Interview mit Hades, Radamanthys und Minos von Last One Dying

Mit LAST ONE DYING lernte ich jüngst eine hochbegabte, neue Band kennen, die sich musikalisch dem Metalcore zuschreibt. In unserem Interview stellten sich alle drei Hauptprotagonisten zur Verfügung und sprachen über ihre Demo „Anthems Of The Lost“, Killswitch Engage und ihr kommendes Album.

Hallo Jungs, vielen Dank, dass ihr euch unseren Fragen stellt! Für jene, die euch noch nicht kennen, bitte ich darum, euch einmal kurz vorzustellen. Ende 2006 habt ihr euch erst gefunden, oder?
Hades: Das ist richtig. Also zumindest, was Musikalische angeht. Gekannt haben wir uns ja alle schon vorher…
Radamanthys: Wir haben ja auch vorher in verschiedenen Konstellationen zusammen in Bands gespielt..
Minos: Genau… und da unsere Heimatstadt letztlich auch nur ein Dorf, zumindest in der Scene, darstellt, war es eh nur eine Frage der Zeit bis wir zusammen gefunden hätten.

Ein Riesenlob für eure EP „Anthems Of The Lost“! Das hört sich großartig und sehr reif an. Wie sehen die bisherigen Reaktionen aus? Ich hörte ein größeres Printmagazin ist davon auch sehr angetan.
Hades: Ja, das ist jetzt schon so oft gesagt worden, da kann man nur hoffen, dass da nichts mehr dazwischen kommt – im Mai wird die EP als Demo des Monats im Metal Hammer vorgestellt…
Radamanthys: Desweiteren kamen ja noch einige Reviews von Onlinemagazinen etc., die sich ebenfalls mit Lob überschlagen haben..Auch damit hatten wir in dieser Form nicht gerechnet.

Wie lange habt ihr gebraucht, die Stücke einzuspielen? Lief es einfach von der Hand oder wurde mit Stift und Zettel lange herumgetüftelt?
Hades: Von Minos und Radamanthys ist da wohl in Heimarbeit schon ein bisschen was vorgetüftelt worden, aus den mitgebrachten Ideen sind dann die ersten Songs entstanden – mittlerweile läuft das schon etwas impulsiver und spontaner ab.
Radamanthys: Wir haben uns hingesetzt und ein bisschen probiert und irgendwie lief das direkt ganz gut. Mittlerweile schreiben wir alle zusammen an den Songs, aber es fällt uns zum Glück relativ leicht, neue Ideen zu Songs zusammen zu bauen.
Minos: Das Grundgerüst stand recht schnell, was dadurch begünstigt wurde, dass drei Musiker aus unterschiedlichen Genres in musikalischer und menschlicher Hinsicht auf ein und der gleichen Welle reiten. Unsere beiden “Stagesklaven” nicht außer Acht gelassen.

Wie habt ihr diesen tollen Sound hinbekommen? Die EP klingt aufnahmetechnisch stark professionell und gar nicht nach „dies ist unser erster Schritt“.
Hades: Das Lob gebührt dann wohl Patrick – pedi – Karwatka, der hat das Ganze produziert! Und das in sehr kurzer Zeit! Und kochen kann der Mann auch!
Radamanthys: Er hatte von Anfang an unser Vertrauen als Produzent, da wir auch schon in anderen Bands mit ihm gearbeitet haben. Aufgenommen wurde alles im Audioversum in Düsseldorf und gemastert von Marco Manzo bei Skyline Tonfabrik.
Minos: Außerdem haben wir in unseren bereits genannten anderen Bands in letzten Jahren so einiges an Lehrgeld bezahlt, was L.O.D. nun sicher zu Gute kommt.

