Review Skitliv – Skandinavisk Misantropi

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

„Scheiß Leben“ – so lautet der Bandname der Norweger SKITLIV wörtlich übersetzt.
Deutlicher könnte man seine Einstellung zum Leben, dem Universum und dem ganzen Rest eigentlich kaum ausdrücken… aber wer hätte vom Ex-Mayhem-Fronter Maniac und seinem Kompagnon Niklas Kvarforth (Shining) schon erwartet, sie würden ihre Gesinnung durch die Blume ausdrücken. Und so überrascht auch der Albumtitel des nun, nach zwei Jahren Bandbestehen erscheinenden Debüt-Full-Length-Werkes wenig: Skandinavisk Misantropi“ steht auf dem Programm.

Ex-Mayhem, Shining, Misanthropie… diese Begriffe lassen unweigerlich an norwegischen Black Metal denken – wer allerdings Musik dieser Spielart, eventuell vergleichbar mit der der genannten Formationen erwartet, sollte vorgewarnt sein. Denn, wie auf den beiden EPs, bieten SKITLIV auch auf „Skandinavisk Misantropi“ eher eine Mischung aus Noise, Doom und Psychedelic Ambient Metal, wenn auch mit unüberhörbar schwarzmetallenen Einflüssen. Dass das Album stilistisch den EPs sehr nahesteht, lässt sich schon daran erkennen, dass „Slow Pain Coming“ zum mittlerweile dritten Mal seinen Weg auf einen SKITLIV-Silberling gefunden hat, war er in unterschiedlichen Versionen bereits auf beiden EPs vertreten – selbiges gilt für „A Valley Below“, zählt man die live-Version auf „Amfetamin“ mit, und auch „Hollow Devotion“ kennt man bereits von eben diesem Livemitschnitt. So wirklich stören wird das jedoch aus mehreren Gründen niemanden: Zum einen ist die erste EP mit dem handlichen Titel „Kristiansen And Kvarforth Swim In The Sea Of Equilibrium While Waiting“ dank einer Limitierung auf 393 Kopien längst vergriffen und die „Amfetamin“-EP in Deutschland nur schwer zu bekommen, so dass die Zahl derer, die bereits beide Werke ihr eigen nennen, wohl eher begrenzt sein dürfte. Zum anderen waren beide EPs ja eher als Demos zu verstehen, so dass es schön ist, zu hören, wie sich die genannten Tracks im Kontext eines Albums so machen.
Und sie machen sich großartig, soviel steht fest: „Skandinavisk Misantropi“ hat von der ersten bis zur letzten Minute eine unglaublich dichte Atmosphäre vollkommen verstörender Sickness: Über räudige Gitarren kratzt Maniacs abgefuckte Stimme, dass es einem heiß und kalt den Rücken hinunterläuft… doch wird hier bei Leibe nicht nur mit noisigen Klängen um sich geworfen, viel mehr finden sich auch eine ganze Menge wirklicher Riffs, auf die so manche Black Metal-Band stolz wäre. Das Sahnehäubchen jedoch ist die illustre Schar Gastmusiker, die man zu einem Beitrag auf dem Album überreden konnte: Ob nun Attila von Mayhem, David Tibet oder Gaahl, dessen stimmliche Fertigkeiten hier zum wohl vorerst letzten Mal bewundert werden können, nachdem er sich unlängst aus der Szene zurückgezogen hat – alle geben den Songs durch ihr Charisma eine ureigene Note, wie das bei Gastauftritten eben so sein sollte. Das beste Beispiel dafür ist wohl „SkumDrug“, ein 13 Minuten andauerndes, psychedelisches Monster aus monotonen Cleangitarren-Klängen, Piano und einem vollkommen abartigen Röchel-Duett der beiden Mayhem-Stimmgeber, bei dem Altmeister Attila seinen Stimmbändern Geräusche entlockt, die an Alles, nur nicht an eine humanoide Lebensform denken lassen.
Musikalisch ist das Album also ein großer Wurf und erfüllt meine hohen Erwartungen voll und ganz – lediglich die Umsetzung hinsichtlich des Sounds ist zumindest gewöhnungsbedürftig: Die verzerrten Gitarren sind extrem höhenlastig und für meinen Geschmack fast einen Tick zu leise abgemischt (letzteres ist bei den Clean-Gitarren noch drastischer festzustellen), so dass sie gegen die dröhnende Basedrum teilweise arg schwachbrüstig daherkommen, das Schlagzeug erinnert stellenweise an das klappernde Bettgestell der Nachbarn. Sicherlich, hat man sich über mehrere Durchgänge an den Sound gewöhnt, stört dieser nicht mehr all zu sehr, dennoch hätte hier ein vollerer, ausgewogenerer Gesamtsound durchaus noch einiges herausholen können, wirken manche Stellen doch arg verunglückt…verwunderlich, war der Klang des EP-Vorgängers doch durchaus angemessen.

Mit „Skandinavisk Misantropi“ liefern Maniac und Konsorten ein wirklich starkes Debüt-Album ab, welches bis auf die leider erheblichen Mängel im Soundbereich wenig Anlass zu Kritik bietet:
Gesangliche Ausnahmeleistungen treffen durchweg gutes Songmaterial, das es schwer macht, spezielle Höhepunkte herauszugreifen: Wer etwas mit dem zugegebenermaßen sehr eigenwilligen Stil SKITLIVs anfangen kann, wird hier in die Vollen, wer nicht, wohl bei jedem der acht Lieder ins Leere greifen.

Wertung: 7.5 / 10

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