Review Thrudvangar – Tiwaz

Obwohl das Wikinger-Genre (gefühlt) schon längst nicht mehr so häufig mit haufenweise Odin-Olé-Olé-Einheitsbrei zugemüllt wird, kommt es einem doch so vor, als sei der Strom belangloser Platten in der Szene nach wie vor ungebrochen. Ist ja auch irgendwie einleuchtend: Wenn man sich viel zu sehr auf eine Thematik beschränkt und dieselben kampfeslustigen Riffs immer und immer wieder durchkauen muss, da die Mukke sonst womöglich nicht „true“ genug daherkommt, dann kann irgendwann nur noch Langeweile aufkommen. Dass ebendiese Spielart trotz solcher Einschränkungen immer noch Spaß machen kann, haben uns Amon Amarth mit ihrem letzten Werk bewiesen. Dass es vor allem in deutschen Landen anscheinend nur noch bergab geht, zeigten uns jüngst Varg, um mal ein bekannteres Beispiel zu nennen, und ja, jetzt auch THRUDVANGAR mit ihrem neuesten Streich „Tiwaz“.

Dabei wirkt alles eigentlich recht solide: Das Cover kommt sehr düster daher und die ersten beiden Stücke „Tiwaz“ und „Sonnenwende“ machen doch ganz ordentlich Laune, auch wenn der Sound in einem erst mal gewöhnungsbedürftig dreckigen Gewand erklingt. Schon nach den ersten Gitarrenläufen, die dem geneigten Axtschwinger nach einer kurzen akustischen Einstimmung vor den Latz gebrettert werden, wird klar: THRUDVANGAR kredenzen puren Wikinger-Sound ohne Schnörkel, seit 2012 übrigens auch ohne Keyboarder und, leider Gottes, auch ohne jegliche Innovation. „Tiwaz“, das im Gegensatz zu den Vorgängeralben über Massacre und nicht über Einheit Produktionen erscheint, ist ein neun Stücke andauernder Marsch durch sämtliche Viking-Metal-Klischees, ein Ritt durch uninspirierte Riffs mit einem zugegeben teilweise recht ansprechenden schwarzmetallischen Anstrich, der aber von einer Lawine an unspektakulären Melodien begraben wird. So wirkt das Dargebotene wie aus einem zäh dahinplätschernden Guss: Vor allem „Frei“ hätte auch auf dem neuen Varg-Output zu hören sein können und „Des Kriegers Los“ geht irgendwie vollkommen an mir vorbei. „Schicksal“ zeigt sich dagegen deutlich am Black Metal orientiert, bringt jedoch trotzdem keinerlei Quäntchen Abwechslung mit sich und die erzählende Stimme auf „Der Letzte Weg“ wirkt eher deplatziert, als dass sie Atmosphäre aufbauen könnte. Auch das monotone Gegrunze, welches man auf Albumlänge „ertragen“ muss, trägt zum wahrlich unspektakulären Gesamtbild eines Albums bei, das man nicht wirklich in der Sammlung stehen haben muss, außer…

…man liebt eben Viking Metal und zieht sich ausnahmslos alles rein, was irgendwie nach Schlachtgetümmel klingt. Und mal ehrlich, im Grunde genommen mag ich dieses Genre. Wie sehr habe ich beispielsweise das Debüt von Equilibrium gefeiert. Aber nachdem mir nun auf gefühlt 100 Platten ins Gesicht geschrien, gebrüllt und gegrunzt wurde, wie sehr es doch irgendwelche Bands ganz klasse finden, den alten Göttern zu huldigen, weiß der Teufel welchen Ahnen zu gedenken oder sich mit Axt und Schwert in die Schlacht zu stürzen, dann fällt mir da auch nur noch ein Wort ein: Langweilig. Ich hatte mit diesem Silberling jedenfalls keine Freude, weder auf textlicher noch auf musikalischer Ebene. „Tiwaz“ wird schätzungsweise wohl eher ein Silberling für Fans bleiben und ich lege einfach wieder die neue Amon Amarth rein. Die ist nämlich wirklich gut.

Wertung: 3 / 10

Publiziert am von Steffen Eschmann

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