Interview mit Marchosias und Satanael von Cirith Gorgor

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Seit 26 Jahren treiben die Black Metaller CIRITH GORGOR nun schon ihr Unwesen. Gitarrist Marchosias (M.) and Sänger Satanael (S.) über die niederländische Black-Metal-Szene, den Fluch des Tolkien-Bandnamens, Wandern in den Alpen und natürlich ihr neues Album: „Sovereign“.

Ihr seid seit 26 Jahren in der niederländischen Black-Metal-Szene aktiv. Wie würdest du die Szene beschreiben?
M.: In der Tat wurde das Banner von CIRITH GORGOR Ende 1993 aufgestellt, sodass wir schon seit geraumer Zeit dabei sind. Die niederländische Black-Metal-Szene ist (und war immer) eine sehr aktive Szene mit einem riesigen Underground-Netzwerk mit unzähligen Bands und einigen bekannteren Bands. Die Bands sind stark miteinander verbunden, wobei Musiker selten in einer einzigen Band spielen, sodass es sich vor allem in bestimmten Regionen um einen Black-Metal-Zirkel handelt. Die meisten der Bands hier sind extrem, erfahren und entschlossen!

Gibt es neben den etablierten Acts wie euch auch empfehlenswerte Newcomer?
S.: Es gibt eigentlich so viele Newcomer, dass ich aufgehört habe, da auf dem Laufenden zu bleiben. Zufälligerweise habe ich letztes Wochenende Hellewijt gesehen und war sehr beeindruckt von ihrer dreckigen Fist-in-your-face-Attitüde. Außerdem bin ich ein großer Fan von Standvast. Aber es könnte noch viel mehr geben, von denen ich nichts weiß.

Ihr habt euren Namen wie viele andere Black-Metal-Bands aus „Herr der Ringe“. Wie erklärst du dir diese Begeisterung in der Metal-Szene für Tolkiens Welt?
S.: Ehrlich gesagt: Ich habe keine Ahnung. Tolkien hat ein schönes Universum geschaffen, mit Kräften des Bösen und der Dunkelheit, die bei vielen Menschen tief in ihrem Herzen Ehrfurcht erregen.

Habt ihr je bereut, euch nach einem Begriff aus dem Buch benannt zu haben?
M.: Diese Geschichte hat zwei Seiten. Der Name CIRITH GORGOR war früher ein obskurer Ausdruck (im Buch wird der Begriff auch kaum verwendet), aber nach dem Erscheinen der Filme (in denen er sehr prominent ist) wurde alles, was mit Tolkien zu tun hat, ein Riesending. Das hat alles geändert. Es gab also in der Tat Zeiten, in denen wir darüber nachgedacht haben, den Bandnamen zu ändern, um nicht von einigen ignoranten Idioten als Bande von larpenden Elfen angesehen zu werden. Andererseits repräsentiert der Name der Band unsere gesamte Geschichte und unser Erbe – das wirft man nicht so einfach weg. Auf dem Demo und dem ersten Album gab es einige Texte, die von “Herr der Ringe” inspiriert waren. Aber das ist jetzt zwanzig Jahre her, seit dem Debütalbum und seit dieser Zeit gibt es – abgesehen von dem Bandnamen – keine Verbindung mehr zwischen der schwarzen Kunst, die wir kreieren, und dem Buch. Trotzdem bekommen wir in fast jedem einzelnen Interview Fragen zu “Herr der Ringe” gestellt, was gelinde gesagt ärgerlich ist.

Dann schnell zu einem aktuellen Thema: Euer neues Album heißt „Sovereign“ – was war die Idee hinter dem Titel?
M.: Er entstammt dem Text des Titeltracks, in dem der “spirit of evil and sovereign of shadows and unclean powers” vorkommen. Die Reduktion auf das Wesentliche ergibt den prägnanten und kraftvollen Titel „Sovereign“, der sowohl ein Ausdruck für den Teufel als auch eine Beschreibung dessen sein kann, was wir über das Album denken. Mit diesem monumentalen Black-Metal-Kunstwerk greifen wir nach der Macht und dominieren alle unter uns. Wir sind unbesiegbar!

Wie würdest du das Album in einem Satz beschreiben?
S.: Der Soundtrack zur Auslöschung der etablierten Gesellschaft.

