Konzertbericht: Helter Skelter

13.06.2015 München, Circus Krone

logoCover-Musik per se mag nicht das anspruchvollste Standbein sein, ist doch wenig kreative Eigenleistung gefordert. HELTER SKELTER suchen ihre musikalische Herausforderung eher in jenem weit gefassten Classic-Rock-Spektrum, das sie im Münchner Circus Krone in 3,5 Stunden (!) zum Besten geben. Und überzeugen an gleicher Stelle, ganz im Stile ihrer musikalischen Vorbilder.

Helter_Skelter_460x460-d44b49b088659383a1b5af4011855f00Während parallel Helene Fischer das Olympiastadion ausverkauft, füllt sich der Zirkus anfangs nur spärlich, kurz vor Beginn aber gut genug, um auch bei sommerlichen Außentemperaturen für ordentlich Stimmung im weiten Rund zu sorgen. Neben dem erstklassigen Sound trägt dazu eine hervorragende Songauswahl bei, die die Qualitäten der einzelnen Musiker unterstreicht. Sei es Sänger Dan Lucas, der sich ganz im Stile eines Ian Gillan – im positiven Sinn – durch „Child In Time“ jault oder Saxophonistin Andrea Emser, die Janis Joplin in „Bobby McGee“ näher kommt als man dies für gewöhnlich zu hören bekommt. Während den über 200 Minuten werden auf der Bühne nicht nur die Instrumente rotiert, sondern auch die Bandbesetzung immer wieder an die jeweiligen Songs angepasst. Die volle Rockdröhnung mit allen verfügbaren Gitarren, Schlagzeug und Bass gibt es unter anderem bei „Radar Love“ von Golden Earring oder Eric Claptions „Layla“ in der nicht-akustischen Version direkt zu Beginn des Sets.

Nach eigener Aussage haben sich HELTER SKELTER dem Classic-Rock der späten 60er, 70er und Anfang 80er Jahre verschrieben. Sie wollen den Klang dieser Zeit aufnehmen, um ihn festzuhalten, weiterzugeben und andauern zu lassen. Das klingt zunächst wenig spannend oder neu, doch dafür füllen die Musiker diese Zeilen live mit erstaunlich viel Eigenleben. Nur manchmal reicht es wie bei „Paranoid“ eben nicht ganz an das Original heran. Dennoch hätte Ozzy Osbourne bei dieser Version seines Klassikers sicherlich nicht vor Frust in eine Fledermaus gebissen. Dafür ist die Liebe und Begeisterung bei HELTER SKELTER zu sehr spürbar.

unnamed_2Vielleicht sind über 3 Stunden Live-Musik aber auch etwas zu viel der Liebe und Begeisterung. Doch die Publikumsreaktionen geben der Band Recht. So schwelgt die etwas gehobenere Altersklasse zu „I Came For You“ von Manfred Mann’s Earth Band oder „Because The Night“ von Patti Smith in wonnigen Jugenderinnerungen. HELTER SKELTER spielen sich mit ihrem Wohlfühl-Rock quer durch jene Epoche der echten Rockmusik, die immer weiter in die Vergangenheit rückt und durch diverse Songs doch immer zeitlos bleibt. Eine grobe Zusammenfassung der größten Hits bietet dieser Abend, der so gerne nicht nur an Feiertagen im Radio zu hören sein dürfte. PInk Floyd widmen die Musiker sogar einen eigenen Block mit mehreren Stücken in Folge.

Vor musikalischen Herausforderungen schrecken HELTER SKELTER nicht zurück – und meistern diese stets nahe am Original, manchmal beeindruckend nahe. Natürlich wirft dies am Ende immer auch die Frage auf, wie befriedigend diese Art der Kopie ohne merkliche Eigeneinflüsse auf Dauer sein mag. Tempo, Instrumentierung, Rhythmus oder Stimme laden bei einigen Vorlagen durchaus zu mehr Eigeninterpretation ein. Am Ende beschränken sich die Süddeutschen aber auf ihre erprobten Stärken und das dürfte auch in Zukunft noch für die ein oder andere gelungene Retro-Party mit Schmiss sorgen.

 

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