Werden die vier EP Songs auch auf dem ersten Album zu hören sein, oder streicht ihr was raus? Wie steht es allgemein um den Fortschritt der Scheibe?
Hades: Das wird man sehen – wir schreiben noch fleißig weiter, auch wenn das Material schon jetzt durchaus für ein Album reicht. Ein Bisschen werden wir noch dran ackern, dann greifen wir uns die besten Stücke raus und gehen ins Studio…
Radamanthys: Ich kann mir schon vorstellen, dass die eine oder andere Nummer von der EP auf einem full length landen würde. Wir haben aber auch viele neue Songs geschrieben bei denen die Leute aufhorchen werden.. ;)
Minos: Da die Nummern der EP bis zum Album immer noch ihre Aktualität haben werden, ist dies durchaus möglich. Der Eine oder Andere könnte darüber hinaus auf Grund der Resonanzen vieler Hörer einen Wiedererkennungswert herstellen, der in der Startphase nicht ganz unnötig ist.

Und wieviele Songs werden auf der Platte im Endeffekt zu hören sein?
Hades: Auch das kann man wohl jetzt noch nicht abschätzen… genug, denke ich.
Radamanthys: All killer, no filler…
Minos: Wenn’s soweit ist, könnte das beim derzeitigen Schreibfluss in der Tat zu Entscheidungsschwierigkeiten führen. Auf jeden Fall genug, wobei Klasse anstatt Masse im Vordergrund steht.

Sicher habt ihr zahlreiche Label-Bewerbungen rausgeschickt. Gibt es schon konkrete Fakten zu berichten? Was wäre euer Traum? Roadrunner und Metal Blade haben viele Bands aus eurem Bereich unter der Haube.
Hades: Wir hatten ja in unseren „eigenen“ Bands schon alle mal mit Labels zu tun, daher gehe ich persönlich jetzt ganz nüchtern an die Sache ran und warte ab, was passiert – natürlich gibt es Wunschkandidaten, aber man darf sich da nicht versteifen…
Radamanthys: Das ist letztlich auch eine Sache, um die sich unser Management kümmert. Wer es am Ende sein wird… keine Ahnung.

Als ich unserem Stefan zwei eurer Songs für unseren Underground-Contest zuschickte, sagte dieser „Das hört sich ja jetzt schon besser an, als Killswitch Engage“. Die Ähnlichkeit ist natürlich nicht von der Hand zu weisen und offenbar bewusst vorhanden. Denkt ihr, es ist leichter Fuß zu fassen, wenn man sich anfangs an einer prominenten Band orientiert?
Hades: Wenn man sich heutzutage mit Metalcore auseinandersetzt, kommt man an KSE einfach nicht mehr vorbei. Die Jungs haben es einfach raus. Natürlich beeinflusst das andere Bands in diesem Genre, aber wir legen es eigentlich nicht darauf an, wie eine Kopie zu klingen. Ich denke außerdem, dass jede Band, die ihre ersten Songs schreibt, bewusst oder unbewusst Einflüsse verarbeitet. Mit jedem neuen Song wird aber mehr und mehr der eigene Sound ausgearbeitet und die künstlerische Eigenständigkeit wächst. Letztlich hat es auch schon vor Killswitch aggressive Strophen, gesungene Refrains und heftige Gitarrenriffs gegeben… daher sehe ich uns genauso von anderen Bands wie Soilwork, aber auch von Pantera oder Faith No More beeinflusst.
Radamanthys: Als die ganze Sache losging, waren die Anleihen ja total beabsichtigt. Inzwischen versuchen wir natürlich viel mehr unsere eigenen Einflüsse einzubringen, ohne die Richtung um 180° zu ändern. Wenn man sich in einem bestimmten Genre bewegt, kommen die Vergleiche so oder so.
Minos: Letztlich haben wir als Musiker immer noch den Anspruch keine 1 zu 1 Kopie irgendwelcher Bands zu sein, wobei in unserem Falle sämtliche, möglichen Vergleiche auch eine Art Zugang am Anfang dargestellt haben.

