Interview mit Per M. Jensen von The Haunted

Mit ihrem siebten Album werden Schwedens THE HAUNTED für stärksten Diskussionsstoff sorgen. Immerhin hat das Quintett mit seinem neuen Langspieler „Unseen“ einen heftigen Stilbruch hingelegt. Schlagzeuger Per M. Jensen erklärt, warum es keinen Sinn macht, auf die Fans zu hören. Erklärt, dass die Band sich verändern muss, um zu überleben – warum all das eigentlich gar nicht so überraschend sein dürfte und noch viel mehr.

Hey, Per! Wie steht die Kunst? Glückwunsch zum neuen Album „Unseen” – ist großartig geworden!
Alles bestens hier. Danke dir vielmals, das finde ich auch. (lacht)

Das Coverartwork ist wieder typisch THE HAUNTED: schlicht. Soll es irgendwas bedeuten oder einfach nett aussehen?
In erster Linie soll es nett aussehen, ja. So wie es jetzt ist könnte es genau so als Bild an deiner Wand hängen oder das Cover für einen Film sein. Es ist einfach ein Stück Kunst. Entworfen hat es unser Freund Frode, der auch schon für das von „rEVOLVEr“ zuständig war – vielleicht kommt es dem einen oder anderen deswegen auch ein bisschen bekannt vor.

Stimmt es denn, dass zuerst ein anderer Albumtitel und ein anderes Artwork vorgesehen war?
Da hast du recht. Wir wollten zuerst einen anderen nehmen, stimmt. Dann ist uns aber irgendwie aufgefallen, dass es da eine Band gab, die gerade ein Album mit dem gleichen Titel veröffentlicht hat, weswegen wir alle Ideen umwerfen mussten. „Unseen“ stand schon als ein Songname fest und und wir fanden, dass der durchaus als Titel für das gesamte Album geeignet war.

Was mich bei eurem neuen Album brennend interessiert: Wie waren die bisherigen Reaktionen darauf? Die dürften ja durchaus zwiespältig ausgefallen sein.
Ich weiß nicht, ob ich nur Schwein gehabt habe… (lacht) Aber gestern und heute habe ich schon mit einigen Leuten gesprochen, die mir gesagt haben, dass sie die Scheibe echt großartig finden. Allgemein waren die Reaktionen bisher eher positiv. Es gibt ganz offensichtlich Leute, die sich ziemlich über einige der Änderungen gewundert haben. Das kann ich natürlich verstehen.

Hat euch das überrascht?
Hm, weiß nicht. Ich sags mal so: An Reaktionen von der Presse überrascht uns heute eigentlich nicht mehr so viel. Wir bekommen ja meistens schon einen ersten Eindruck aus dem Internet, wie es verschiedenen Leuten gefällt – oder können dann den Pressereaktionen ablesen, welche Tendenzen es möglicherweise bei den Fans geben wird.
Es wird ein paar sehr, sehr negative Reviews geben. Einige werden uns wirklich in der Luft zerreißen wollen, das weiß ich (lacht). Vollgeladen mit verschiedensten Emotionen werden sie kein Review über „Unseen“ schreiben, sondern darüber, wie wir uns in 15 Jahren verändert haben. Sie werden schreiben, dass wir so ein Album nicht unter diesem Bandnamen hätten machen dürfen und sich wohl fragen, was aus THE HAUNTED in Zukunft nur werden soll.

Vorhersehbar war das ja allerdings – schon als ihr gesagt habt, dass ihr etwas vollkommen „Neues“ aufnehmen werdet.
Klar, wir beschweren uns ja auch nicht. Es ist nur schade, dass das Stück Musik an sich gar keine Rolle mehr spielt. Das habe ich schon bei einigen Reviews gelesen und wird sich mit Sicherheit auch noch verstärken.
Ich kann denen nur sagen, dass ich nicht hier bin, um ihnen ans Bein zu pissen. Wir machen die Musik nicht, damit sich die Leute schlecht fühlen oder ihr Leben sich negativ verändert. Wenn jemand „Unseen“ nicht mag, dafür aber auf einen der Vorgänger steht ist das doch großartig. Es freut mich, dass wir etwas gemacht haben, das jemandem gefällt.

Demnach dürftet ihr auch nicht viel von Leuten halten, die euch vorwerfen nicht im geringsten auf das einzugehen, was eure Fans wollen, oder?
Ich verstehe schon, wenn das jemand so sieht. Gleichzeitig muss ich aber auch ganz ehrlich sagen, dass es nicht unsere Intention ist, das zu machen, was den Fans gefällt. Das wäre nicht echt. Und ich finde auch, dass niemand überhaupt so denken sollte. Man schaut sich einen Film ja auch nicht rückwärts an. Das würde keinen Sinn machen. Das kann so nie ein ehrliches Stück Arbeit werden, das geht einfach nicht. Fängt man an, auf solche Dinge zu hören, macht man die Musik nicht mehr der Musik wegen. Man fängt an, einen ganzen Haufen Kriterien zu beachten – für Kreativität wäre dabei kein Platz mehr.

