Interview mit Thomas Jefferson Cowgill von King Dude

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KING DUDE und Taake gemeinsam auf US-Tour? Was nach einem gewagten Experiment klang, scheiterte im März dieses Jahres bereits vor Tourbeginn. Woran das lag, was der Luziferaner von Hass und Black Metal hält und warum man zu seinem neuen Album Kriege führen kann, verriet uns KING DUDE im Interview.

Das neue KING-DUDE-Album heißt „Music To Make War To“. War die Idee, den Satz „Music To Make Love To“ in seine Gegenteil zu verkehren?
Ja, im Grunde genommen. (lacht) Es war anfangs ein Witz, aber dann packte das Konzept des Krieges das Album und im Grunde genommen ging es von dort aus weiter.

Worum geht es diesmal bei den Liedtexten, gibt es ein Gesamtkonzept?
Nun, es geht nicht so sehr um den Krieg, als vielmehr um einen Konflikt zwischen Menschen, die sich gegenseitig lieben und doch auch hassen.

Wie wichtig sind die Texte für dich?
Liedtexte sind mir sehr wichtig, würde ich sagen. Ich verbringe viel Zeit mit dem Songwriting und versuche, genau die richtigen Wörter zu finden, die die Bedeutung oder die Bedeutungen, die ich ihnen geben möchte, abbilden können.

Hat das Artwork eine tiefere Bedeutung?
Es war eine Zusammenarbeit zwischen dem Fotografen Angel Ceballos und Alex Eckman-Lawn, auch wenn sie sich noch nie kennengelernt oder miteinander gesprochen haben. Ich habe die Art Direction und das Layout für das Album selbst übernommen. Ich wollte diesen verrückte Harry-Nilsson- oder Warren-Zevon-Vibe, aber es ist eine ganz eigene Sache geworden. Alex‘ Collagen sind beeindruckend. Ich war wirklich glücklich, dass ausgerechnet er mein Gesicht in Stücke geschnitten hat. Und Angel ist eine meiner Lieblingsfotografen, sie hat das Coverfoto für die von mir herausgebrachte Chelsea-Wolfe-Split und für mein Album „Songs Of Flesh & Blood – In The Key Of Light“ aufgenommen.

Wie passt das Bild zum Titel, gibt es einen tieferen Sinn in dem Bildkonzept?
Ich bin mir nicht sicher, ob es zum Titel zu dem Bild passt oder nicht, es gibt keine versteckte Bedeutung dahinter, soweit es mich betrifft.

Musikalisch gesehen ist das Album vielfältiger, aber gleichzeitig kohärenter als alle KING-DUDE-Veröffentlichungen zuvor. Wie kommt das?
Dieses Kohärente könnte auf die Aufnahmemethode zurückzuführen sein: Der größte Teil der Aufnahmen wurde diesmal in Seattle mit meiner Band live auf ein 2″-Band eingespielt. Ein Analogband. Ich denke, das gibt dem Album einen bestimmten Sound, der sich viel organischer anfühlt als der meiner vorherigen Alben.

Worauf hast du dich dismal mehr konzentriert – die Atmosphäre des Albums als Ganzes oder die Einzelsongs?
Ich tendiere definitiv dazu, mich auf das Album als Ganzes zu konzentrieren, die Songs typischerweise paarweise zu schreiben und dafür zu sorgen, dass sie am Ende alle zusammen funktionieren. Ich weiß nicht, wie gut ich das schaffe, aber für mich ist das Album gleichzeitig eklektisch und kohärent.

