Das Cover von "Back To Attack" von Majesty.

Review Majesty – Back To Attack

  • Label: Reaper Entertainment
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Heavy Metal

Ob das wohl das kürzeste Comeback der Metal-Geschichte ist? Nachdem die deutschen True Metaller MAJESTY mit dem 2019 auf „Legends“ eingeschlagenen Weg, dessen musikalischer Stilbruch mit einem umfassenden Rebranding inklusive neuem Logo einherging, so manchen langjährigen Fan vor den Kopf gestoßen hatten, zog sich die Band in der Coronoapandemie weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Vor etwa einem Jahr verkündete die Gruppe dann: „Wir können fast nicht in Worte fassen wie glücklich wir sind, nach fast drei Jahren endlich mit voller Kraft zurück zu sein.“ Diese Kraft scheint bereits wieder aufgebraucht, denn Anfang des vergangenen Monats informierten MAJESTY, dass ihr Comeback-Album „Back To Attack“ gleichzeitig auch das Ende der Band markiert – das kam unerwartet.

Zumindest während der Entstehung von „Back To Attack“ war die angesprochene Energie aber vorhanden und ist auf der fertigen Platte deutlich spürbar: Schon das maximalpeinliche Erzähler-Intro „The Oath Of Truth“ dürfte Fans von Platten wie „Sword And Sorcery“ oder „Reign In Glory“ in ekstatische Begeisterung versetzen und auch der Titeltrack oder „Never Kneel“ und „Our Time Has Come“ lassen sofort an die Frühphase der Band denken. Allerdings besinnen sich MAJESTY mit diesem Album nicht nur auf ihre Anfangstage – das rockige „Freedom Child“ etwa erinnert an die Zeit als Metalforce und vergleichsweise harte, moderne Songs wie „Demon War“ und „A Hero’s Storm“ haben viel von Mystic Prophecy. Vor allem diese Nummern passen gut zum modernen, wuchtigen Sound von „Back To Attack“, der auch den letzten beiden Platte gut gestanden hätte.

Polemisierend könnte man nun darauf verweisen, dass man bei MAJESTY ganz schön was „aushalten“ muss. Die Songs sind beispielsweise alle derart simpel gestrickt, dass es kaum etwas zu entdecken gibt, weil sich alles schon beim ersten Durchlauf erschließt. Zusätzlich zu gewohnt platten Texten (hier wird durchweg fleißig „fire“ auf „dire“ und ähnliches gereimt) trägt die Truppe mit Kolibris-mäßigen Mitsing-Refrains und den obligatorischen Terzsprüngen zum Songende in Sachen Mallorca-Feeling schon ganz schön dick auf. Aber das ist auch eine der größten Stärken der Band: MAJESTY verstanden es schon immer, den schmalen Grat zwischen peinlich und geil mit beeindruckender Sicherheit zu beschreiten. Das zeigt auch die opulente Ballade „In The Silence“ – auf so eine Nummer muss man Bock haben, gerade in jüngerer Vergangenheit gab es das bei MAJESTY aber schon deutlich schlechter.

So gelingt es Bandkopf Maghary und seiner Mannschaft auch auf „Back To Attack“ wieder, beinahe billigen Schlagerpathos mit ziemlich kernigen Riffs und auf dieser Platte auch noch durchweg beeindruckenden Leadgitarren zu Metalsongs zu verbinden, die nach heutigem Jugendslang irgendwie „cringe“ sind, aber auch eine nicht zu leugnende Anziehungskraft ausüben. Das wird besonders in Songs wie dem hymnisch stampfenden „Glorious Warriors“ sowie mitreißenden Power-Metal-Nummern wie „Saviors In The Dark“ oder „Heralds Of The Storm“ spürbar: Mag schon sein, dass die Freedom-Call-mäßigen Refrains dieser Songs zum schmunzeln anregen und eigentlich ein bisschen zu viel des Guten sind, aber der Taktfuß wird eben genauso stimuliert. Und auf ihrer neuesten Platte wissen MAJESTY dieses Talent, zwei scheinbare Gegensätze zu vereinen, in denkbar positivster Art und Weise zu nutzen.

Ungeachtet der Qualität ihrer jüngeren Alben ist es grundsätzlich schade, dass MAJESTY aufhören, weil sie zur deutschen Metal-Landschaft einfach dazugehören. Mit „Back To Attack“ setzt die Truppe aber auch noch ein wirklich gelungenes Album ans Ende ihrer beachtlichen Karriere, denn die Platte arbeitet alle Stationen ihrer Karriere ab und wirkt doch aus einem Guss. Mitsing- und Fremdschämfaktor halten sich hier weitaus besser die Waage, als es auf „Legends“ oder „Rebels“ der Fall war, weshalb sich durchaus festhalten lässt, dass MAJESTY mit „Back To Attack“ zu alter Form zurückgekehrt sind. Macht’s gut Jungs, es war immer unterhaltsam – und wenn’s mal nicht die Musik war, dann wenigstens das Drumherum. Danke!

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Wertung: 7.5 / 10

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