Interview mit Marian von Bone Man

Mit „III“ präsentieren die Nordlichter BONE MAN aus Kiel ihre wilde Mischung aus Grunge und Psychedelic Rock, aber auch Elementen des Doom Metal, Noise und Krautrock. Sänger und Gitarrist Marian über Archäologie, Gastmusiker Manos, seine Folk-Vergangenheit und den Mensch als lächerlich-tragisches Wesen.

Euer viertes Studioalbum „III“ ist bereits im April erschienen. Wieso dieser Titel? Schließt ihr damit eine Art Trilogie ab?
Weniger eine Trilogie. Die informatisch inspirierte Idee dahinter ist, dass man sich durch jedes Album musikalisch „neu erfindet“, zumindest in einem gewissen Rahmen, und die alte Version zurücklässt. Man könnte dieses Album also auch als „Bone Man 3.0“ ansehen. Deshalb hatte „Plastic Wasteland“ auch einen anderen Titel, weil es unserer Meinung nach nur „Version 2.5“ war.

Und wie zufrieden seid ihr mit den ersten Reaktionen von Fans und Presse?
Bisher haben wir sehr viel Gutes gehört, das ist natürlich erfreulich. Man selbst ist ja oftmals der ärgste Kritiker.

Das Artwork erinnert mich an ein archäologisches Ausgrabungsfeld. Wolltet ihr diesen Eindruck erwecken? Wer war für das Cover verantwortlich?
Persönlich finde ich Archäologie sehr spannend, aber ganz unabhängig davon war es keine konkrete Hommage an die wissenschaftliche Disziplin, eher ist es ein philosophischer bis ästhetischer Ansatz. Das Artwork stammt von unserem Jugendkollegen und gnadenlos begabten Designer Samson.

Musikalisch hat „III“ meiner Meinung nach einige Elemente aus dem Psychedelic Rock, aber auch Doom Metal und Grunge. Würdest du diesem Eindruck allgemein zustimmen?
Ja, das kann man grob so stehen lassen. Den Doom-Metal-Einfluss sehe ich persönlich als eher gering an, aber Psychedelic Rock und Grunge lassen sich definitiv zu unseren Wurzeln zählen und sind wiederkehrende Elemente in unserem musikalischen Schaffen.

Wreck Under The Sea“ und „Zeitgeist“ zeigen dagegen eine etwas andere Seite von euch und hab Elemente des Alternative Country und Noise/Krautrock vorzuweisen. Ist das bewusst geschehen?
Den Begriff “Alternative Country“ höre ich jetzt tatsächlich zum ersten Mal, aber ich sehe ein, dass man ihn möglicherweise auf das Album anwenden könnte – vielleicht sind auch die Folkelemente gemeint, die hauptsächlich aus meiner musikalischen Vorzeit stammen und immer wieder durchscheinen. Noise/Krautrock ist uns auf jeden Fall allen ein Begriff!


Als Gast habt ihr bei zwei Songs Manos an der Gitarre aufgeführt. Weitere Infos zu ihm konnte ich aber nicht herausfinden. Wer versteckt sich dahinter und wie kam es zur Zusammenarbeit?

Manos ist ein griechischer Musiker und Tontechniker, den wir zusammen mit seiner Band Craang kennenlernten. Weil er uns live gut kennt und sowieso eine sehr gute persönliche Ebene mit ihm existiert, haben wir ihn eingeladen, das Album aufzunehmen. Dazu kam er uns dann im Dezember 2016 in Kiel besuchen.

Wenn du die acht neuen Songs rückwirkend betrachtest: Welchen würdest du als deinen Favoriten bezeichnen und warum?
Das kommt ganz auf die Perspektive an. Kommerziell betrachtet finde ich „These Days Are Gone“ oder „Wreck Under The Sea“ gut gelungen, live hingegen hat „Incognito“ bisher überraschend gut funktioniert. Persönlich und emotional hat sich wiederum „Ammesia“ als intensiv herausgestellt.

Wie lange habt ihr an eurem neuen Longplayer gearbeitet? Wie läuft ein typischer Songwriting-Prozess bei BONE MAN ab?
Grob gesagt haben wir die meisten Songs im Sommer und Herbst 2016 instrumental im Proberaum erjammt. Ein paar sehr alte Ideen sind auch mit eingeflossen, aber nur fetzenweise. Tatsächlich wurde an den Vocals erst intensiver gearbeitet, als die Songs schon instrumental fertig waren – deshalb bleibt es auch immer bis zuletzt spannend, wie das letztendliche Album ausfällt.

Habt ihr Konzerte für das Jahr 2017 geplant? Welche anderen Aktivitäten stehen dieses Jahr noch auf eurer Agenda?
Ja, im Sommer spielen wir ein paar Festivals und für September/Oktober steht eine Tour durch Mitteleuropa an.


Kommen wir nun zu ein paar persönlicheren Fragen. Was ist dein beeindruckendstes Live-Erlebnis, wenn du auf deine bisherige Karriere zurückblickst?

Es gab auf jeden Fall sehr intensive Konzertmomente in den letzten zehn Jahren, aber tatsächlich finde ich selbst immer eher das Drumherum spannend: Die Menschen, die Städte und Länder. Gerade im Ausland zu spielen finde ich sehr kurzweilig. Ich betrachte das dann gerne als Teil meiner persönlichen linguistischen und anthropologischen Studien.

Hast du musikalische Vorbilder? Mit wem würdest du eventuell in Zukunft gerne zusammenarbeiten?
Musikalisch eher nicht. Es gibt allerdings Menschen, von denen ich mich gerne beeinflussen lasse, weil sie durch schiere Lebenskompetenz und Weisheit glänzen, dann aber eher persönlich oder literarisch.

Stell dir vor du wurdest für eine Kunstausstellung angefragt, um den Klang von BONE MAN in einem Kunstwerk darzustellen. Du hast dafür alle möglichen Farben und Motive zur Verfügung. Wie würde es aussehen?
Wahrscheinlich ein großes, organisch-mechanisches Hybrid-Ungetüm. Ein bisschen untot, aber nicht so klassisch Heavy-Metal-horrormäßig, sondern eher einfach obskur, halb lächerlich, halb tragisch. Der Mensch selbst ist ja ein halb lächerliches, halb tragisches Wesen. So zwischen H.R. Giger und Hieronymus Bosch. Man könnte sagen, das Konzept BONE MAN sei eine philosophische Allegorie auf die Menschheit und ihre Absurditäten, wenn ich so darüber nachdenke.

Dann danke ich dir an dieser Stelle für das Interview. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich es an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Europäische Union: Interessanter Gedanke
Pink Floyd:
Nie intensiv gehört, aber ein paar Perlen
Schönster Ort in Kiel:
Projensdorfer Gehölz
Dein Lieblingsalbum:
Fellowship Of The Ring Soundtrack
Tischtennis:
zu 80s
BONE MAN in zehn Jahren: Teenage angst has paid off well, now I’m bored and old.

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Diese ganze Rockmusik ist eine gehalt- und brotlose Kunst.

Publiziert am von Christian Denner

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