Review Memphis May Fire – Memphis May Fire (EP)

Es fällt einem als Rezensent nicht immer leicht, jede Platte, die auf dem Promostapel liegt, mit der gleichen Aufmerksamkeit zu bedenken. Wer das behauptet, lügt, so einfach ist das. Man kann immer nur ein persönliches Maximum an Bereitschaft aufbringen, und das ist im Regelfall umso höher, je näher die zu besprechende Platte stilistisch am eigenen Musikgeschmack liegt.

Als Rezensent für Prog, Hardrock und gelegentlich Alternative Rock habe ich deshalb ein bisschen Angst vor MEMPHIS MAY FIRE gehabt. Vom Trustkill-Label bekommt man nämlich entweder zuckersüßen College Rock oder düsteres Hardcore-Geknüppel vorgelegt. Letzteres vermutete ich hinter den fünf Songs, die die junge texanische Band hier präsentiert. Sie sind Vorboten für ein volles Studioalbum, das ebenfalls noch 2008 erscheinen soll.

Die Songs bewegen sich zwischen drei und viereinhalb Minuten, was die EP auf eine Gesamtspielzeit von etwas mehr als 19 Minuten hievt. Bevor auch nur ein Ton anklingt, muss man der Band schon mal einen Coolness-Award für die gelungenen Songtitel ausstellen, hier sei nur einmal „Neutron Cameras Vs. Smuggled Nuclear Bombs“ aufgeführt.

Musikalisch bewegen sich die Jungs dann durchaus in anderen Bahnen als erwartet. Temporeich, actiongeladen, aber keineswegs platt oder gar amateurhaft kommen die fünf Songs daher. Wichtig und richtig ist, dass MEMPHIS MAY FIRE es nicht vergessen, inmitten dieser coolen Melange aus schneidenden und bratzenden Riffs für ruhige Kontrapunkte zu sorgen. Die beiden Sänger Chase Robbins und Kellen McGregor teilen sich Gesangsparts. Die rockigen, aber größtenteils gesungenen oder geshouteten Vocals von Chase Robbins werden konterkariert von den beherzten Growls des zweiten Gitarristen McGregor. Stilistisch vereint man die Leichtigkeit und Unbekümmertheit von College Rock mit der Heavyness von Emocore und dem ein oder anderen Spritzer Hardcore. Diese Kombination funktioniert bereits im Opener so gut, dass sogar ich die Band schnell lieb gewonnen habe. Auch im zweiten Song schafft man gelungen den Spagat zwischen traditionellem, mächtig drückend und groovig produziertem Heavy-Brett und trendigen Sounds. Die Gitarrenriffs und Gesangsmelodien setzen sich im Kopf fest, die Produktion ist fett und klingt absolut professionell. Gibt es auch nicht allzu oft in diesem Bereich. Übrigens gibt es auch die eine oder andere lustige, abgedrehte Passage. Hört selbst.

Die Frage, ob MEMPHIS MAY FIRE was drauf haben oder nicht, stellt sich schlicht nicht. Von dieser Band werden wir noch einiges hören. Die viel schwieriger zu beantwortende Frage ist, wer diese Musik eigentlich hören soll. Für die Alternativen ist es zu hart. Für die Hardcore-Fans vielleicht eine Spur zu harmlos und viel zu melodisch. Für Emocore-Anhänger vielleicht schon wieder zu progressiv. Ist aber eigentlich auch egal. Eine gute Band schafft sich ihren Hörerkreis, nicht wahr? Und das werden auch diese Texaner tun.

Alles in allem darf man sich nach einer solchen Leistung auf das volle Album freuen. Einzig etwas mehr Abwechslung wäre schön, die Songs der EP sind sich dann doch alle recht ähnlich. Doch MEMPHIS MAY FIRE beginnen ja gerade erst, ihr Lagerfeuer zu entzünden…!

Mein Anspieltipps: „Cowbell’s Makin’ A Comeback“, „Theraphy Caravan Of The Fair Room“

Keine Wertung

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