Interview mit Walter Weyers, Kobi Farih, Lars Kersten von Metal-Oper „Kanaan – The Story Of Abraham“

Die Geschichte das Abraham. Eine Heavy-Metal-Oper komponiert von Erez Yohanan und Kobi Farih, Text von Walter Weyers. Mit Beteiligung von Mitgliedern von „Orphaned Land“ und „Amaseffer“. So steht es im Programmherft des Landestheaters Schwaben in Memmingen, dass sich diesem amitionierten Projekt gewidmet hat. Wir sprachen mit Intendant Walter Weyers, seinem Stellvertreter Peter Kersten und Orphaned-Land-Sänger Kobi Farih über den Urpsrung der Idee, das Zusammenkommen der Akteure und die Intention hinter dem Stück.

Landestheater-Logo
Ich vermute, dass ihr mitten in den Proben seid – wie ist der gegenwärtige Stand der Dinge?
Peter: Wir proben noch nicht. Wir bereiten die Proben gerade vor und sind noch mit konzeptioneller Arbeit beschäftigt. Die musikalischen Proben beginnen im Juni und die Szenischen Ende August/ Anfang September und Ende September ist dann Premiere.
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Viele unserer Leser werden noch nicht mit dem Projekt „Kanaan“ vertraut sein. Könnt ihr es in ein paar Sätzen zusammenfassen?
Walter: Wir erfanden diese Art Theater, Heavy-Metal-Musik im Theater- wir sind weltweit die einzigen die das machen, es gibt keine Heavy-Metal-Opern außerhalb dieses Hauses. Wir hatten bereits drei Heavy-Metal-Opern, mit weiblichen Figuren im Zentrum. Dabei ging es um griechische, germanische und sumerische Mystik.
Peter: Das war eine Kooperation mit Virgin Steele.
Walter: Jetzt gab es plötzlich diese Idee: Lasst uns nochmal eine Heavy-Metal-Oper machen, denn wir lieben diese Form des Theaters, aber diesmal nicht mit einer weiblichen Figur, sondern mit einer männlichen. Im Zentrum steht immer die Gender-Frage. Warum spielt man eine Frau oder einen Mann? Warum ist der Mann so mächtig und die Frau nicht? Was sind die Gründe dafür? Wir dachten, dass es gut wäre auf die Bibel zu schauen, denn der erste Vater war Abraham. Er war der erste Vater – von uns allen, zumindest in der Literatur. Er ist ein großer Vater und er ist ein Chauvi. Er kämpfte mit seinem Sohn, denn Gott sagte „Töte deinen Sohn“ und Abraham meinte nur „Ok, kein Problem“. Was ist damit? Seltsam…die Geschichte birgt ein seltsames Gefühl. Was bedeutet sie? Und warum, das ist die nächste Frage, haben wir so viel Gewalt in Verbindung mit Religion? So viel Muslimische und Christliche Religion, der ganze Kram…sogar die satanischen Teile der Musik. Der Teufel ist in uns, es gibt keinen Teufel in der Welt. Wann macht Religion Sinn und wann nicht? Und diese große, große Frage, zusammen mit dieser großen Literatur, dem wunderbaren Buch der Bibel, ist Gott. Wir brachten Gott mit dieser wundervollen Musik, dem Heavy Metal zusammen.
Wir hatten keine Musiker dafür, ich hatte keine Ahnung – also konnten wir’s nicht machen. Keine Chance, denn wir mussten eine sehr, sehr gute Band finden, die für dieses Thema brennt. Keine Truppe, die zwei Sekunden die Bibel liest und dann die Musik schreibt. Dann las ich einen Artikel im Spiegel, am geleichen oder am nächsten Tag schrieb ich Kobi eine Mail – drei Zeilen: Ich will eine Heavy-Metal-Oper machen, bist du dabei? Verrückt! Und am folgenden Tag antwortete Kobi – zwei Monate später war er mit Erez hier und wir fingen an, dieses Projekt zu entwickeln.

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Das erste was du von dem Projekt gehört hast, waren als ganze drei Zeilen?
Kobi: Ja, das war eine Mail von Walter. „Ich bin vom Landestheater, ich las den Spiegel, ich habe diese verrückte Idee, hast du jemals darüber nachgedacht Musik für eine Rock Oper / fürs Theater zu schreiben?“…Hast du Abraham in der ersten Mail erwähnt?
Walter: Ich kann mich nicht erinnern.
Kobi: Ich auch nicht, aber ab der ersten Mail konnte ich fühlen, dass der Mann hinter den Zeilen sehr mutig ist, der seinem Herzen folgt. Also ich hörte, dass es über Abraham und seine Geschichte war, war da perfekt. Denn ich habe noch nie ein Lied über meine Freundin geschrieben. Oder über meine Regierung. Oder über mein Privatleben. Es geht immer um die Situation im Mittleren Osten, aber in Form von biblischen Themen. Wir haben beispielsweise eine Geschichte über den Krieger des Lichtes geschrieben. Wir benutzen immer Motive aus drei Religionen. Also war es perfekt für mich, zu sehen, dass Leute in einem Theater das spielen werden, was wir schreiben. Das war etwas sehr Interessantes auf einer künstlerischen Ebene und sehr anspruchsvoll auf kompositorischer Ebene. Die Diskussionen, die wir hier in diesem Raum hatten, waren faszinierend. Wir haben gebrainstormt, geschrieben, geschrien, sind geflogen…Walter ist ein sehr leidenschaftlicher Mann und es ist ein Privileg ihm nahe zu sein, wenn er arbeitet. Es war eine komplett neue Erfahrung für mich, denn ich muss singen, schreiben und auch daran denken, dass Leute es auf der Bühne spielen müssen. Mein Anspruch ist, das Ganze in etwas sehr Spannendes zu transformieren.