Wie geht es diesbezüglich weiter? Irgendwann könnten Kritiker von einem KsE-Abklatsch reden, wie beispielweise Debauchery als deutsches Gegenstück zu Six Feet Under. Das ist ja mit der Zeit nicht die beste Presse.
Hades: Du kommst als Musiker nie darum herum, mit anderen verglichen zu werden, was ja auch nicht schlimm ist, aber gerade die deutsche Presse jongliert in solchen Fällen ja immer gerne mit dem Vorwurf des US-Plagiats. Aber wie gesagt, ich denke, es wird sich letztlich schon herauskristallisieren, dass das eher ein flüchtiger erster Eindruck ist.
Radamanthys: Wenn die Leute das neue Material hören, werden sie feststellen, dass wir auf jeden Fall unsere eigene Identität haben. In Schubladen wird man in diesem Land ja sowieso gesteckt. Entscheidend ist am Ende, das es den Leuten gefällt, die diese Musik hören.
Minos: Und weil wir uns in einem Sektor bewegen, wo vor unserer Zeit bereits Sämtliches gesagt wurde, werden wir auch mit L.O.D. das Rad nicht neu erfinden können, dennoch mit eigenen Facetten aufwarten.

Welche Bands dieses Spektrums hört ihr privat und was gab euch die Inspiration für euren musikalischen Aufbau?
Hades: Neben den bereits hinreichend erwähnten KSE hören wir alle nebenher auch sehr unterschiedliche Musik. Was die Inspiration für Last One Dying angeht, haben wir uns sowohl an aktuellen Bands wie z.B. All That Remains, aber auch an älteren Vorbildern orientiert. Einige habe ich ja schon genannt.
Radamanthys: Yo, KSE ist dabei, All That Remains, Bleed The Sky..aber auch Meshuggah, Sevendust und Bands, die nichts mit Metal zu tun haben…
Minos: Oben genannte Kandidaten waren wie gesagt der Zugang zur Materie, wobei mit Sicherheit verschiedenste Einflüsse, gerade durch auch wechselnde private Hörgewohnheiten, die Fesseln im Metal so wie er aus uns spricht, lösen sollten.

Gibt es bereits Pläne, EP und/oder Album auf der Bühne zu promoten? Vielleicht im Vorprogramm einer demnächst anlaufenden Tour?
Hades: Wir haben gerade unseren ersten Gig hinter uns gebracht und ordentlich Blut geleckt, daher wird sich live noch Einiges tun. Gespannt bin ich vor Allem auf unseren ersten Headliner Gig in unserer Homebase Köln. Am 26.05. werden wir das Underground aufmischen, was wir wohl alle als unser zweites Wohnzimmer bezeichnen können… Was eine konkrete Tourplanung angeht, ist es noch zu früh für öffentliche Spekulationen oder gar Details aber es ist einiges in Planung!
Radamanthys: Abwarten und Blut trinken… oder so?!
Minos: Cheers:)

Welche Band würdet ihr live gerne mal supporten? Sind es die üblichen Verdächtigen, wie Maiden, Metallica und Slayer oder haltet ihr das etwas spezieller?
Hades: Wir sind offen für Alles. Außer die Flippers!
Radamanthys: ..und Achim Menzel ;)
Minos: Komme was wolle!

Metalcore ist ein großer Trend der letzten Jahre und wird schon langsam mit dem Boom des Nu Metal Ende der Neunziger verglichen. Meinst du, Metalcore ist langfristig größer und stärker? Viele Bands dieses Sektors bieten leider kaum Innovation und bedienen sich der bekanntenStilmittel.
Hades: Metal war, ist und bleibt ein atmendes, lebendiges Ding. Da wird sich noch viel tun. Wenn man mal ehrlich ist, wird meistens eher der Begriff als die Musikrichtung selbst tot geredet. Und ich bin mir sicher, dass sich auch in dem abgegrenzten Sektor Metalcore noch Einiges tun wird. Leider ist mit der schnelllebigen Welt, in der wir leben, auch eine unheimlich überzogene Innovationsgeilheit entstanden, aber gerade Innovation braucht manchmal ihre Zeit.
Radamanthys: Wenn wir wüssten, wie und wann sich Trends genau entwickeln, könnten wir mit Sicherheit Propheten werden und ziemlich viel Asche machen… leider können wir das nicht. Ich denke, der große Metalcore-Hype ist so langsam vorbei, aber ich glaube schon, das es noch Raum für Innovation gibt. Am Ende setzt sich die Qualität über den Trend/ Hype hinaus durch, egal wie man die Musikrichtung gerade nennt.
Minos: Da wir mit L.O.D. Musik machen, die sich eben durch eine gewisse Ansammlung an Stilmitteln auszeichnet, liegt es bei einem selbst, wie weit man die Grenzen verschiebt. Kategorisierungen oder Untersparten des Metal werden bestimmt im Laufe der Zeit verblassen und von neuen Sparten abgelöst.
Gute Bands bleiben bestehen und entwickeln sich weiter.

