Review Thundra – Worshipped By Chaos

THUNDRA gibts nun schon seit 1998 und sechs Jahre nach dem Debüt „Blood Of Your Soul“ folgt nun endlich das zweite Album „Worshipped By Chaos“. Gegründet wurden sie vom ehemaligen Enslaved-Drummer Harald Magne Revheim und vom Ex-Einherjer-Bassisten Stein Sund, die dafür ihre damaligen Bands verlassen haben und noch die restlichen Bandmitglieder angeschafft haben.

Musikalisch entfernt man sich nicht allzu sehr von den vorherigen Bands der beiden Gründer, THUNDRA vermischen melodischen Black Metal und Viking Metal.
Rasend schnell gelingt der Einstieg in die Scheibe durch „On Thorns“, eiskalte Riffs treffen auf treibendes Schlagzeug und heiseren Kreischgesang. In punkto Gesang bietet man schon mal gut Abwechslung, was alles noch in diesem Opener bewiesen wird. Erst wird das Tempo durch eine ruhigere Stelle mit heroisch-epischem Klargesang aufgelockert, um gleich danach wieder nach vorne zu preschen und mit tiefen Growls zu überraschen, was bei dieser Musikrichtung ja eher selten ist. Mit dem klaren Gesang könnte manch einer seiner Probleme haben, da er doch etwas nasal klingt. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase dürfte man aber gut damit klar kommen. Der ständige Wechsel und das gute Gleichgewicht zwischen Screams, Growls sowie den cleanen Gesangslinien und Chören (wie etwa bei „At Autumn’s Fall“) gefällt mir hier ausgezeichnet, gut auch, dass alle drei Stimmlagen überzeugend sind. Gut auch, dass man an manchen Stellen einen anderen Gesangsstil erwartet und damit öfter mal überrascht wird.
„Feeling Lost“ wirkt gleich erheblich düsterer und erzeugt durch die im Hintergrund gehaltenen Keyboards eine dramatische Atmosphäre, der Gesang drückt hier in allen Formen seinen Hass aus. Das über achminütige „Hatred Declared“ klingt dann entgegen seinem Namen weniger hasserfüllt, sondern ist eher erhaben, episch und sehr melodisch. Nach knapp einer Minute steht ein wunderbar akustischen Teil, der ausschließlich mit Tasteninstrumenten und heroischem Gesang auskommt, um dann direkt in Raserei zu verfallen, klasse Break. Wie auch sonst oft auf dem Album findet man hier viele Stellen, in der die Leadgitarre dominiert und auch mal Soli präsentiert werden. Mit der Zeit fällt es auf, dass diese Elemente öfter eingesetzt werden. Öfter werden hier auch relativ lange Stücke instrumental und ohne Gesang gespielt, was teilweise echt beeindruckend ist und bei denen die Mitglieder ihr musikalisches Können eindrucksvoll unter Beweis stellen können.

Die ersten drei Stücke sind damit schon recht unterschiedlich und zeigen ganz gut, dass THUNDRA auf Abwechslung setzen. Zwar ist der Großteil des Albums im Highspeed angesiedelt, durch die vielen Leadläufe der Gitarre, den (halb)akustischen Zwischenpassagen und zahlreichen Melodien wird hier gut variiert, so dass zu keiner Zeit Langeweile auftaucht. Das Keyboard spielt öfter mal eine wichtige Rolle, drängt sich aber nicht in den Vordergrund und will die Führung übernehmen, sondern agiert stets songdienlich und unterstützt die Atmosphäre. „Shattered Senses“ kann sogar eine gänsehäutige und melancholische schwarzmetallische Stimmung erzeugen. „The Existing Darkness“ hat ebenfalls eine sehr traurige Stimmung und spielt viel mit akustischen Stellen und klagendem Klargesang.

Die neun Lieder kommen insgesamt auf ganze 57 Minuten Spielzeit, hier wird also einiges geboten. Musikalisch erinnert „Worshipped By Chaos“ sehr gerne an Mithotyn, Windir oder auch älteres von Borknagar, die Chöre lassen ein ums andere mal Gedanken an Menhir auftauchen. Durch die Mischung auf dem Album kann man aber keinerlei Kopie-Vorwürfe anbringen, zudem gibt es momentan auch nicht gerade viele Bands, die einen Stil wie THUNDRA spielen.
Nur die Produktion dürfte noch etwas klirrender und kräftiger sein, vor allem das Schlagzeug geht teilweise ein bisschen unter. Wenn die Norweger das noch ausmerzen und ihren Stil noch ein wenig verfeinern, dürfte man noch mehr als mit „Worshipped By Chaos“ rausholen und gar ein wirkliches Meisterwerk erschaffen können. Überzeugen können THUNDRA nämlich auch hier schon auf ganzer Linie und haben schon jetzt Anspruch darauf, in den Hitlisten der besten Viking / Melodic Black-Scheiben des Jahres 2006 aufzutauchen. Nun kann man nur hoffen, dass es nicht wieder sechs Jahre bis zum nächsten Album dauert…

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert