Review Sojourner – Premonitions

SOJOURNER haben bisher durchaus einen steilen Aufstieg hingelegt – wurden die beiden Vorgängeralben „Empires Of Ash“ und „The Shadowed Road“ noch unter der Flagge von Avantgarde Music veröffentlicht, durfte beim neuesten Output mit Napalm Records gleich eines der größten Metal-Flaggschiffe „Premonitions“ der breiten Öffentlichkeit vorstellen. Laut Pressetext wird mit diesem Album der melodische Black Metal auf eine neue Ebene erhoben: Man darf also gespannt sein, ob die international aufgestellte Band um Ehepaar Mike Lamb und Chloe Bray diesen Vorschusslorbeeren gerecht wird – das bezaubernde Coverbild lässt zumindest auf einiges hoffen.

Doch Schritt für Schritt: Der Opener „The Monolith“ beginnt mit einem ruhigen Pianopart, kurz darauf setzt der zerbrechliche, aber behagliche Gesang von Chloe ein, bevor mit Emilio Crespos kraftvollem Screaming das gesangliche Gegenstück die Bühne betritt. Das von der Leadgitarre bestimmte Lied bleibt durchgehend im Midtempo und enthält im Hintergrund angenehme Flötenpassagen (Tin-Whistle). Die ein wenig repetitiven Passagen verbreiten durchaus Wohlbehagen, aber man macht sich zumindest Hoffnung auf ein wenig mehr Dynamik im Songaufbau.

Doch leider offenbart sich dann im weiteren Verlauf des Albums das Problem von SOJOURNER: Jedes Lied beginnt nach demselben Muster, durchläuft ständig dasselbe Schema und endet wie das Lied zuvor. Daran ist im Grunde nichts auszusetzen, aber dann muss die Musik spannend und fesselnd sein oder aber die Melodie setzt sich so wunderbar im Ohr fest, dass man sich diese Repetitivität geradezu herbeisehnt. Doch die anhaltend von der Leadgitarre durchsolierten Tracks bieten insgesamt einfach zu wenig Abwechslung, um Spannung zu erzeugen – dasselbe gilt auch für das an sich angenehme Flötenspiel, wenn es die Leadgitarre auf ihren Weg begleitet. Dieses Manko im Grundgerüst der einzelnen Songs können auch die starken Gesangsleistungen nicht vollends kaschieren.

SOJOURNER sind dann hörenswert, wenn sie aus dieser Schablone ausbrechen: „Talas“ bietet beispielsweise ein spannendes „Die Schöne und das Biest“-Duett, nachdem man es nach mehr als drei Minuten Spielzeit schon zu den Balladen zählen wollte. „Fatal Frame“ ist ohne Zweifel das Highlight des Albums, vor allem weil es sich im Vergleich zur ansonsten verträumt-romantischen Grundausrichtung eher düster-aggressiv gebärdet und auch ein wenig Uptempo inklusive dunklem Growling bereit hält. Der Rausschmeißer „Event Horizon“ wartet im Mittelteil mit einem wunderbaren Break und fantastischem Pianospiel auf, das in einen epischen Midtempo-Part mündet, in dem man sogar angenehm cleanen, männlichen Hintergrundgesang vernehmen kann.

Trotz der Unzulänglichkeiten kann man an „Premonitions“ seine Freude haben, solange man sich nicht an den repetitiven Aufbauten der Songs stört – denn technisch gesehen machen SOJOURNER so gut wie nichts verkehrt, ganz im Gegenteil: Starker und variabler Gesang, kernige Gitarren, kraftvolles Schlagzeugspiel, folkige Zwischenspiele und eine zeitgemäße Produktion, eigentlich ist alles dabei. Was fehlt, sind kreative Impulse, um den Melodien auf „Premonitions“ den letzten Kick zu geben, sich ins Langzeitgedächtnis einzubrennen. Fans von melodischem Black Metal können hier trotzdem zwei Ohren riskieren, denn hörenswerte Momente gibt es durchaus – das Genre revolutionieren SOJOURNER aber beileibe nicht.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Sebastian Mighali

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