Wie gehst du beim Songwriting vor? Wo fängst du an und wie entwickelt sich ein typischer Song für KING DUDE?
Meistens schreibe ich Liedtexte getrennt von der Musik. Das heißt, wenn ich dazu inspiriert bin, Liedtexte zu schreiben, dann tue ich es und dann werde ich Musik für diese Liedtexte entwickeln. Manchmal kommt auch die Musik zuerst, dann habe ich viele Notizen von Texten, auf die ich mich beziehen kann und sehe, was zu dem Lied passt. Manchmal kann das Schreiben eines Songs weniger als 24 Stunden, manchmal auch zwei Jahre in Anspruch nehmen. Es hängt wirklich nur vom Song und dem, was er verlangt, ab. Um „Velvet Rope” zu schreiben habe ich mindestens zwei Jahre gebraucht – ganz langsam, im Laufe der Zeit, wurde ich mir darüber klar, was ich in diesem Lied sagen und was ich passieren lassen wollte. Ich könnte daran auch immer noch weiterarbeiten. Ich glaube, manche Lieder fühlen sich einfach nie fertig an, egal, wie lange man daran arbeitet.

Deine Musik klingt sehr „retro“ – welche Bands sind deine Vorbilder, welche Acts haben dich beeinflusst?
So viele. Ich habe zuletzt etwa wieder meine Liebe zu Billy Idol entdeckt. Ich denke, man kann viel Einfluss von ihm auf diesem Album hören, insbesondere Steve Stevens Gitarrenspiel von den ersten beiden Idol-Platten. Das war für mich ein großer Einfluss. Ich liebe auch Leonard Cohens „I’m Your Man“-Ära, das hat mich hinsichtlich der Produktion von diesem Album definitiv in einigen Punkten beeinflusst. In letzter Zeit scheint meine Arbeit auch sehr von Bowie beeinflusst zu sein, obwohl ich seine Musik erst nach Abschluss des Songwritings für mich entdeckt habe. Es scheint so, als hätte er großen Einfluss auf mein Unterbewusstsein gehabt.

Ihr geht mit „Music To Make War To“ bald auf Europattour – was können wir von den Shows erwarten?
Wir haben ein neues Bandmitglied an der Gitarre und am Mikrophon, sodass wir jetzt als Quintett unterwegs sind. Ihr Name ist Josephine Olivia, sie singt mit mir das Duett auf dem Track „Good & Bad“. Sie singt auch auf ein paar anderen Tracks, sie ist großartig. Außerdem erwarte ich dieses mal mehr Rocksongs.

Wie viele der neuen Songs werden gespielt werden?
Ich plane, etwa die Hälfte der neuen Platte live zu spielen, aber wir werden sehen, man kann nie wissen!

Anfang des Jahres war eine US-Tour mit den norwegischen Black-Metallern Taake geplant. Wessen Idee war es, dass Taake und KING DUDE ein stimmiges Paket für eine gemeinsame Tour sein könnten?
Ich glaube, die Idee kam von Hoest von Taake, den ich vor ein paar Jahren auf dem Hellfest in Frankreich kennengelernt habe. Da ich ihn persönlich kannte, schien es mir eine gute Idee, als das Angebot von ihrem Agenten reingekommen ist.

Schlussendlich bist du abgesprungen. Deine Absage hast du damit begründet, dass du Luziferaner bist und deshalb Hass in keiner Weise unterstützen kannst. Taakes Slogan ist „Anti-Human – Anti Life“. Was außer Hass hattest du erwartet?
Ich meinte, dass ich den Hass im realen Leben nicht unterstützen kann. Hass ist im Bereich des Theaters in Ordnung, und seien wir ehrlich, Black Metal ist Theaterkunst von echten Menschen, die auch nicht zu 100% ihrer Zeit immer nur hasserfüllt sind. Ich glaube nicht, dass irgendwelche Black-Metal-Bands während der Tournee rausgehen und Gewalttaten begehen würden, es sei denn, sie werden provoziert. Aber dann kam die Antifa, die Bands wie Taake viel zu wörtlich nimmt und sie nicht im Bereich des Theaters verorten kann, wo Gewaltandrohungen und Hass im Namen der Marken, wie ich es nennen würde, genutzt werden. Ich wollte einfach nicht, dass irgendwelche meiner Fans in das Kreuzfeuer dieses Konflikts geraten.

