Review Germ – Escape

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Der Begriff „Depressive Suicidal Black Metal“ wird schnell mit Dunkelheit, Kälte und Einsamkeit in Zusammenhang gebracht – Attribute, die Assoziationen mit dem hohen Norden wecken. Wer sich jedoch mit der Musik, die man gemeinhin unter diesem mäßig geistreichen Terminus zusammenfasst, auseinandersetzt, wird auf der Suche nach hörenswerter Musik mitunter ausgerechnet am anderen Ende der Welt fündig werden: in Australien.

Während die im Jahr 2005 gegründeten und 2010 bereits wieder aufgelösten Austere durchaus als genreprägend zu bezeichnen sind und Bands wie Ghost Bath nachhaltig beeinflusst haben dürften, hat sich aus deren Dunstkreis mittlerweile eine erkleckliche Zahl an Bands daran gemacht, die Lücke, die Austere hinterlassen haben, zu schließen. Neben Woods Of Desolation zählen Autumn’s Dawn, Inclemency und GERM – alle drei Projekte des ehemaligen Austere-Schlagzeugers Tim „Sorrow“ Yatras – zu den vielversprechendsten Aspiranten. Warum, beweist er unter dem Pseudonym Germ mit dem nunmehr dritten Album dieses Projektes: „Escape“.

Auf ein stimmungsvolles, nur aus wenigen Tönen besehendes Intro gibt der Titeltrack sogleich klar die Richtung vor: Nicht nur der angenehm verwaschene Sound, auch das melancholisch-monotone Schrammel-Riffing und der stets lang gezogene, mit viel Hall beladene Schreigesang lassen bei GERM – stärker noch, als das bei Woods Of Desolation der Fall ist – an Austere denken.

Dabei überzeugen GERM, wie auch Woods Of Desolation, mit einem erfreulichen Maß an Abwechslung: Sei es das vergleichsweise melodische „Under Crimson Skies“, in dem sich über sechs Minuten hinweg Cleangitarren und Klargesang absolut stimmig mit Screams und verzerrten Gitarren mischen, oder das Interlude „V“, in dem, von Regenprasseln begleitet, nur einige düstere Pianoklänge zu vernehmen sind – wie dereinst bei Austere vermag Sorrow auch hier nicht nur Atmosphäre zu kreieren, sondern auch gekonnt aufrechtzuerhalten. Dass dabei nicht jedes einzelne Riff für sich genommen mitzureißen vermag, fällt in diesem Kontext kaum ins Gewicht: „Escape“ funktioniert als Album – und das ist, was zählt.

Zwar kommt Yatras auch mit seinem dritten Album unter dem Banner von GERM nicht ganz an das von vorne bis hinten mitreißende Austere-Meisterwerk, „To Lay Like Cold Ashes“, heran. „Escape“ kommt dem Werk jedoch, was die Atmosphäre angeht, verdammt nahe. Und eines ist nach einer knappen Dreiviertelstunde Spielzeit klar: Ein glückliches Entkommen vertonen GERM mit „Escape“ gewiss nicht. Zum Glück für alle GERM- und Austere-Fans, die genau deswegen hier bedenkenlos zugreifen können.

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Wertung: 8.5 / 10

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