Review Fish – Return To Childhood

Nach der Trennung von Marillion und ihrem ersten Sänger Derek William Dick (Fish) in den späten 80er Jahren entwickelten sich beide Projekte weg von ihren progressiven Wurzeln. Während sich Marillion immer mehr Richtung anspruchsvollem, experimentellem Pop und Artrock entwickelten, versuchte Fish mit seinem ersten Soloalbum „Vigil In A Wilderness Of Mirrors“ noch mal, ein Stück Marillion-Atmosphäre einzufangen. Doch seitdem hat auch er sich dem Gebiet der anspruchsvollen Rockmusik zugewandt. Weiterhin wird seine Musik vor allem durch seine unverwechselbare Erzählstimme getragen. Obwohl dies jetzt so klingt, als ob die beiden Bands stilistisch gar nicht so weit auseinanderliegen, so sind die Unterschiede doch beachtlich. Mit den Ur-Marillion können sich schließlich beide Parteien nicht mehr so richtig anfreunden.

Im Jahre 2005 feierte das Konzeptalbum der ersten Marillion-Inkarnation, „Misplaced Childhood“, seinen zwanzigsten Geburtstag. Dieses Jubiläum hat Fish letztes Jahr ausgiebig gefeiert und das Konzeptalbum mit seiner eigenen Band auf den Livebühnen der Welt zu neuem Leben erweckt. Wie der Titel des vorliegenden Dokuments schon verrät, finden wir einen solchen Konzertabend auf dieser gut zweistündigen Doppel-Live-CD, die vor allem durch ein wunderschönes Artwork auftrumpfen kann.

Dann ist es leider mit den überaus positiven Eigenschaften auch schon wieder vorbei. Fishs Gesangsleistungen werden schon seit etlichen Jahren kontrovers diskutiert. Auf „Return To Childhood“ singt er zwar durchaus akzeptabel, aber die Brillanz und Frische der damaligen Zeit ist endgültig vergangen. Auf CD2 finden wir also das komplett aufgeführte „Misplaced Childhood“ zusammen mit den Marillion-Klassikern „Incommunicado“ (von „Clutching At Straws“), „Market Square Heroes“ und „Fugazi“. Leider wirkt die Darbietung gegenüber der Studioversion arg schwach, da die Keyboardsounds viel zu weit nach vorn gemischt sind und zudem einen schrecklich quitschigen Sound aufweisen. Hier ist der Grad zwischen wunderschön und stillos leider sehr schmal. Auch sehr gewöhnungsbedürftig ist der Einsatz einer Backgroundsängerin. Diese unterstützt Fish an schwierigen Stelle und soll dem ganzen wohl etwas mehr Tiefe geben. Genau das Gegenteil ist leider der Fall: Der Gesang wirkt unpassend, kitschig und qualitativ mittelmäßig. Ansonsten versucht man aber, sich nicht zu weit vom Original zu entfernen.

Auf CD1 präsentiert Fish neun Songs aus seinen bisherigen Soloalben. Diese Tracks wissen schon wesentlich mehr zu überzeugen, scheinen eher auf ihn zugeschnitten zu sein. Leider finden wir auch hier die Backgroundsängerin vor. Musikalisch hat dies auch gar nichts mehr mit Prog zu tun. Wirklich begeistern kann mich jedoch auch dieses Material nicht. Es wirkt wie einfach runtergespielt, ohne Tiefe, Emotion und Leidenschaft, für die Fish einst so bekannt war.

Letzten Endes stellt sich, so hart diese Worte auch sind, die Frage, wer dieses Livealbum wirklich braucht. Denn erstens gibt es von Fish schon etliche Livealben und zweitens liegt uns „Misplaced Childhood“ auf dem Marillion-Livedokument „The Thieving Magpie“ in einer wesentlich dynamischeren, originelleren und mitreißenderen Version vor, was „Return To Childhood“ so gut wie überflüssig macht. Insgesamt leider nur Mittelmaß.

Keine Wertung

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