Wer sind für dich die derzeit drei besten Metalcore-Acts?
Hades: Natürlich KSE, dann All That Remains… und ich stehe im Moment total auf Heaven Shall Burn!
Radamanthys: All That Remains, Bleed The Sky, KSE
Minos: Die oben genannten zu wiederholen wäre jetzt unnötig.

Als junge Band kommt man ohne das Internet gar nicht mehr aus. Bei Myspace seit ihr auch vertreten, aber eine Webseite habt ihrerstaunlicherweise nicht. Reicht euch Myspace für den Anfang?
Hades: Manchmal fragt man sich wirklich, was man jahrelang ohne Myspace gemacht hat. Die Möglichkeit, sich einer breiten Schar von interessierten Musikfans vorzustellen, ist gerade für junge Bands ideal. Im Moment denken wir noch nicht über eine eigene Seite nach, aber das heißt nicht, dass sie nicht kommen wird.
Radamanthys: Myspace scheint heutzutage das A und O zu sein. Bands wie Enter Shikari oder auch die Arctic Monkeys haben über Myspace einen Plattendeal bekommen, von daher sollte man den Einfluss und die Wirkung dieses Portals auf keinen Fall unterschätzen. Uns hat Myspace auf jeden Fall als Promotion Tool ungemein geholfen!
Minos: Eine Website ist für Bands erstaunlicherweise seit längerem eher sekundär geworden.
Myspace ist da aufgrund seiner populären Lebhaftigkeit und dem einfachen Prinzip einzigartig.
Es bereitet uns Freude, die Feedbacks aus erster Hand entgegen zu nehmen und darauf zu reagieren.
Eine gute, eigene Seite bietet aber schon andere, zusätzliche Vorteile, wobei die Infos die zunächst für den “Start” wichtig waren, auch über Myspace ausreichend unter das Volk gebracht werden konnten.
Das Eine schließt das Andere aber nicht aus.

Zum Abschluss noch unser traditionelles Wortspiel. Deine ersten Gedanken zum Folgenden:
Underground:
Hades: Wohnzimmer (s.o.)
Radamanthys: Der Laden in dem wir endgültig die Weltherrschaft an uns reißen! *muahahaha*
Minos: Ich versteh‘ nur U-Bahn:)

Festivals:
Hades: Geil, als Musiker und als Konsument.
Radamanthys: Super Sache, man lernt neue Leute kennen und kann vor einem Publikum spielen, das man vielleicht sonst nicht erreicht.
Minos: Ne tolle Sache, egal ob drinnen oder draußen.

Angela Merkel:
Hades: WARUM!?
Radamanthys: Die Frau ohne Kniegelenke
Minos: …würde wahrscheinlich die Flippers gegenüber uns bevorzugen:)

Straight Edge:
Hades: Ich bin zu sehr Bonvivant, aber jeder soll das tun, was er für richtig hält.
Radamanthys: Ein Leben ohne Fleisch?! Ich geb mir die Kugel…
Minos: Nicht mein Ding, aber jedem das Seine!

Manowar:
Hades: siehe Merkel.
Radamanthys: Die würden doch für den Metal sterben… wann ist es endlich soweit?
Minos: Dann doch lieber die Scorpions.

Bücher:
Hades: Es wird zu wenig gelesen in diesem Land!
Radamanthys: Eine schöne Beschäftigung, um die Zeit auf Tour totzuschlagen.
Minos: …werden auch im digitalen Zeitalter ihre Bedeutung behalten.

Metal1.info:
Hades: siehe Festivals ;-)
Radamanthys: Die Jungs und Mädels rocken ordentlich… weiter so!
Minos: Cooles Magazin!

Geschrieben am von Metal1.info

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