Interview mit Thomas Jefferson Cowgill von King Dude

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Mit „Death“ hat KING DUDE offiziell das letzte Album seines ebenso betitelten Projekts veröffentlicht. In einem letzten Interview sprechen wir mit Thomas Jefferson Cowgill darüber, warum er KING DUDE zu Grabe getragen hat, wie das die Entstehung von „Death“ beeinflusst hat und was in Zukunft von Ihm musikalisch zu erwarten ist.

Mit dem neuen Album ist KING DUDE Geschichte. Wie würdest du die letzten zehn Jahre beschreiben, woran wirst du dich immer erinnern?
Ich würde sagen, sie waren wilder, als ich es mir je hätte träumen lassen. Ich habe definitiv nicht erwartet, dass ich mal mit Frau und Kind auf der anderen Seite des Planeten leben würde! Die letzten zehn Jahre sind wirklich so schnell vergangen. Und ich habe mich in den letzten zehn Jahren so sehr verändert. Ich habe das Gefühl, dass ich zu der Person herangewachsen bin, die ich für den Rest meines Lebens sein werde … was natürlich mit ziemlicher Sicherheit nicht stimmt, aber zumindest habe ich das Gefühl, dass ich mein Leben im Griff habe und meine Prioritäten richtig setze. Das ist ein tolles Gefühl. Eine Sache, an die ich mich aus den letzten zehn Jahren immer erinnern werde, sind die Fans, die ich getroffen habe, und all die Leute, die meine Freunde geworden sind. Sie sind das Beste an KING DUDE und werden es immer sein. Die klügsten, nettesten und bestaussehenden Menschen sind KING-DUDE-Fans! Spaß beiseite, ich werde mich immer daran erinnern, wie großartig diese Leute sind und wie glücklich ich mich schätzen kann, so viele von ihnen getroffen zu haben.

Im Pressetext wirst du wie folgt zitiert: „Schon kurz nach dem ersten Erfolg meiner beiden EPs wusste ich, dass KING DUDE das Potenzial hatte, zu einem Problem für mich zu werden. Ich machte mir Sorgen, dass der bescheidene Erfolg, den ich erlebte, mich in die Falle locken könnte, für den Rest meines Lebens KING-DUDE-Platten zu machen.“ – Was wäre daran schlecht für dich gewesen?
Für immer KING-DUDE-Alben zu machen, wäre nicht das schlimmste Schicksal, das ich mir vorstellen könnte, aber es ist definitiv nichts, was ich damals oder heute tun wollte. Ich frage mich oft: Warum sollten Bands immer weiter neue Alben machen wollen? Abgesehen von Geld oder Ruhm oder den offensichtlichen Gründen… Warum sollten sie nicht aufhören oder einfach etwas anderes machen wollen?

KING DUDE 2022; © Ashleigh-Rose Jeppesen
KING DUDE 2022; © Ashleigh-Rose Jeppesen

Das neue Album ist der vierte Teil der Album-Serie „Love“, „Fear“, „Sex“ und nun eben „Death“. Was verbindet diese Alben, im Gegensatz zu deinen anderen Veröffentlichungen?
Es gab oder gibt immer noch, je nachdem, wen man fragt, eine Gruppe, die aus Scientology hervorging und seltsamer war als jede Organisation, die jemals zuvor oder danach existierte. Sie nannte sich Process Church of The Final Judgement. Sie sind wirklich zu erstaunlich, als dass ich hier alles über sie erklären könnte, aber sie verkauften in den 1960er-Jahren Zeitschriften, um ihre Organisation zu finanzieren, und vier dieser Zeitschriften trugen diese Titel. Ich habe sie als Hommage an die großartige Arbeit von Timothy Wyllie zu meinen Albumtiteln gemacht, den ich zweimal auf der Esoteric Book Conference in Seattle, Washington, treffen durfte. Diese Buchkonferenz wurde von William Kiesel organisiert, der in Seattle eine großartige Buchhandlung namens Mortlake & Company betreibt und auch Bücher unter dem Namen Ouroboros Press verlegt. Schaut euch den Laden online an, oder wenn ihr mal in Seattle seid, besucht ihn. Aber vergesst nicht, vorher einen Termin zu vereinbaren.

