Review Too Close To Touch – Haven’t Been Myself

Den ersten verstörenden Eindruck hinterlassen TOO CLOSE TO TOUCH mit dem Artwork ihres zweiten Albums, das einen nackten Mensch in am Boden zerstörter Pose zeigt und dadurch von einer depressiven Stimmung umgeben ist. Passenderweise trägt der Longplayer den Titel „Haven’t Been Myself“, eine Gefühlslage, die sicherlich jeder von uns schon einmal durchlebt hat. Wie sehr passt sich aber die Musik der Alternative-Rocker aus Lexington, Kentucky dem Cover an?

Gar poppig startet der zweite Streich des Quintetts mit „Sympathy“, Gitarren sind nur dezent untermalend eingesetzt, es dominiert der klare Gesang von Keaton Pierce und das Schlagzeug von Kenneth Downey. Im Refrain nimmt der Titel dann deutlich an Fahrt auf, kann durch Energie punkten und weckt Erinnerungen an die Kanadier Billy Talent zu Zeiten ihres Releases „Billy Talent II“ im Jahr 2006. In Sachen Produktion kann man am neuen Material von TOO CLOSE TO TOUCH auch wenig aussetzen, ingesamt überraschen die elf Songs aber doch in einigen Facetten. So wird die zaghafte Melodieführung in „What I Wish I Could Forget“ urplötzlich von Metalcore-Parts durchbrochen, die leider nur kurzfristig aufhorchen lassen. Insgesamt dominiert der Eindruck, dass das Unverstandensein von der Welt da draußen und eine melancholische Emotionslage fast alles dominieren, was die fünf Rocker in ihren neuen Songs ausmacht. Sei es das sehnsüchtig vorgetragene „Translate“ oder das von einigem Pathos getragene „Miss Your Face“ mit seinen schier unerträglichen Uh-Uh-Uh-Chören, hier kommen das Gehör und die Musikliebhaber-Seele schnell an ihre Grenzen. Auch im weiteren Verlauf dümpeln die Titel leider etwas vor sich hin und Langeweile schleicht sich ein. „Inside Voices“ wird von einem Keyboard eingeleitet, das ein wenig mehr Tiefgang vorgaukelt, ehe der Song in das typische Schema verfällt. Ein bisschen harte Gitarren und poppiger Gesang machen eben nicht zwangsläufig eine gute Mischung.

TOO CLOSE TO TOUCH ist eine ambitionierte Alternative-Rock-Band, die das Genre nach nordamerikanischen Standards in guter Weise vortragen kann. Der größtenteils schwülstig aufgetragene Anstrich an Emotionalität ist aber auf Langspieldauer ziemlich ermüdend. Für nette Hintergrund-Berieselung ist die Musik auf „Haven’t Been Myself“ wohl am besten geeignet. Dem zuckersüß-kitschigen Gesang von Frontmann Keaton Pierce hätten gerne noch mehr brachiale und härtere Momente zugestanden werden können, ebenso fehlt es an den großen Ohrwurm-Qualitäten, die in Zukunft gerne noch ausgebaut werden können.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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