Der konkrete Grund für die  Absage war die „Diskussion“, die von der Antifa hinsichtlich des „Svastika-Skandals“ um Hoest von 2007, losgetreten wurde. Fandest du das angemessen? Was hältst du von Taake und Black Metal im Allgemeinen?
Ich habe die Tour abgesagt, weil ich zu diesem Thema keine Meinung habe. Ich wollte mich nicht dazu herablassen, mich in einem Streit, der mich weniger kaum interessieren könnte, auf eine Seite zu schlagen. War es dumm, sich in Deutschland ein Hakenkreuz auf die Brust zu malen? Duh. War es Theater? Vielleicht. Ist Hoest ein Nazi, weil er es getan hat? Ich glaube nicht. Denke ich, dass die Mehrheit der Menschen in dieser Debatte Idioten sind, über die ich nicht mehr nachdenken will? Abso-fucking-lutely.

Auf der anderen Seite: Was bedeutet es für dich, Luziferianer zu sein? Könntest du uns einige Einblicke in deine Gedanken über Religion, Hass und Liebe im Allgemeinen geben?
Es macht mir nichts aus, für Menschen mit Hass in ihren Herzen zu spielen, solange sie ruhig und friedlich sind und andere um sich herum respektieren. Es ist in der Tat mein Ziel, den Menschen durch meine Musik ein unendliches und allgegenwärtiges Licht zu vermitteln. Der Hass wird immer da sein und auch die Fähigkeit, die Herzen der Menschen zu verändern. Ich glaube, dass wir alle auf unsere Weise Träger des Lichts werden können, wenn wir uns an unserem mystischen Willen orientieren. Es ist meine Absicht, so vielen Menschen wie möglich zu helfen, das zu erreichen.

In welcher Weise beeinflusst diese Weltsicht deine Musik als KING DUDE?
In jeder Hinsicht, immer.

Vielen Dank für das Gespräch! Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Donald Trump: Wir als Land bekommen nicht oft das, was wir wollen. Wir bekommen jedoch sehr oft, was wir verdienen, und leider scheinen wir ihn zu verdienen. Möglicherweise bin ich abgestumpft, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand will, dass ein New Yorker Grundstückbesitzer Entscheidungen für das ganze Land trifft. Die meisten Grundstückbesitzer treffen meiner Meinung nach schreckliche Entscheidungen.
Black Metal: Unterhaltung, mehr nicht. So böse das Genre der Musik zu sein vorgibt – sie kann es einfach nicht sein. Nehmen wir zum Beispiel diese Black-Metal-Band, deren Mitglied unlängst wegen Kindesmissbrauchs verhaftet wurde. Sollte sie das nicht zur bösartigsten Band im Black Metal machen? Nein. Die Realität der schrecklichen Tat veranlasste sein Label, ihn fallen zu lassen. Seine Tournee? Abgesagt. Das ist die Scheinheiligkeit im Black Metal, dass er in jeder Hinsicht buchstäblich als „böse“ angesehen wird, außer in der, die am unterhaltsamsten wäre.
Satan: Gott. Unser Gegner, der die Drecksarbeit für Yahweh macht. Der kleine rote Begleiter des Schöpfers.
Krieg: Unvermeidlich, also gewöhne dich daran. Alle Wege führen in den Krieg … bisher.
Dein Lieblingsalbum im Moment: Ancient Methods, „The Jericho Records“.
KING DUDE in 10 Jahren: Schon lange Geschichte.

Die letzten Worte gehören dir:
Vielen Dank an alle eure Leser für die jahrelange Unterstützung! Ich freue mich darauf, euch alle sehr bald wieder in Deutschland zu sehen! Bis dahin sollt ihr euch von der herrlichen Hand Luzifers leiten lassen!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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