Ein Album mit Ansage als „letztes Album“ zu schreiben, ist nicht alltäglich. War es ein besonderes Gefühl für dich, an diesen Songs zu arbeiten?
Ich denke ja. Ich erinnere mich, dass ich anfangs sehr wählerisch war, welche Songs auf das Album kommen sollten. Es fühlt sich an, als wäre es schon so lange her, aber es sind wirklich erst zwei Jahre vergangen. Verrückt… Es war schwierig, dieses Album zu machen. Da war die Pandemie, die es schwierig machte, zu reisen, um es aufzunehmen, und dann gab es verschiedene Probleme mit den Aufnahmen selbst. Die ganze Zeit über versuchte ich, eine Reisegenehmigung zu bekommen, damit ich nach Australien ziehen konnte. Mein Leben wurde buchstäblich auf den Kopf gestellt, als ich mitten in der Produktion von „Death“ steckte. Schließlich bekam ich eine Ausnahmeregelung, um nach Australien zu meiner Geliebten Ashleigh-Rose zu reisen, aber als ich dort ankam, musste ich trotzdem zwei Wochen lang in einem Hotel in Sydney in Quarantäne verbringen. Das war noch während des Höhepunkts von Covid, niemand durfte damals nach Australien ein- oder ausreisen. Eine der letzten Nächte meiner Hotelquarantäne war die Silvesternacht 2021. Ich schaute aus dem Fenster, um das Feuerwerk anzuschauen, es war gerade Vollmond, und als ich den Mond ansah, schien etwas nicht zu stimmen. Er sah irgendwie falsch herum aus, anders als ich es gewohnt war, ihn zu sehen! Ich dachte, ich würde verrückt, weil ich zwei Wochen lang im selben Raum war. Aber nein, ich habe inzwischen gelernt, dass der Mond von der südlichen Hemisphäre aus für Menschen von der nördlichen Hemisphäre so aussieht, als stünde er auf dem Kopf. Ich bin besessen vom Mond.

KING DUDE 2022; © Ashleigh-Rose Jeppesen
KING DUDE 2022; © Ashleigh-Rose Jeppesen

Hast du dich also beim Schreiben des Materials mehr unter Druck gesetzt, hattest du höhere Ansprüche an dich selbst, was das „letzte Material“ angeht, das von KING DUDE veröffentlicht wird?
Nein, nicht wirklich. Ob du es glaubst oder nicht, ich nehme jede KING-DUDE-Aufnahme sehr genau unter die Lupe, bevor sie veröffentlicht wird. Das ist sicher fast schon ein Fehler. Deshalb ist es für mich immer besser, wenn ich alleine an den Aufnahmen arbeite. Je mehr Leute beteiligt sind, desto mehr muss ich prüfen, bevor ich es veröffentlichen kann.

Wie lange hast du an dem Album gearbeitet? Ging es schneller oder langsamer als bei anderen Alben?
Für mich hat es wahnsinnig lange gedauert. Ich glaube, ich habe im Juni oder Juli 2019 angefangen, das Album zu planen. Dann habe ich bis Ende des Jahres Songs aufgenommen, nachdem ich eine große US-Tournee beendet hatte. Diese Platte war von Anfang bis Ende wirklich langsam. Die Aufnahmen waren, glaube ich, letztes Jahr um diese Zeit fertig und gemastert, aber die Produktion im Presswerk hat wegen deren Terminplan so lang gebraucht. Aber das Album ist wunderbar geworden. Ván Records hat sowohl beim Vinyl als auch bei der CD hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben wirklich jeden mit der Qualität umgehauen.

Das Cover ist weiß, der Schriftzug ist ein Regenbogen – alles in allem ein eher untypisches Artwork für ein Album mit dem Titel „Death“. Was drückt das Bild und die allgemeine Gestaltung des Albums für dich aus?
Ich wollte, dass die Verpackung von außen heller wirkt, deshalb ist die Außenhülle auch weiß. Der Regenbogen-Schriftzug soll einen Ausgleich zum dunklen Thema „Death“ schaffen. Ich wollte, dass es eine Feier ist und keine Beerdigung. Bunny, die Künstlerin, die alle Bilder gemalt hat, hat unglaubliche Arbeit geleistet. Sie war bei all meinen Anweisungen bezüglich der Ausrichtung des Covers sehr geduldig. Wir hatten eine gemeinsame Vision für das Artwork, sodass sie in meinen Augen kaum etwas falsch machen konnte. Die Gestaltung des Artworks war für mich vielleicht der einfachste Teil des Albums.

