Review Strydegor – In The Shadows Of Remembrance

„In den Schatten der Erinnerung“ – so ein Titel bekommt bei der jungen Band STRYDEGOR eine ganz eigene Bedeutung, verloren die Viking Death Metaller doch vor knapp drei Jahren ihren Gitarristen Slava Giebel durch einen tragischen Autounfall. Ob der Titel ihres zweiten Albums bewusst Bezug zu dem Unglück nimmt, bleibt erst einmal allerdings offen. Viel hat sich nicht geändert, kontrastiert man die Scheibe mit ihrem Vorgänger. Vom Schatten eines unüberhörbar großen Vorbildes lösen STRYDEGOR nach wie vor nicht.

Wer „Viking Death Metal“ liest, denkt wahrscheinlich sofort an eine namhafte schwedische Band. Richtig, Amon Amarth stehen seit den Anfangstagen Pate für die musikalische Ausrichtung der Band aus der mecklenburgischen Provinz. Songs wie „The Memorial Fire“, „Berserk“ oder „Vafthrudnismal“ unterscheiden sich nur marginal von dem Material, das die Väter des Wikinger-Todesbleis auf ihren ersten drei Alben veröffentlichten. Zwar bring „Everlasting Allegiance“ zu Beginn mal einen klaren Chor, und akustische Einsprengsel wie das Intro oder das zweiminütige Interludium „In The Shadows Of Remembrance“ finden sich so auch nicht direkt bei dem wichtigen Vorbild. Dennoch kann man nicht sagen, dass STRYDEGOR sich seit ihrem 2009er-Debüt sonderlich vom eingeschlagenen Pfad entfernt hätten.

Allerdings muss man den Jungs aus Hagenow zugute halten, dass sie ihr Handwerk durchaus verstehen. Die Riffs sitzen, der Wechsel aus tiefen und höheren Screams hat Hand und Fuß und die Rhythmusfraktion sorgt dafür, dass live die Nackenwirbel bedrohlich knacken dürften. Über fehlende Abwechslung zwischen den Stücken kann man sich nicht beklagen, sinnvoll sind die Songs strukturiert und Verschnaufpausen halten die Aufmerksamkeitsspanne hoch. Zudem hat man trotz der vielen Gruppen, die sich in den letzten Jahren dem heidnischen Metal verschrieben haben, den Eindruck, dass die Death Metal-Schiene (noch) relativ wenig gefahren wird.

Insgesamt aber enttäuscht STRYDEGORs Zweitling etwas. Wer das Debüt kennt, weiß, dass die genannten Kinderkrankheiten – hierzu zählt auch eine etwas dürftige Produktion – keine unbekannten sind. Wenn Album Nummer drei nicht etwas mehr Weiterentwicklung bietet, laufen die Mecklenburger Gefahr, sich schneller wieder von der großen Bühne der Nachwuchswikinger zu verabschieden. „In The Shadows Of Remembrance“ ist ein solides Viking Death Metal-Album, keine Frage. Doch um sich als eine der Großen zu positionieren, muss die Band noch eine Schippe drauflegen.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert