Review The Black Sheep – Not Part Of The Deal

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Rock

Die Anzahl der Frauen, die sich in die Männerdomäne des metallischen Musizierens wagen, lässt sich wohl an einer Hand abzählen. Bewegt man sich dann auf dem Härtegefälle abwärts, finden sich schon mehr weibliche Protagonisten, die auch gerne mal eine Band fronten und dem Cock-Rock frönen (Juliette Lewis und ihre Licks zum Beispiel). Kapellen, die komplett fraulich besetzt sind, finden sich aber auch eher selten. Die Donnas aus dem Land der Cowboys und farbigen Präsidenten kommen einem da zum Beispiel in den Sinn oder auch Vanilla Ninja aus Estland. Nun hat es auch eine deutsche Gruppe aus vier jungen Damen geschafft, die Aufmerksamkeit der Zuständigen bei Roadrunner Records zu erregen, die zufällig in deren Heimatstadt Köln residieren. Eine rockende Girlgroup aus Deutschland, THE BLACK SHEEP.
Zu beurteilen, ob oder wie die Zusammensetzung einer Band deren musikalischen Output bestimmt, sei der Wissenschaft überlassen. Dem Musikjournalisten jedoch fällt die frappierende Ähnlichkeit zwischen den schwarzen Schafen und den Donnas ins Ohr. Wohl gemerkt Ähnlichkeit und nicht Kopie, denn das sei im Voraus angemerkt: Was die vier Mädels aus Köln auf ihrem Debut „Not Part Of The Deal“ abliefern, ist mehr als die simple Kopie nur einer anderen Band, die zufällig auch ausschließlich aus Frauen besteht. Im Jahre des Herrn 2005 entschieden die Schwestern Johanna und Charlotte, ihre Ideen nicht mehr nur mit Gesang und Sologitarre umzusetzen, sondern – wie man das halt so macht – eine Band zu gründen. Schnell fanden sich zwei Mitstreiterinnen für den Bass und die Drums und man konnte loslegen, sich in der lokalen Szene einen Namen zu erspielen. Ein Auftritt für den WDR Rockpalast und Vertretung durch zwei Songs auf dem Soundtrack zum Film „Lauf um dein Leben“ folgten.

Ihre Musik beschreiben die schwarzen Schafe selber als „All Girl Alternative Rock“, doch der Begriff Powerpop beschreibt wahrscheinlich etwas prägnanter, was wirklich aus den Boxen schallt, sobald die CD im Player rotiert. Peter Maffays Stammgitarrist Peter Keller, der auch bei den meisten Songs auf „Not Part Of The Deal“ als Mitautor angegeben ist – wie groß sein Einfluss wohl gewesen sein mag? -, hat dem Longplayer einen aalglatten Sound ohne Ecken und Kanten spendiert, dem es aber dennoch – oder gerade deswegen – gelingt, die Instrumente und Charlottes Stimme als gleichberechtigt nebeneinander zu stellen und in eine druckvolle Soundwand einzuweben. „You Can’t Push Me“, die erste Single und Opener des Albums, kommt genretypisch daher. Präzises Drumming und druckvolle Gitarrenriffs mischen sich mit dem Gesang zu einem nach Schema F strukturierten Lied über die Liebe – keine große Offenbarung -, das aber durchaus zum munteren Mitwippen einlädt und auch nach mehrmaligem Hören nicht nervig wird. Gar kein allzu schlechter Anfang, muss ich gestehen. Zwar wie leider erwartet nicht wirklich schwarze Schafe, sondern mittendrin und unauffällig in der Herde, aber gar nicht mal so abgelutscht klingend, wie befürchtet.

Und glücklicherweise wird es auch nicht wirklich schlechter. Das nachfolgende „My Answer“ geht die Sache etwas langsamer, ruhiger an – kein Powerpop ohne die obligatorischen Balladen – und stellt die Stimme deutlich in den Vordergrund. Es zeigt sich, dass Charlotte zwar keine Ausnahmesängerin ist, aber mit dem, was ihre Stimmbänder hergeben, sehr gut umzugehen weiß und die Instrumentierung wunderbar ergänzt, während sie über Herzschmerz, Jungen und das Leben an sich singt. Recht genretypische Kost also auch in dem Bereich. Das Problem mit all dem ist, dass es, vorrausgesetzt, man ist nicht gerade in der Laune, sich mit Death Metal zuzudröhnen, verdammt schön anhzuhören ist. Die fette Soundwand in „Game Over“, die Ballade „Come Out Now“, die mit leisen Klavierklängen beginnt und zum Refrain geradezu aufbraust. Man müsste sich schon sehr anstrengen, dauerhaft ruhig sitzen zu bleiben. Genau dieser Effekt kann bei Musik, die einem schnell zum Hals raushängt, ziemlich ätzend sein. THE BLACK SHEEP sind es nicht. Wieso dann Problem? Weil es schade ist, dass die Mädels es nicht schaffen, mehr aus der Masse herauszustechen, tatsächlich schwarze Schafe zu sein. Denn ihre Instrumente, respektive die Stimme, beherrschen sie offenbar wie die Profis. Das Gefühl für Melodie, kraftvolle Hymnen und die ruhigeren Balladen scheint da zu sein. Und besoders Johannas Gitarrenarbeit lässt manchmal, zuerst sogar schon im Opener, erahnen, was dabei herauskommen könnte, wenn man sie 4 Wochen in einem Studio einsperren würde, ohne dass die Plattenfirma oder ein erfahrener Produzent dahinterstehen.

THE BLACK SHEEP fischen im Fanggebiet locker-flockig rockender Alternative Bands, haben auf dem Debut eine beeindruckende Dichte an hochwertigen Songs vorzuweisen, musizieren äußerst talentiert und zielgruppensicher, kommen aber leider darüber nicht hinaus. Als optimistischer, weltoffener Redakteur erfreut man sich nun einfach an den unterhaltenden Liedern, die – besonders bei sonnigem Wetter – munter ins Ohr huschen, ein wenig herumwuseln und sich versuchen, einzunisten (unbedingt in „Unwritten Apology“ und „Crash & Burn“ reinhören), überspringt notfalls die Balladen, wenn der Schnulz wieder frech wird und erfreut sich am Leben. Für das gemütliche Rumliegen auf der Wiese im Sonnenschein ein wunderbarer Soundtrack, ja, auch für bärtige, ganzkörper-behaarte Death Metaller jenseits der dreißig. Traut euch! Bleibt zu hoffen, dass es nicht bei diesem einen Album bleibt und die vier Damen ihre musikalische Kreativität eigenständiger ausdrücken können als hier. Mein Appell an Roadrunner, ohne irgendwem Unrecht tun zu wollen: Lasst sie ruhig machen. Hoffentlich schaffen es einige der Songs auch in die einschlägigen alternativen Discos.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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