Review Zen Zebra – Awaystation

Fünf schlecht rasierte Deutsche in Karohemd und Sonnenschein: Sieht schwer nach Hipster-Alarm aus. „Aber die kommen doch gar nicht aus Berlin“, wird sich der durchschnittliche Leser jetzt denken. Stimmt zwar, hilft aber auch nix. Das Label-Debüt der zum Bild gehörenden deutschen Band ZEN ZEBRA nennt sich „Awaystation“ und erscheint damit ähnlich avantgardistisch wie sich die Band offenbar selber gerne sieht. Ob dabei auch was rumkommt, ist eine andere Frage.

Anstatt von rumkommen könnte man auch von „umkommen sprechen, denn gleich der erste Track klingt wie eine Verquickung der nervigsten Stilelemente von Franz Ferdinand, den Kings Of Leon und den Kaiser Chiefs in ihren schlimmsten Moment, das heißt Dosenriffs getoppt mit unerträglichem Gesang in unerträglichen Tonlagen. Kostprobe gefällig? Wirklich? Okay: „Dooouun’t beeee säääääiiiilllfiiiisch.“ Das tut weh. Ich habe noch nie verstanden, was daran cool oder angesagt sein soll, wenn man plötzlich versucht, so zu singen/klingen, als wäre man nachträglich kastriert worden. Die Anbiederung an den Pop-Kultur-Mainstream kann es nicht sein, denn dann würde man nicht diese extrem alternativen Post-Rock-Gitarren auspacken (die ja eigentlich gar nicht verkehrt sind, hier am Gesamtbild aber auch nicht viel ändern können). Die Anbiederung an Emo-Bands? Kann eigentlich auch nicht sein, denn erstens biedert man sich an die meistens nicht an, außerdem könnte man da gleich einpacken, weil diese Bands, zumindest die besten dieser (Boyetsfire, The Get Up Kids, Samiam, Taking Back Sunday etc.), in der Regel erstens auch in härteren Regionen unterwegs sind und zweitens charismatische, ausdrucksstarke Songs und Sänger schreiben beziehungsweise haben. Das fehlt bei ZEN ZEBRA.
Gibt es zur Musik noch etwas zu sagen? Ja, denn neben den grausamen Spitzen, die die Band dem Hörer verpasst, schafft sie es auch, belanglos durch die Boxen zu schallen, das macht schon was aus: Hier und da versucht man sich mit ein bisschen Indie-Rock („Read Me To Sleep“) oder Balladen („This Song Could Bear All Your Names“) und in „Polyanna Places“ auch mal mit gnadenlosem Britpop. Der am Mikro stehende Herr Endt gibt sich weiterhin Mühe, wie eine zu stark aufgezogene Spieluhr zu klingen und etwaige Highlights sind nicht zu finden.

“Awaystation” ist mitunter nervig, mitunter anstrengend, mitunter unerträglich. Originell zumindest nicht, da hilft es auch nicht, dass das Album von der Fachpresse durchgehend gefeiert wird. Vielleicht sieht man in ihnen ja die neuen Maroon 5 oder so. Dann nehme ich aber ganz fix den Zug zur nächsten „Awaystation“ und bleib dort, damit ich mir Akt Nummer zwei der Tragödie nicht auch noch antun muss.

Wertung: 3 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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