Dann scheinen einige Bands keinen allzu großen Wert auf ihre Kreativität und genügend Freiraum zur eigenen Entfaltung zu legen.
Ganz offensichtlich, ansonsten würde es kaum Bands geben, die Album für Album das Gleiche machen, nur damit die Fans ihnen treu bleiben – von diesen Bands spreche ich hier. Ich habe nichts gegen diese Gruppen, versteh das bitte nicht falsch. Aber ich möchte, wie jeder andere bei THE HAUNTED auch, mit Dingen experimentieren. Wenn jemand zufrieden damit ist, 10 Mal das gleiche Album aufzunehmen, ist das für mich okay. Wunderbar. Aber so arbeiten wir nicht. So denken wir nicht. Und so funktionieren wir auch nicht. THE HAUNTED ist eine Band, die in Bewegung bleiben muss, weil sie sonst stirbt.

Und wie gesagt: Überraschend kam dieser Wandel nicht, ihr habt ihn ja oft genug angekündigt.
So ist es. Wir merkten schon nach „Versus“, unserem letzten Album, das wir wieder etwas anderes machen wollten. Bei den Vorgesprächen zu „Unseen“ hat sich dieses Vorhaben dann verfestigt. Dem ganzen lag die Idee zugrunde, dass der Gesang die Instrumente anführt. In vielen Fällen waren die Gesangsspuren das erste, was wir von einem Song fertig hatten – erst danach kamen die verschiedenen Instrumente. Dann kam beispielsweise Anders (Björler; Gitarre – Anm. d. Verf.) und hat seine Riffs drum herum aufgebaut, im Anschluss kamen das Schlagzeug.

Ich nehme an, das war erst mal ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Klar, denn immerhin haben wir so zuvor noch nie gearbeitet. Normalerweise kommt erst die Gitarre, wenn die Riffs stehen, nehmen wir den Bass und das Schlagzeug dazu. Und erst wenn das instrumentale Grundgerüst steht schauen wir, wo und wie der Gesang reinpasst. Das ist im Grunde der größte Unterschied im Songwriting von den älteren Alben zu „Unseen“.
Immerhin habt ihr so noch etwas ganz anderes – ebenso interessantes – herausgefunden, wie mir Peter (Dolving; Gesang – Anm. d. Verf.) vor ein paar Wochen erzählt. Erklär das unseren Lesern doch bitte.

Gerne! Wir haben endlich herausgefunden, wie wir am besten an neuen Songs arbeiten können, was die für uns am besten funktionierende Art des Songwritings ist. Wir haben gemerkt, dass wir keine Band sind, die im Proberaum beim Jammen auf die Ideen für den nächsten Song kommt. Und wir sind auch keine Band, die im Proberaum an solchen Ideen arbeiten kann. Das wäre auf verschiedenen Levels viel zu kompliziert für uns.
Stattdessen haben wir gemerkt, dass wir als Band am besten funktionieren und am kreativsten sind, wenn wir während des Songwritingprozesses über das Internet, Mail, Telefon – was auch immer – miteinander kommunizieren und in Ruhe an den einzelnen Parts arbeiten können. Wir schicken uns verschiedene Ideen hin und her, jeder hat genug Zeit, sich alles anzuhören, so oft und genau er will. Du hörst dir etwas in aller Ruhe daheim an. Du gehst schlafen. Hörst es dir wieder in aller Ruhe an. Ein paar Tage später hörst du es dir nochmal an, hast in der Zwischenzeit ein wenig Abstand dazu gewonnen und kannst den anderen dann antworten.

Scheint dann Geschmackssache zu sein – klingt in eurem Fall aber mehr als logisch, vor allem in Hinblick auf das Resultat: „Unseen“.
Das funktioniert viel besser, als zusammen in einem Raum eingesperrt zu sein, in dem jeder gleich auf eine Idee des anderen reagieren muss. Da hast du logischerweise keine Zeit, dir alles genau anzuhören und auf dich wirken zu lassen – egal, was dabei herauskommt: Es wäre immer nur die direkte, unreflektierte Reaktion. Allein schon, dass du nicht die Zeit hast, deine Wort sorgfältig genug zu wählen… Es gibt dabei vieles, was sehr leicht zu Problemen oder Verstimmungen führen kann. Das kann schnell so emotional werden, dass es keinem mehr Spaß macht. Und das ist nicht Sinn der Sache.
Wie wir es dieses Mal gemacht haben, war einfach so viel kreativer. Jeder von uns hatte alle Zeit, die er brauchte, mehr Zeit, um ein besseres Gefühl für eine Idee zu entwickeln und sie weiterzuspinnen. Das Problem ist einfach auch: Wenn du direkt auf eine Idee reagierst ist es sehr schwer, das im Nachhinein nochmal zu ändern, weil sich das bereits festgefahren hat.

