Review Circsena – A Dryad´s Tale

Puh, ein schweres Geschütz fahren CIRCSENA da auf. „A Dryad´s Tale“ ist wohl der Inbegriff dessen, was man ein Albumkonzept nennt. Vielmehr „gesteht“ die Band sogar selber, dass die Musik eigentlich eher das Beiwerk zu den Texten ist. Man versteht sich also als Geschichtenerzähler und hat dafür eigens eine Fantasy-Welt erschaffen, die Handlung spielt im Königreich Tjarksena.

Um die Geschichte nachvollziehen zu können, schickt Bandkopf Daniel, der nach dem Ausstieg von Schlagzeuger Jens mittlerweile alleiniges Mitglied ist, eine Art Chronik mit, die „Über die Völker der Welt“ zu berichten weiß. Ein netter Hintergrund, dennoch sollte für ein Musikmagazin der Ton doch noch ein Stück über dem Wort stehen.
Erstaunlich entspannt gibt man im Info zu, dass die Debüt-EP eher gemischt aufgenommen worden ist. Das kann man sich nach dem Genuss des Full-Length-Debüts tatsächlich gut vorstellen. Die Musik spielt sich im Großen und Ganzen in einem unspektakulären Rahmen ab. Männliche wie weibliche Vocals erzählen die Chronik des Landes, erwähnen wichtige Persönlichkeiten und berichten über die unerforschten Lande im Norden und die Wälder von Sombria. Schön und gut, aber beide Parts lassen sich schon als durchwachsen beschreiben. Beiden fehlt die Kraft, die für ein derart durchdachtes Konzept notwendig wäre, zu oft verliert man sich zudem im narrativen Stil. Dieser ist, auch wenn er der Geschichte geschuldet ist, ziemlich langweilig und nimmt immer wieder Fahrt aus „A Dryad´s Tale“.
Musikalisch macht man zumindest nicht alles verkehrt. Daniel kann sich als versierter Instrumentalist auszeichnen, die allgegenwärtigen Keyboards locken zwar niemanden hinter dem Ofen hervor, aber an den sechs Saiten bekommt er schon die eine oder andere gefällige Passage hin. Diese wirken aber vor allem in ruhigeren Phasen der Platte, sobald die Geschwindigkeit hoch gedreht wird, zeigen sich schon wieder Schwächen. Der Sound ist dann nämlich arg schlapp und so verpuffen die Ausbrüche nahezu unwahrgenommen. Alles in allem ist das schade, denn CIRCSENA haben sich viel Mühe und entsprechende Gedanken gemacht, wie man festgefahrene Konzepte heutzutage etwas wiederbeleben kann. Alleine der Umstand, ein starkes lyrisches Konzept zu entwickeln, reicht da aber nicht.

Vielleicht steht Daniel eine Karriere als Fantasy-Autor bevor, in diesem Bereich ist er wirklich stark. Sollte er sich aber (auch) für CIRCSENA entscheiden, sollten Gedanken im Bereich Songwriting und Produktion im Mittelpunkt des Geschehens stehen. „A Dryad`s Tale“ plätschert so leider am Konsumenten vorbei und die interessanten Details aus dem tjarksenischen Königreich verhallen weitgehend ungehört.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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