONSTERS selber vornehmen: Victorian Post-Punk / Fin-de-Siècle Proto-Metal / Pre-Raphaelite Psychedelia / Jugendstil Occult Rock. Alles klar? Natürlich nicht, daher (und nicht nur daher) lohnt sich die Beschäftigung mit dem Debütalbum „Produces Reason“.

Aus Finnland kommt die Truppe also, ein Land, welches nicht nur ein paar Seen, sondern auch gefühlt ebenso viele Metalbands beherbergt und die sind in aller Regel auch noch gut. Qualität kann man also schon erwarten und bekommt sie im Prinzip auch serviert. Wie bei der Stilrichtung kaum anders möglich, spielen SLEEP OF MONSTERS eine ziemlich eigenwillige Musik, die sich aus massiven Gitarren, diversen elektrischen Einsprengseln, einer ordentlichen Produktion und polarisierenden Stimmen speist.
Vor allem Frontmann Ike Vil überzeugt mit einer Grabesstimme, auf die möglicherweise sogar Nick Cave neidisch wäre. Jedoch zeigt er sich nicht nur vielseitig und wandelbar, sondern auch einfallsreich, die Gesangsmelodien sind sicher ein Aushängeschild der Platte. Immer wieder haut er Ohrwürmer raus und hat seine Stärken dabei vor allem in den langsamen Momenten. „Murder She Wrote“ (klarer Anspieltipp) und „Magick Without Tears“ seien hier genannt. Kuschelrock wird dennoch nicht (durchgängig) geboten, die Skandinavier wissen auch im höheren Tempobereich zu überzeugen. Dies ist relativ zu verstehen, mehr als Midtempo ist nicht drin, das braucht es aber auch nicht. Die Musik gibt ihre Epik und Dramatik auch so sehr gut preis, vielleicht sogar noch mehr, als wenn man verhältnismäßig zu viel Gas geben würde.
Erfreulich: SLEEP OF MONSTERS geben sich nicht mit Radiolängen zufrieden, obwohl man sich „Produces Reason“ hier und da zumindest in der Heimat durchaus als kompatibel für dieses Medium vorstellen kann. Progressiv sind weder die Melodien noch die Strukturen, aber immer, wenn der Hörer denkt, der Song ist sicher zu Ende, zaubert man noch eine Coda aus dem Ärmel, der dem Ganzen etwas „Extra-Pfiff“ verleiht.
Gut, die Platte hat auch ein paar Schwächen. Sind längere Songlängen in den einzelnen Liedern begrüßenswert, umfasst die gesamte Platte mit 52 Minuten vielleicht ein wenig viel Material. Ein- oder zweimal hat sich dann doch eine Nummer verirrt, die die Qualität des Rests nicht ganz halten kann und dann zu einer Länge führt, die nicht nötig gewesen wäre. Ebenfalls vorsichtig sein sollten diejenigen, die Klischees insgesamt nicht so toll finden, denn dick aufgetragen wird vom ersten Moment bis zum letzten Ton. Pathos in Reinkultur, oft an der Grenze zwischen großartig und schwer zu ertragen.

„Produces Reason“ gefällt, wenn man Gefallen zulässt. Wer gerne Musik hört, die sich einerseits Konventionen entzieht, andererseits aber diverse Trademarks, die in anderen Spielarten schon für furchterfüllte Augen sorgen, als Massenware bietet, sollte die Platte mal anchecken. SLEEP OF MONSTERS hinterlassen somit ein etwas zwiespältiges Gefühl, bieten sich aber zum Testhören absolut an.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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