Review TheSyre – Exist!

THESYRE sind schon was Seltsames. Über die Band gibt es kaum Infos, man weiß kaum mehr, als dass sie seit 1995 bestehen und in Quebec, Kanada gegründet wurden. „Exist!“ ist nun das dritte Album. Der Inhalt der Scheibe ist gleich wieder seltsam, denn es gibt lediglich einen Song mit einer Laufzeit von fast 33 Minuten sowie einen knapp zweieinhalbminütigen Ausschnitt für Radio- und Compilationnutzung.

„One unique question, one unique answer, one unique song“. So wird „Exist!“ von der Plattenfirma beworben. Ob die Frage nach dem Sinn des Lebens an sich und die Antwort darauf, die schon im Albumtitel gegeben wird, so einzigartig sind, sei mal dahingestellt. Die lyrische Seite ist immerhin lesenswert und gut gemacht, man springt recht kritisch mit dem Hörer um. Einzigartig ist dafür die musikalische Umsetzung in Verbindung mit der Länge. Hier pendelt man zwischen Black, Thrash und Industrial und webt auch Stoner-, Rock’n’Roll, und Punk-Momente mit ein. Einordnen lässt sich das ganze absolut gar nicht, nicht mal annähernd, was zu einem innovativen und sehr eigenständigen Ergebnis führt. So lässt sich das Album auch enorm schwer in Worte fassen. Die ersten zwölf Minuten wirken noch wie ein relativ einheitlicher Song, der mit Old-School-Thrash-Riffs aufwarten kann und nicht gerade kompliziert ist. Die Grundmelodie wiederholt sich immer wieder, alles wirkt recht monoton und durch die vielen Wiederholungen recht psychedelisch. Gesanglich fügt sich Eric Syre mit einer recht rauen Stimme ein, seine Stimmbänder scheinen nochmal großzügig mit Schleifpapier bearbeitet und leicht durch den Verzerrer gejagt worden zu sein. Stellenweise kommen auch eine Erzählstimme, Hardcore-typische Shouts sowie mystisch wirkende Chorgesänge zum Einsatz.

Musikalisch wie lyrisch ist nun ein Umbruch zu vermerken. Während die instrumentale Seite nun minutenlang eine Geräuschkulisse verschiedener Klänge inklusive kurzem Einsatz einer akustischen Gitarre ist, wird der Textteil getrennt. Nach der beinahe fünfminütigen Pause geht es mit einer Melodie und einem Rhythmus weiter, die als Mischung aus schwarzmetallischer Klangkunst und punkiger Stimmung und Aufbruchstimmung durchgeht. Überhaupt nimmt der Black Metal einen größeren Teil ein als noch im ersten Abschnitt, der Thrash Metal nimmt sich ihm und der Punk-/Rock’n’Roll-Attitüde nun recht zurück. Teils gibt es nun sogar recht komplizierte Schlagzeugspielereien und mathematische Ansätze an der Gitarre. Im großen und ganzen wird es dennoch nicht zu vertrackt, mit Aufmerksamkeit kann man den Durchblick bewahren.
In der ersten Texthälfte wird der Mensch an sich und sein Handeln, seine Selbstzerstörung kritisiert, man wirft Fragen und Gründe für das Dasein auf und zweifelt den Nutzen des Einzelnen und der Gesellschaft an. Man wird aufgefordert, aufzuwachen und nachzudenken. Der zweite Abschnitt versucht, Antworten und Lösungsansätze darauf zu finden und kommt schlussendlich zu dem Ergebnis, dass man das Leben so gut wie möglich nutzen und genießen muss.

Nachdem „Exist!“ das erste mal ausklingt, wird man noch viele Details und Zusammenhänge des Albums nicht verstanden und erfasst haben. „Exist!“ ist komplex, aber nicht zu kompliziert geraten, fordert aber trotzdem enorm. Sowohl die Musik als auch der Text verlangen Zuwendung, Aufmerksamkeit und Beachtung des Hörers. THESYRE schufen alles andere als ein alltägliches Werk, in dieser Form und diesem Stilmix kam mir noch nichts vergleichbares unter. Es stellt sich mir im Laufe des Albums aber die Frage, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre, doch Unterteilungen zu machen, und seien es nur „Exist! 1“ bis „Exist! 8“, wie etwa bei der neuen Blut aus Nord. Mehrmals sind Stellen mit Stilbrüchen und Umschwüngen vorhanden, die auf einem gewöhnlichen Album ein neues Lied einleiten würden. So ist es aber nun mal ein zusammenhängender Track, ist dann wohl auch ein verständlicher Wunsch der Band, dass man dieses Werk in der richtigen Reihenfolge hört und sich eben damit befasst, zum Nebenbeihören ist es freilich auch nicht geeignet.
Im Bereich des Songwriting hätte man sicher noch mehr herausholen können, keine Frage, dennoch liegt hier ein sehr ambitioniertes Werk vor, bei dem die Musiker beweisen, dass sie technisch sehr begabt sind. Empfehlenswert ist „Exist!“ nun für alle, die sich mit der angesprochenen Stilmischung anfreunden können und eine neue Herausforderung suchen.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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