Review The Elijah – I Loved, I Hated, I Destroyed, I Created

(Post Metal / Post-Rock / Ambient / Indie) Bands, die sich trauen, mehrere an sich nicht zueinander passende Musikstile miteinander zu vermischen, sind heutzutage nichts Besonderes mehr. So etwas sieht und hört man an und hinter jeder Ecke. Bands, die Musikstile miteinander verquicken, die zueinander prinzipiell sowohl im Hinblick auf den musikalischen Aufbau als auch (vor allem) im Hinblick auf die potenzielle Hörerschaft völlig konträr zueinander verlaufen, gibt es jedoch nicht so oft.

THE ELIJAH aus Großbritannien vereinen die Härte und Verschrobenheit von Post-Metal-Bands wie Cult Of Luna mit den verträumten, flächigen Klängen von Post-Rock-Bands à la This Will Destroy You oder Sigur Rós und bieten darüber hinaus eine Mischung aus heftigem Brüllgesang, der eher zu erstgenanntem Musikstil passt und cleanem Gesang, den man eher von Emo-Rock-Bands kennt.

Dementsprechend sind die Kompositionen von THE ELIJAH tendenziell ausladender, ohne allerdings die ausschweifende Epik von zum Beispiel Light Bearer zu erreichen: Kein Lied überschreitet die Sechs-Minuten-Marke. Wie der Album-Titel vermuten lässt, erzählt das Album eine Geschichte: „In Misery, I Loved“, „In Fear, I Hated“, „In Regret, I Destroyed“ und „In Death, I Created“ heißen die einzelnen Abschnitte der Erzählung – diese Reihenfolge macht sich auch im Stimmungsbild der einzelnen Lieder bemerkbar.

Zwar sind THE ELIJAH auch innerhalb der von ihnen gesteckten Grenzen nicht sonderlich variabel, das Album verfügt trotzdem über eine Menge Highlights: Gerade wenn die Band im famosen Ende von „In Death“ – um nur ein Beispiel zu nennen – Gesang, Shouts, Streicher und Gitarren zu einem imposanten Ganzen zusammenfügt, vermögen die Briten zu begeistern. Der Opener „In Misery“ startet dagegen typisch verträumt und bricht immer wieder in wütende Brüllorgien aus, um in den ruhigen Momenten von den gefühlvollen Gesängen des Gitarristen Michael abgelöst zu werden, bevor am Ende des Liedes alles zusammengefügt wird. In „I Loved“ werden die Schreie Dans immer verzweifelter und der Gesang immer sentimentaler.

Das komplette Songmaterial ist sehr homogen und in sich absolut stimmig. So sind Härte, Melodie, Gefühl, Epik und Zugänglichkeit sind in ausgewogenem Maße vorhanden. Lediglich einige Akzente in beide Richtungen setzen die Briten: In „I Destroyed“ wechseln sich schwermütige Streicherorgien und wehklagende Gesänge mit harten Riffpassagen und dazu passenden Shouts ab. Diese greifen öfters, zur Steigerung der Intensität, auch ineinander über – dieses Lied könnte man noch am ehesten als langsam geratenen Post-Hardcore bezeichnen. „In Death“ hingegen ist das am depressivsten eingefärbte Lied: Pure Verzweiflung regiert hier und jagt dem Hörer eine Gänsehaut über den Rücken, bevor die Stimmung später leicht aufhellt und durch das abschließende „I Created“ fortgeführt wird.

„I Loved, I Hated, I Destroyed, I Created“ ist ein großartiges, atmosphärisch unheimlich dichtes Gesamtwerk, das einzig und allein darin schwächelt, dass THE ELIJAH nicht den Mut haben, aus dem immer gleichen Tempo auszubrechen. Letzteres könnte dem Album noch einiges mehr an Abwechslung verleihen. Gleichzeitig sind die Stimmungsumbrüche nach ein paar Hördurchläufen vorhersehbar und die Texte entsprechend der (unter anderen) vertretenen musikalischen Ausrichtung sehr sentimental. Da THE ELIJAH diese jedoch sehr überzeugend rüberbringen, ohne in den Kitsch abzurutschen, kann man darüber auch hinwegsehen und jedem Liebhaber der in diesem Review genannten Bands, auch dank der insgesamt drei Instrumentals, welche sich perfekt integrieren, einen Kauf wärmstens ans Herz legen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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