Konzertbericht: Okilly Dokilly

10.12.2019 München, Backstage (Club)

Manche Bands haben verstanden, wie man Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wie sonst ist es zu erklären, dass eine Band wie OKILLY DOKILLY existiert? Gemäß dem Namen treten alle Bandmitglieder als Ned Flanders verkleidet auf, haben entsprechende Pseudonyme (Head Ned, Shred Ned, Zed Ned, Dread Ned und Bed Ned) und basteln ihre Texte vollständig aus Zitaten des Nachbars von Homer Simpson. Musikalisch wird das Ganze in Form einer wüsten Mischung aus 8-Bit-Punk, Metalcore und Hardcore dargeboten. Ein Konzertbesuch auf der ersten Europatour dieser schrägen Band ist entsprechend Pflicht.

Diesen Gedanken hatten ganz offensichtlich noch viele andere Personen: Der Backstage Club ist mit seinen rund 300 Plätzen an diesem Abend nahezu ausverkauft – einige männliche wie weibliche Ned-Cosplayer inklusive. Pünktlich um 20:30 Uhr erlischt das Licht und OKILLY DOKILLY betreten als einzige Band des Abends unter lautem Jubel die Bühne. Dem obligatorischen Krachintro folgt die erste Ansage des Abends: „Hey Neighberinos, we’re OKILLY DOKILLY and play some heavy nedal music for you.“ Von dort an bricht sich der Wahnsinn Bahn. Der rasante Synthiepunk, der an Bands wie Antitainment oder Horse The Band erinnert, stachelt das Publikum zu einem überraschend rüden Moshpit an und macht gleichzeitig mächtig Spaß.

Das eigentlich Unterhaltsame aber sind die Ansagen zwischen den tempo- und breakdownreichen Songs: Hier verweist Head Ned auf Shelbyville, hört in provozierten Buh-Rufen natürlich Boo-urns-Rufe und lobt das Linkshändertum – selbstverständlich immer in Neds charakteristischer Stimme und mit einer fast beeindruckenden Ernsthaftigkeit. Als Höhepunkt der Show testen OKILLY DOKILLY dann noch, ob das Münchner Publikum die „Re-Neducation“ erfolgreich durchlaufen hat: Wer 100 % Ned sein will, muss 0 % Homer sein, so die Logik der Truppe. Und wer 0 % Homer ist, hasst Donuts. Der Test selbst ist so simpel wie effizient: OKILLY DOKILLY „füttern“ den Moshpit mit einem aufblasbaren Riesen-Donut – und stoppen die Zeit bis zu dessen restloser Zerstörung. Lange müssen sie sich nicht gedulden: In völliger Ekstase meistert das Publikum die nicht ganz einfache Aufgabe in Rekordzeit.

Zur Zugabe kommen OKILLY DOKILLY dann mit dem fast obligatorischen Glas „White Wine Spritzer“, um den entsprechenden Song angemessen zu zelebrieren. Doch damit nicht genug – sie haben sich noch einen weiteren Gag bis zum Schluss aufgehoben: Vor dem finalen „Nothing At All“ entledigt sich Sänger Head Ned kurzerhand seines grünen Ned-Pullovers, seines rosa Ned-Hemds und seiner grauen Ned-Hose – zum Vorschein kommt der Skianzug von „Stupid Sexy Flanders“.

    1. Reneducation
    2. When The Comet Gets Here
    3. You’re A Jerk
    4. Flanderdoodles
    5. I Can’t, It’s A Geo
    6. Bulletproof Glass
    7. Vegetables
    8. All That Is Left
    9. More Animal Than Flan
    10. They Warned Me
    11. Purple Drapes
    12. Godspeed Little Doodle
    13. Donut Hell

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  1. White Wine Spritzer
  2. Nothing At All

Sowohl im Pit als auch zwischen den Songs bestimmten lachende und grinsende Gesichter das Bild. Auch wenn OKILLY DOKILLY musikalisch nichts neu erfinden, nicht überraschen und nach knapp 75 Minuten auch wirklich auserzählt sind, überzeugt die Truppe mit einer energetischen und vor allem unfassbar unterhaltsamen Show.

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