Wo siehst du die zentralen Unterschiede zum vorherigen Album?
M.: “Visions Of Exalted Lucifer” war das Album einer Band im Wandel: Während ich in der Vergangenheit für das gesamte Songwriting verantwortlich war, war dies das erste Album, auf dem wir mit drei Hauptkomponisten gearbeitet haben, wobei auch Valtyr und Valefor mitgearbeitet haben. Daraus ist zumindest meiner Meinung nach ein sehr interessantes Album erwachsen, wenn auch ein etwas hektisches mit verschiedenen Schreibstilen. Dies war eine Folge der Tatsache, dass wir uns erst an den Kompositionsstil der anderen gewöhnen mussten und dass ich meine Songbeiträge schon seit einigen Jahren fertig hatte. Bei „Sovereign“ haben wir versucht, diesen Punkt zu verbessern, indem wir den Großteil des Materials von Anfang an zusammen geschrieben haben, um so die Ideen der jeweils anderen zu solideren Tracks zusammenzufügen. Insgesamt haben wir die Songs kürzer und prägnanter gehalten. Außerdem ist es vielseitiger als alle unsere früheren Werke. Anstatt ständig alles mit voller Geschwindigkeit wegzusprengen, haben wir endlich eine viel bessere Balance zwischen schnellen und langsameren, atmosphärischen Teilen erreicht.

Das Cover des Vorgängers war sehr modern, diesmal ist es traditioneller. Was ist die Idee im Bild, wo ist der Kontext zum Album?
S.: Ein ständig wiederkehrendes Thema auf diesem Album ist der Tod. Der Songtitel, der mir im Hinterkopf blieb, als wir Valnoir von Metastazis mit dem Design des Kunstwerks beauftragten, war „Luciferian Deathsquad“. Wie schon beim vorherigen Album haben wir Valnoir unsere Vision dargelegt, die er in ein wunderbares Kunstwerk übersetzt hat.

Das Album beginnt mit „Music For The Funeral Of Queen Mary“ von Henry Purcell. Warum ausgerechnet damit?
S.: Als wir uns auf die Aufnahme des Albums vorbereitet haben, hat Valefor uns das Originalstück von Purcell vorgespielt. Wir waren von dieser bombastischen Stimmung so beeindruckt, dass wir uns entschieden haben, unsere eigene Interpretation aufzunehmen. Dieses kraftvolle und feierliche Intro hat sich als der perfekte Auftakt zu unserem Soundtrack zur Auslöschung der etablierten Gesellschaft erwiesen.

„Deathcult“ hat einen deutschen Textteil, „Blood And Iron“ beendet das Album mit dem (deutschen) Soldatenlied „Ich hatt‘ einen Kameraden“. Worum geht es, warum deutsche Texte?
M.: Das ist nichts, was man von einem Niederländer erwarten kann, aber ich habe mich ein Leben lang für die deutsche Geschichte und die deutsche Sprache interessiert. Jedes Jahr fahre ich in meine Lieblings-Bergregion an der deutsch-österreichischen Grenze zum Bergsteigen und für historische Besuche, und ein großer Teil der Bücher, die ich lese, sind auf Deutsch. Deshalb sind für mich die deutsche Sprache und Geschichte ein wichtiger Teil meines Lebens. Ab und zu integriere ich etwas von dieser Leidenschaft in die Kunst von CIRITH GORGOR, zumal Deutsch eine so mächtige Sprache ist. „Deathcult“ konzentriert sich auf ein altdeutsches Gedicht, das zusammen mit meinen englischen und niederländischen Übersetzungen den Text bildet. „Blut und Eisen“ beschäftigt sich mit der Jagd und dem Untergang des Schlachtschiffs Bismarck im Zweiten Weltkrieg. Die Feierlichkeit von „Ich hatt‘ einen Kameraden“ erinnert an das einleitende Purcell-Thema und beschäftigt sich wieder mit dem Thema Tod – damit schließt sich der Kreis.

Plant ihr, mit dem Album auf Tour zu gehen?
M.: Mit unserem vollen Tagesablauf hat es sich als außerordentlich schwierig erwiesen, eine anständige Europatour zu organisieren. Das ist aber sicherlich etwas, was wir in naher Zukunft noch umsetzen wollen. Bisher haben wir eine Show in Deutschland geplant, aber die ist noch nicht offiziell angekündigt. Interessierte Locations und Promoter sind eingeladen, uns direkt über unsere Website oder Facebook zu kontaktieren. CIRITH GORGOR ist bewaffnet und bereit für den Kampf!

Danke für eure Zeit und Antworten! Zum Abschluss ein Brainstorming:
Notre-Dame: M.: Früher sehr schöne Architektur.
Black Metal: M.: Essenz von Leben und Tod.
“Der Hobbit” (der Film): M.: Großartige Filme.
Social Media: M.: Ein notwendiges Übel.
“Lords of Chaos” (der Film): M.: Kommerzieller Mist.
Politik in der Musik: M.: Nicht mein Ding.
CIRITH GORGOR in zehn Jahren: M.: Immernoch stark wie die Hölle!

Wenn du den Lesern noch etwas sagen willst, kannst du das jetzt tun:
M.: Checkt unser neues Album „Sovereign“ aus, ihr werdet nicht enttäuscht sein! Aber geht unvoreingenommen heran … unsere Ursprünge und Wurzeln reichen zwar tief in die Vergangenheit zurück, aber das Aussehen des Dämons hat sich deutlich weiterentwickelt.

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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