Review Tarnkappe – Tussen Hun En De Zon

  • Label: Hammerheart
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Black Metal

TARNKAPPE sind eine Art Supergroup aus drei Mitgliedern von renommierten niederländischen Underground-Black-Metal-Bands, deren Namen hierzulande aber den wenigsten bekannt sein dürfte. Es ist wohl ebenfalls zu erwarten, dass ihr Debüt „Tussen Hun En De Zon“ im avantgarde-versessenen Deutschland nicht allzu große Wellen schlagen dürfte. Denn – um einmal mehr die ausgelutschteste aller Phrasen zu bemühen – sie erfinden das Rad nicht neu: True Black Metal der Marke Marduk, zwar leidenschaftlich gespielt, aber am Ende doch nur ein kleiner Tropfen im großen, schwarzen See der Szene und ohne jegliches Alleinstellungsmerkmal. Genauer muss man die Musik eigentlich gar nicht beschreiben. Trotzdem ist „Tussen Hun En De Zon“ ein starkes, gut gemachtes, mitreißendes und manchmal auch berührendes Album, ja es reizt den engen, selbstgesteckten Rahmen eigentlich fast vollkommen aus.

Die Songs wahren sich ein wenig Abwechslung, werden mal etwas melodischer und emotionaler, mal etwas brutaler und wilder. Wirklich gut gelungen ist TARNKAPPE der letzte Track „Wouddwalen“ („Waldwandern“), ein neunminütiges Minimal-/ Ambient-Stück, welches mit seinen ständig wiederholenden, nur langsam variierenden Melodien tatsächlich eine schöne Atmosphäre aufbauen kann. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass True-Black-Metal-Bands so etwas heutzutage noch anständig zustande bekommen.

Die Produktion ist rau und rumplig, bleibt aber definitiv im hörbaren Rahmen. Dadurch, dass Gitarre und Gesang gleichweit in den Vordergrund gemischt wurden, entstehen – ob gewollt oder nicht – manchmal ziemlich coole Momente, wenn Gekreisch und Riffs miteinander verschmelzen.

Musikalisch gibt es an „Tussen Hun En De Zon“ also eigentlich nichts auszusetzten. Wenn man mit der richtigen Erwartungshaltung ans Hören geht, kann das Album sogar zu einer durchaus positiven Überraschung werden, trotz eigentlich recht generischem Inhalt. Schade, dass TARNKAPPE ihre Musik selbst durch das Äußere der Platte abwerten: Die düstere Fotografie auf dem Cover kann man ja noch als „stilecht einfallslos“ durchgehen lassen und über das unansehnliche Fraktur-Logo kommt man ebenfalls hinweg, aber solche lyrischen Höhenflüge wie der Songtitel „Mit Ketten Am Leiche“ haben dann doch eine ziemlich abschreckende Wirkung (von den stellenweise verständlichen Texten gar nicht zu reden). Niemand erwartet ausgefeilte Gedichte à la Dornenreich oder Emperor, aber derartige Dinge sind nun mal auch Teil des Gesamtkunstwerkes, das die Band mit einem Album abliefert. Und wenn dies, wie hier, so sträflich vernachlässigt wird, kann das auch einmal zu geringfügigem Notenabzug führen. „Tussen Hun En De Zon“ beschert TARNKAPPE am Ende dennoch sieben optimistische Zähler, weil sich True Black Metal ohne irgendwelchen Schnickschnack 2014 einfach genau so anzuhören sollte. Wer sich nun von diesen Zeilen angesprochen fühlt, kann sich die Scheibe bedenkenlos zulegen. Wer aber schon findet, dass sich jedes neue Darkthrone-Album wie das letzte anhört, der verpasst hier ganz sicher nichts.

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Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Tobias Schultz

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