Wann habt ihr euch dann überhaupt getroffen? Etwa erst im Studio?
(Lacht) Nein, so spontan waren wir dann doch nicht. Wir haben uns ein paar Mal in Göteborg getroffen, dort einzelne Songs zusammengetragen und ihnen den letzten Schliff verpasst. Als die Demos und ganzen Arrangements fertiggestellt waren, hatte ich noch fast einen ganzen Monat für mich allein in Kopenhagen bei Tue Madsen (dem THE HAUNTED-Stammproduzent – Anm. d. Verf.), um alles vorzubereiten. Jeder hat sich daheim nochmal vorbereitet und als wir dann im Studio wieder zusammengekommen sind, war jeder einfach so gut vorbereitet, wie es nur irgendwie sein kann. Das war echt unglaublich. Die Musik ist einfach aus uns rausgeschossen, die Aufnahmen waren so wahnsinnig einfach. Auf diese Art und Weise bekommen wir viel mehr hin – und das auch viel besser.

Aufgenommen habt ihr dann wieder mit Tue Madsen in dessen Antfarm Studios. Bisher war er der einzige Produzent, den ihr an eure Musik gelassen habt.
Weil es funktioniert. Es ist schwer zu sagen, ob wir mit einem anderen Produzenten besser arbeiten könnten – ganz einfach deshalb, weil das es da draußen so wahnsinnig viele gibt (lacht). Bei Tue fühlen wir uns einfach wohl, richtig entspannt – und das wollen wir nicht hergeben. Die tollen Produktionen und Resultate geben uns da auch recht. Es ist einfach so, dass wir eine Entscheidung getroffen haben – und diese die richtige war. Auf der anderen Seite ist es schwer, nach so langer Zeit einen anderen Produzenten auszuprobieren, mit dem man noch nie gearbeitet hat. Der einen vermutlich auch nicht kennt oder zumindest nicht so gut wie Tue. Da hätten wir die ganze Zeit das Gefühl, dass es nicht richtig wäre, das wir das Falsche tun. Man kann auch sagen, dass wir den einfachen und sicheren Weg genommen haben.

Zumal Tue ohne Zweifel auch einer der Produzenten ist, die in der heutigen Zeit nicht gefragter sein könnten. Egal, welche hochkarätigen europäischen Bands du dir anschaust: Irgendwann hatte Tue seine Finger schon mal im Spiel – und das nicht zu Unrecht.
Da kann ich dir nur zustimmen. Tue gibt einem das Gefühl, dass man sich schon unendlich lange kennt. Er vertraut einem und dadurch fällt es einer Band auch leicht, ihm zu vertrauen. Von seinen goldenen Ohren mal ganz abgesehen, hat er ein genial Musikverständnis. Das ist mir so noch nicht untergekommen. Er ist selber Musiker, hat selbst immer großartige Ideen. Er hört sich die Musik einer Band an und hat praktisch noch im selben Moment Ideen dazu. Weiß, wie etwas klingen könnte. Und all das, ohne den Sound einer Band zu verfremden oder ihr zu sehr seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Er ist genial, anders kann man das nicht sagen.

Was ich mich trotzdem gefragt habe: Wäre es gerade jetzt – mit diesem heftigen Stilbruch und der neuen Herangehensweise im Songwriting – nicht der perfekte Zeitpunkt gewesen, es mit einem anderen Produzenten zu versuchen? Einem, der euch nicht als THE HAUNTED kennt und vollkommen unbefangen an die Aufnahme geht?
Das sind 1:1 meine Gedanken gewesen – gut mitgedacht! (lacht) Das ging mir oft durch den Kopf, bevor wir das Studio gebucht haben. Ich habe ein bisschen befürchtet, dass wir mit Tue wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen könnten und all das Neue, das wir mit „Unseen“ entwickelt haben – sowohl musikalisch als auch in Sachen Songwriting – wieder über den Haufen werden oder nicht zu Ende bringen würden.
Wir wussten, dass eine typischen Modern Metal-Produktion diesem Album nicht stehen würde. Dass es nicht funktionieren konnte. Ich wusste natürlich, dass Tue – musikalisch wie er ist – niemals unser Material verschandeln wurde. Er hat das Album gerade ein Mal gehört und hatte schon einen ganzen Haufen Ideen, die er unbedingt mit uns teilen wollte. Und von diesem Punkt an war auch der Rest kein Problem mehr.

