Review The Lovecrave – Soul Saliva

THE LOVECRAVE aus Italien sind ein gutes Beispiel dafür, dass man sich nicht von holbirnigen Coverartworks und dämlichen Bandfotos abschrecken lassen sollte. Mit beidem liegt man daneben und zwar gründlich. Glücklicherweise zählt die Musik ja doch noch eine Spur mehr und damit können die drei Jungs um Frontröhre Francesca Chiara – zumindest phasenweise – durchaus überzeugen.

Kennen muss man die Mailänder Fraktion wohl nicht unbedingt, gab es doch bis auf das Debüt aus dem Jahr 2006 („The Angel And The Rain“) noch keine akustische Attacke aus dem Hause THE LOVECRAVE. Immerhin scheint man eine fähige Bookingfirma im Rücken zu haben, denn Touren mit The Birthday Massacre, sowie Auftritte beim Wave Gotik Treffen, dem M`era Luna und dem Amphi Festival sind ja durchaus nicht zu verachten. Musikalisch kann man den Vierer laut Info zwischen Iron Maiden und Depeche Mode einordnen, was aber nur in so fern stimmt, als dass man sich weder scheut, harte Gitarren einzubauen, als auch dass man vor elektrischen Einflüssen zurückschreckt. Ein eigener Stil ist tatsächlich auszumachen und dieser manifestiert sich mit gutklassigen Songs vor allem in der ersten Hälfte der Platte. „The Other You“, „And Scream“ und „Warriors“ haben allesamt Power, Eingängigkeit und Atmosphäre in sich vereint, kein Freund der düsteren Rock-Musik macht hier Fehler, wenn er mal reinhört. Bisweilen nervt die leichte Affektiertheit der Sängerin schon etwas, selbstbewusstes Auftreten ist an sich ja in Ordnung, man kann es aber auch etwas übertreiben. Die Stimme ist sehr gut, den Pathos sollte sie wohl noch ein wenig dosieren lernen.

Leider nimmt die Qualität nach hinten hin schon etwas ab, vor allem zwei balladeske Stücke pendeln irgendwo zwischen Belanglosigkeit und Uninspiriertheit. Vielleicht muss man es als Fluch der guten Tat werten, nach dem starken Anfang fällt es natürlich umso mehr auf, wenn das Niveau abnimmt. Schade eigentlich, um ein leicht vorweggenommenes Fazit zu ziehen: da wäre schon noch ein bisschen mehr drin gewesen, dass die Italiener es können, haben sie mit der sehr starken ersten Halbzeit gezeigt. Durchgang zwei geht dann an den Gegner, wer immer das auch sein mag.

Vier Jahre hatte es gedauert, um dem Debüt einen Nachfolger zu verpassen (u.a. deshalb, weil Francesca ein Kind bekommen hat), um nicht doch im im Info angesprochenen großen See der VEröffentlichungen zu versinken, sollte das wegweisende Drittwerk etwas schneller auf dem Tisch liegen und vor allem eine durchgehend hohe Qualität aufweisen. Ohne die paar Alibinummern sicher eine tolle Platte, aber vor dem Kauf ist Antesten Pflicht, bevor man sich nach großartigem Beginn zum Ende hin getäuscht sieht.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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