Gibt es eine klare Trennung, wer die Musik und wer die Texte schreibt?
Kobi: Für die Musik und die Texte war ich mit meinem Partner Erez verantwortlich. Walter hat das ganze Stück geschrieben, die Dialoge und alles andere und dann muss sich das irgendwie treffen. Wir wissen, wann der letzte Satz des Dialoges zu Ende ist und dann muss der Song anfangen. Wir wissen was der letzte Satz des Songs ist, damit der Dialog nach dem Song weitergehen kann. Das ist sehr interessant.

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Das Ergebnis ist also eine Mischung aus Musik und darstellendem Spiel, oder werden die Dialoge auch gesungen?
Walter: Nein, du hast schon recht. Man kann sagen, dass es eine Mischung ist, ich würde jedoch sagen, dass es ein Treffen ist. Nach dem Treffen ist es ein Organismus. Das ist es, was wir eine Heavy-Metal-Oper nennen. Es ist nicht ein bisschen von diesem, etwas von jenem und ein wenig davon – es ist nicht diese Scheiße der Gleichgültigkeit. Es ist etwas von zwei Seiten, etwas das zu einer Form heranwächst. Deshalb sind die Dialoge keine Mainstream-Dialoge, wie in Musicals. Nein, schwierige Dialoge, mehr Lyrics als Drama. Aus diesem Grund sind die Texte der Dialoge den Texten der Lieder ähnlich. Die Form ist ähnlich.
Kobi: Wenn ich noch etwas hinzufügen dürfte: Wenn du die Geschichte in der Bibel liest, ist diese sehr kurz. Ok: Abraham, Sarah, Hagar, Isaac und Ismael. Die Geschichte enthält keine Dialoge. Sie verrät dir nicht, was Hagar denkt, wenn sie in die Wüste gehen muss. Was denkt sie? Wie fühlt sie sich? Mit der Musik die wir schreiben – in Übereinstimmung mit dem, was Walter geschrieben hat – bringen wir dich mehr in die Geschichte hinein. Wir bringen mehr menschliche Aspekte in die Geschichte. Auch für mich als jüdischen Jungen, der diese Geschichte in der Schule gelernt hat, ist es faszinierend Walters Gespräch zwischen Abraham und Sarah zu lesen. Denn es gibt keine Gespräche in der Bibel, es ist einfach sehr kurz – zack, zack, zack, Ende. Das gibt uns eine Menge Freiheit, um zu erschaffen, zu denken, an ihrer Stelle zu sein. Ich danke das Publikum wird Abraham, Sarah, Hagar, Isaac und Ismael nach dem Stück besser verstehen. Sie werden mit ihnen weinen, mit ihnen denken, einer von ihnen sein.

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KANAAN feiert am 26. September Premiere im Landestheater Schwaben in Memmingen.

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3 Kommentare zu “Metal-Oper „Kanaan – The Story Of Abraham“

  1. Er bezieht sich dabie ja auf die früheren Stücke, mit denen sie diese Form erfunden haben (wollen).
    Ob das nun zuerst in Kaiserslautern oder in memmingen aufgeführt wurde kann ich auch nicht sagen, aber ich glaube diese Virgin-Steele-Kooperation ist schon gut 10 Jahre her…

  2. Finde das Projekt sehr spannend, muss aber genau wie der Kollege vor mir, auch sagen, dass ich den „Wir haben das erfunden“-Teil wirklich befremdlich finde. Ich war in den letzten Jahren schon in vielen Rock/Metal-Theaterproduktionen (eben uA die VandenPlas-Stücke in München/Kaiserslautern), das ist jetzt wirklich keine Innovation & in diesem Zusammenhang steht dem Herren diese Aussage nicht gut zu Gesicht. Es scheint nicht nur Mr. Demaio Anflüge von Größenwahn zu haben ;)

  3. „Walter: Wir erfanden diese Art Theater, Heavy-Metal-Musik im Theater- wir sind weltweit die einzigen die das machen, es gibt keine Heavy-Metal-Opern außerhalb dieses Hauses.“

    Da ist der Herr wohl nicht so gut informiert. Zwar mag das Landestheater Schwaben die Heavy-Metal-Oper tatsächlich erfunden haben, im Jahre 2012 hatte aber die Rockoper „Blutnacht“ nach der Chronik der Unsterblichen von Hohlbein im Pfalztheater Kaiserslautern Premiere, die Musik dazu wurde von Vanden Plas geschrieben und auch auf der Bühne aufgeführt.

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