Review WETO – Schattenspieler

  • Label: F.A.M.E.
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Rock

Mit „Schattenspieler“ melden sich WETO nach rund fünf Jahren in der Musikwelt zurück – irgendwo in den düsteren Sphären zwischen straightem Deutschrock und Neuer Deutscher Härte. Der größtenteils unbekannte wie hochklassige Vorgänger „Das Zweite Ich“ legte die Messlatte für den Nachfolger sehr hoch. In diese Wertungshöhen dringen die Männer von Flake dieses Mal nicht vor. Dennoch ist der „Schattenspieler“ mehr als der dunkle Bruder des Schandmaulschen „Traumtänzers“.

Nach wie vor nehmen WETO kein Blatt vor den Mund: Auf „Schattenspieler“ behandeln sie in zwölf Tracks allerlei Missstände und Tabus der modernen Gesellschaft. Von Burnout („Ausgebrannt“) über Schläfer („Krank“) bis zu Religion/Politik („Orient & Okzident“) erstreckt sich das Themenspektrum – individuell interpretier- und erweiterbar. Die stark plakativen Texte von Sänger Thomas lassen persönliche Auslegungen zu.
Frohsinn und Heiterkeit sucht man indes vergebens. Zu ernst sind die Themen, zu brutal die Inhalte. Entsprechend gitarrenlastig und keyboardgetrieben ist das Soundbild. Im Vergleich zu Schandmaul geizen WETO nicht mit Synthesizereffekten und -spielereien. Dennoch ähnelt der Sound insgesamt mehr dem großen Folkbruder als auf „Das zweite Ich“.

Dies liegt u.a. daran, dass WETO mit „Feuertanz“ einen Schandmaulsong wieder zurück zu den Ursprüngen geführt haben. Darüber hinaus hat das Quintett mit „Wie Zwei Raben“ eine waschechte Ballade nebst 3,5-minütigem Gitarrensolo in petto.
Richtig ausgetobt haben sich die Musiker bei „Reise“, „Ausgebrannt“, „Krank“ und „Was bleibt“. Hier stimmt die Symbiose aus Text und Musik so wie 2006. Sei es das alltägliche Hamsterrad oder die geistigen Wahnvorstellungen – alles wurde so umgesetzt, dass die Botschaft eindringlich und gleichzeitig stimmig vermittelt wird.
Die neuen musikalischen Wege überzeugen am ehesten bei „Orient & Okzident“ sowie dem thematisch wie musikalisch ähnlichen „Glaubst du“. Es sind kleine Anreicherungen wie orientalische Rhythmen, die den WETO-Sound umfangreicher machen und gleichzeitig die unverkennbaren Grundstrukturen erhalten.

Weniger gelungen sind der beinahe jaulige Refrain in „Eiszeit“ und der poppig-schmalzige „Schattenspieler“ als Titeltrack. Die ursprünglich gespielte Livevariante mit mehr Härte und weniger seichten Gitarrenparts hätte WETO auch auf CD besser zu Gesicht gestanden. „In das Licht“ fehlt trotz prominenter Unterstützung von Unheilig-Keyboarder Henning Verlage der letzte Kick, zündende Funke, etc., um mehr als relativ belangloser Durchschnitt zu sein. Da hätten sich andere Songs eher für eine doppelte VÖ mit Album- und Radio-Version angeboten.

So bleibt „Schattenspieler“ ein gutes Album mit dem nötigen Arsch in der Hose. Vieles stimmt, doch die Tiefe, Bandbreite und durchgehende Intensität des Vorgängers erreicht die neue WETO-CD leider nicht.

Wertung: 8 / 10

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