Review Barren Earth – A Complex Of Cages

Was vor elf Jahren als Idee von Olli-Pekka Laine – Bassist und Gründungsmitglied von Amorphis, zu denen er nach 17 Jahren Abwesenheit letztes Jahr zurückkehrte – begann und sich zur Supergroup mit Musikern aus Moonsorrow, Kreator und Hamferð entwickelte, hat nun bereits Album Nummer vier erreicht. „A Complex Of Cages“ heißt das neue, mit einem genialen Albumcover ausgestattete Werk von BARREN EARTH und stellt die zweite Platte mit Hamferð-Vokalist Jón Aldará dar, der seit dem Vorgänger „On Lonely Towers“ den ausgestiegenen Swallow-The-Sun-Sänger Mikko Kotamäki ersetzt.

Wenn „A Complex Of Cages“ eines ist, dann ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass jener Sängerwechsel die absolut richtige Entscheidung war. Obwohl Kotamäki gerade in Sachen Growls kein schlechter Sänger ist und gut zu Swallow The Sun passt, ist Jón Aldará nun mal einfach verdammt noch mal Jón Aldará. Dieser unscheinbare blonde Kerl von den Färöer-Inseln, der zusätzlich zu kraftvollen, tiefen Growls auch eine absolut grandiose Klargesangsstimme besitzt, gegen die der schwach und technisch unsicher säuselnde Kotamäki nicht ankommt. Aldará ist es zu einem großen Teil zu verdanken, dass „A Complex Of Cages“ so wahnsinnig gut funktioniert.

Gleich die ersten drei Stücke, „The Living Fortress“, „The Ruby“ und „Further Down“, brennen sich bereits beim ersten Durchgang mit ihren emotionalen, wunderschönen Refrains in die Gehörgänge des Hörers. Dagegen kommen die zweifellos mehr als soliden, aber eben nur selten herausragenden anderen Instrumente kaum an, was irgendwo schon immer ein Grundproblem bei BARREN EARTH war. Es ist nicht so, dass die Musik unspektakulär ist, aber die Konkurrenz in Bezug auf technische Fertigkeiten und außergewöhnliches Songwriting ist gerade im Progressive Metal sehr groß. Dennoch zeigen sich BARREN EARTH auf ihrem vierten Album sehr kreativ und können neben ihren melodischen Passagen auch diverse vertracktere Riffs und Soli vorweisen.

Gerade in der ersten Hälfte liefert die Truppe einen interessanten Track nach dem anderen. „Zeal“ beispielsweise beginnt als düsteres Klavierstück, das in einen stampfenden, verspielten Midtempo-Song übergeht, ehe das Sextett in einen wundervollen, melodischen Schlussteil wechselt.
In der zweiten Hälfte der Platte geht BARREN EARTH dann leider kurzzeitig ein wenig die Luft aus, bevor „Withdrawal“ das einstündige Album dann zu einem ruhigen, aber angemessenen und gelungenen Ende bringt. Obwohl „Dysphoria“ und „Spire“ wahrlich keine schlechten Songs sind, fallen sie im Vergleich zum restlichen, wahnsinnig starken Album doch etwas ab. Songs wie „Solitude Pith“ dagegen sind einer der Gründe, warum „A Complex Of Cages“ unbedingt mehrere Durchläufe benötigt, um wachsen zu können. Wo der über zehn Minuten lange Track in der ersten Hälfte noch recht unscheinbar daherkommt, legt er in der zweiten so richtig los und punktet mit hervorragenden Keyboard-, Bass- und Gitarrensoli.

Überhaupt muss an dieser Stelle Keyboarder Antti Myllynen gelobt werden: Gerade im Metal, wo der Posten für spektakuläres Riffing und ausschweifende Soli für die Gitarristen reserviert ist, weiß Myllynen sich gekonnt zu behaupten und die gängigen Keyboarderklischees aus dem Power Metal zu umgehen. Sein technisch ausgereiftes und dennoch stets atmosphärisches Spiel, das von Lead-Synthies über Orgel bis hin zu Flötenklängen reicht, setzt stets die richtigen Akzente, ohne übertrieben zu wirken oder unterzugehen. Doch auch die Saitenfraktion macht ihre Sache ähnlich gut und fällt positiv durch Gespür für Melodik, Groove und gezielte Verzierungen auf.

Obgleich das Album nicht gänzlich frei von Schwächen ist, hat die Supergroup BARREN EARTH mit „A Complex For Cages“ ein ausgezeichnetes Werk erschaffen. Hamferð-Vokalist Jón Aldará hat nun endgültig seinen passenden Platz im Songwriting gefunden und beeindruckt mit umwerfenden Gesangsmelodien, zu denen sein Vorgänger schlicht nicht in der Lage gewesen wäre. Obwohl vor allem das musikalisch starke Debüt „Curse Of The Red River“ viel zu bieten hatte, haben BARREN EARTH spätestens jetzt auf dem vierten Album ihren Sound im progressiven, melodischen Death Metal gefunden, der voll und ganz zu den Musikern passt und in dem sich die Band wohlfühlt.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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