Review A$AP Rocky – At.Long.Last.A$AP

Der Trend, neue Platten quasi über Nacht zu veröffentlichen, hält auch 2015 an. Neuestes Mitglied in der Kategorie „Musiker, die mit dem Vorgängeralbum unglaublich großen Erfolg hatten und deren neues Album sehnsüchtig erwartet wird“: A$AP ROCKY. Mit seinem Mixtape „Live.Love.A$AP“ sowie mit seinem Album „Long.Live.A$AP“ konnte der bekannteste Vertreter des A$AP Mob große Erfolge feiern und ließ sich mehr als zwei Jahre Zeit, bis er plötzlich Ende Mai 2015 sein zweites Album – passend betitelt mit „At.Long.Last.A$AP – veröffentlichte. Eine Woche später steht das Album auch physisch in den Regalen. Im Gegensatz zum Vorgänger, der mit einer düsteren Grundstimmung und neben Cloudrap-Elementen auch mit einigen partytauglichen Hits aufwarten konnte, präsentiert sich A$AP ROCKY auf seinem zweiten Album reflektierter, ruhiger, und definitiv psychedelisch-verdrogter, insgesamt aber auch in sich stimmiger als bisher, sodass „At.Long.Last.A$AP“ trotz einiger Längen absolut überzeugen und begeistern kann.

Der Opener „Holy Ghost“ steht stellvertretend für die Richtung, die A$AP ROCKY auf seinem zweiten Album einschlägt: Psychedelisch angehauchte Stimmung (die im Soundtrip „L$D“ ihren Höhepunkt erfährt), relaxte, geschmeidige, zurückgelehnte Beats, entspannter Flow, und eine Auswahl hervorragender Samples, die immer wieder den Hauch von Old-School-Stimmung aufkommen lassen. Auf party-, geschweige denn chartstaugliche Songs verzichtet der Musiker aus Harlem auf seinem zweiten Album vollständig und legt dafür – ähnlich wie Kendrick Lamar auf seinem ebenfalls dieses Jahr veröffentlichten modernen Meisterwerk „To Pimp A Butterfly“ – den Fokus auf eine durchgehende Grundstimmung.
Die Essenz des Cloudrap ist nach wie vor maßgebend für A$AP ROCKYs Sound, wobei besonders „Fine Whine“ extrem in diese Kerbe schlägt. Durch das Hinzufügen psychedelische Soundcollagen und unterschiedlicher Elementen aus Trap und Boom-Bap hebt der goldbezahnte Rapper gemeinsam mit seinen Produzenten seinen charakteristischen Sound auf „At.Long.Last.A$AP“ allerdings auf ein neues Level. So richtig in Richtung Fahrt kommen die Rapparts schließlich im großartigen, musikalisch gleichzeitig extrem entspannten „Excuse Me“ auf, während sich „Lorde Pretty Flacko Joyde 2“ zwischen Trapeinflüssen und viel Hall, aggressivem Rap und Klangflächen austobt und, vor allem in seiner zweiten Hälfte, am ehesten als Clubsong betrachtet werden kann, ohne wirklich einer zu sein, was ebenso für das strukturähnliche „M’$“ gilt.
Auch mit Featuregästen geizt A$AP ROCKY nicht und weiß diese perfekt einzusetzen. Sei es M.I.A und Future, welche „Fine Whine“ mit ihren Beiträgen perfekt ergänzen, Kanye Wests wirres Gerede im samplelastigen „Jukebox Joints“ oder Mos Defs Auftritt im abschließenden „Back Home“: Kein Gastaufuftritt gerät zur puren Selbstdarstellung oder dient dazu, große Namen zu präsentieren, sondern fügt dem Sound auf „At.Long.Last.A$AP“ eine weitere Nuance hinzu.

Alles super also? Fast. Insgesamt gerät „At.Long.Last.A$AP“, wie auch das Vorgängeralbum, einen Tick zu lang und ist in seinem Soundgewand gerade aufgrund seiner Länge nicht abwechslungsreich genug. A$AP selbst hat zwar einen großartigen Flow, ist allerdings nicht der großartigste Rappe der Welt, was seinen Abwechslungsreichtum betrifft. Dazu wirken Songs wie „West Side Highway“ und „Better Things“ in ihrer verdrogten Stimmung ein wenig zu ziellos, was den zunächst umwerfenden Gesamteindruck leider abdämpft. Nichtsdestoweniger legt A$AP ROCKY ein richtig starkes zweites Album vor, welches sich anstandslos in die obere Riege des bereits jetzt beeindrucken Rapjahr 2015 einreiht.

Highlights: Holy Ghost, L$D, Wavybone, Back Home

Wertung: 7.5 / 10

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