Ein Lied heißt „Pray For Nuclear War“, und wenn man sieht, wie Putin Atomkraftwerke beschießen lässt, fühlt man sich dieser Situation näher, als man es je für möglich gehalten hätte. Ist es an der Zeit, dass die Menschheit als Ganzes abtritt?
Auf keinen Fall, die Menschheit sollte niemals freiwillig abtreten! Genau darum geht es in dem Lied. „Sei vorsichtig, was du dir wünschst“ ist die Botschaft, die ich vermitteln wollte. Ich sehe so viele nihilistische Beiträge im Internet von Leuten, die eine Art postmoderne Existenzkrise haben und sich das Ende der Welt wünschen. Sie beten für einen Atomkrieg oder einen Asteroiden, der uns alle auslöscht, oder für eine Seuche! Nur weil sie neurotisch und unglücklich sind. Das ist erbärmlich.

Siehst du also auch in Zeiten von Kriegen, Krisen und menschengemachtem Klimawandel noch Hoffnung für unsere Spezies?
Ich bin kein Misanthrop, aber manchmal kann ich das durchaus nachvollziehen. Ich glaube an Chaos und Schicksal, wenn das Sinn macht. Ich bin sozusagen ein chaotischer Fatalist. Ich glaube auch, dass wir Menschen die Macht haben, unsere Welt durch unseren eigenen mystischen Willen zu verändern. Mit all dem im Hinterkopf glaube ich, dass wir noch viele Kriege in einer Welt des Aufruhrs erleiden werden, solange die Energiequelle von einigen wenigen kontrolliert, geschaffen und verteilt wird, um maximale Gewinne aus den Massen zu erzielen.

Nachdem du dem Tod bereits ein Album gewidmet hast: Wie ist deine persönliche Einstellung zum Tod? Erwartest du mehr von ihm als Auslöschung?
Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass ich immer noch Angst davor habe. So wie die meisten Menschen auf der Welt heutzutage wahrscheinlich auch. Ich glaube, ich habe hier viel zu viele Bindungen, die zu verlieren ich Angst hätte… Aber ich habe nicht vor, mich für immer so zu fühlen. Ich bin sicher, wenn ich sterbe, werde ich dazu bereit sein. Ich hoffe nur, dass das, was danach kommt, nicht zu schrecklich oder stressig ist. Ich möchte nicht aus Versehen als etwas Beschissenes wiedergeboren werden, verstehst du?

KING DUDE 2022; © Ashleigh-Rose Jeppesen
KING DUDE 2022; © Ashleigh-Rose Jeppesen

Im Moment ist glücklicherweise nur dein Projekt tot. Wie hat sich sein Ende konkret auf dich und dein Leben ausgewirkt – hast du die Gitarre buchstäblich an den Nagel gehängt, ist dein Pseudonym Geschichte?
Ich mache fast jeden Tag neue Musik. Ich nehme für neue Projekte auf, neben anderen spannenden Dingen. Ich arbeite an einem Soundtrack für einen Film, der von Michael William West produziert wird. Außerdem mache ich zwei weitere Ausgaben von Songs of the 1940s, die alle im nächsten Jahr beim deutschen Label Raubbau auf Vinyl erscheinen werden. Ich habe mich im letzten Jahr in neue Projekte gestürzt, aber ich veröffentliche nicht alles, was ich mache, online. Wenn es an der Zeit ist, etwas Neues mitzuteilen, lasse ich es jeden auf den Social-Media-Seiten von KING DUDE wissen, also folgt mir dort.

„Death“ ist also nicht das letzte Album, das wir von dir hören werden, sondern nur das letzte unter dem Namen KING DUDE?
Ich habe nicht vor, ein neues Album unter dem Namen KING DUDE zu machen. Ich würde gerne in den nächsten Jahren mit KING DUDE auf Tour gehen, also hoffen wir mal, dass die Welt nicht untergeht, bevor ich wieder auf Tour gehen kann! Und es gibt bereits neue Musik von mir … nur nicht unter dem Namen KING DUDE. Ich liebe die Tatsache, dass es „untergrund“ ist, man muss es suchen. Ich werde es nicht großartig promoten. Es macht mir schon so viel Freude und das ist gut genug. Ich habe auch noch andere Projekte, an denen ich arbeite, von denen ich aber niemandem etwas erzählen kann. Das würde die Überraschung verderben, und echte Magier verraten nie ihre Geheimnisse!

Vielen Dank für das Interview. Sollte es tatsächlich das letzte sein, das wir führen, will ich dir an dieser stelle für deine Musik danken und wünsche dir ein gutes Leben!
Herzlichen Dank! Ich habe unsere Interviews immer sehr genossen und bin mir sicher, dass wir eines Tages wieder miteinander sprechen werden. Bis dahin hoffe ich, dass es dir gut geht! Machs gut!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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