Wenn ich mir den Albumtitel anschaue, ist das erste, was mir in den Sinn kommt: Wer oder was bleibt ungesehen?
Wie auch schon bei den Vorgängern hat dieser Titel wieder mehrere Bedeutung – oder kann diese haben, je nach Betrachtung. Da gibt es beispielsweise die ganz offensichtliche Bedeutung: Dass THE HAUNTED jetzt eine Seite von sich gezeigt haben, die davor noch keiner kannte. Nicht mal die Band selbst, um genau zu sein. Darüber hinaus kann man „Unseen“ auch auf die heutige Gesellschaft übertragen. Auf all das, was die Menschen in der heutigen Zeit nicht mehr wahrnehmen oder nicht mehr sehen wollen. Die Ignoranz der Leute. Wenn man auf der persönlicheren Schiene fährt, könnte man an diesem Titel auch die Beschreibung einer disfunktionalen Familie ablesen. Einer Familie, in der Dinge passieren, die nicht passieren dürfen – die nach Außen hin aber trotzdem unerkannt bleiben, was die ganze Sache nur viel schlimmer macht.

Entsprechend sind dann auch die Lyrics ausgerichtet?
Kann man so sagen, ja. Dysfunktionalitäten spielen dabei eine große Rolle. Wie davor auch schon ist es eine Mischung aus persönlichen Dingen, die Dolving erlebt hat, und Verhaltensmustern, die man an der Gesellschaft beobachten kann. Die Lyrics haben immer zwei Seiten. Die persönliche Seite, die reflektiert, was Peter gerade fühlt oder erlebt. Und auf der anderen Seite der größere Überbegriff – der große Kontext, in den man das wiederum rücken kann. Ein Song kann gleichzeitig beschreiben, was bei Peter Zuhause los ist – und was in der Welt passiert oder was die Gesellschaft bewegt. Die Lyrics funktionieren immer auf diesem Weg. Sie gehen tief in das Innere und ebenso weit wieder hinaus. Wir sind keine Band, die so oft sie kann „Fuck“, „Kill“ oder „Hate“ in ihren Songtexten verwenden will. Wir möchten, das unsere Hörer mitdenken, sich aber gleichzeitig nicht genötigt fühlen, eine bestimmte Sache aus den Texten zu lesen, sondern sie viel mehr auf sich selbst zu beziehen.

Peters Gesang auf „Unseen“ ist übrigens atemberaubend. Hat er sich ein paar Gesangsstunden oder einen Gesangstrainer genommen?
(Lacht) Das ist die andere Sache, auf die mich die letzten Tage schon viele Leute angesprochen haben. Denn das Lustige daran ist: Das war schon immer da. Peter war schon immer ein begnadeter Sänger mit einer genialen Stimme. Es ist ja nichts, das sich im letzten halben Jahr einfach mal so entwickelt hat. Er war schon immer ein Sänger, auch bevor er der Band in den ’90ern zum ersten Mal beigetreten ist. Und obwohl er immer schon ein guter Sänger war, ist er in den vergangenen Jahren wahnsinnig aus sich herausgewachsen. Ob in den Jahren mit oder ohne uns, ganz egal. Auf der anderen Seite hat er auch schon immer melodische Musik geschrieben – schon bevor er THE HAUNTED beigetreten ist.
Selbst die Melodien, die man nun auf „Unseen“ hört, waren schon da und sind nicht einfach vom Himmel gefallen. Peter hat solche Sachen schon in den Bands gemacht, in denen er vor THE HAUNTED war. Für mich ist es deshalb manchmal ziemlich befremdlich, wie geschockt die Leute reagieren, wenn sie Melodien bei uns heraushören. Das war schon immer da.
Selbst als die Björler-Brüder noch bei At The Gates aktiv waren, gab es Melodien. Denk dir den Gesang mal weg – was hast du dann? Melodien, richtig! Es sollte also keine große Neuigkeit sein, dass wir eigentlich eine sehr melodische Band sind. Mit „Unseen“ ist es uns allerdings gelungen, die altbekannten Melodien auszulassen. Man findet auf der ganzen Scheibe keine Melodie, die man schon bei einem Haufen anderer Bands gehört hat. Das ist was Originelles.

Und gleichzeitig auch immer genau das, was man nicht von euch erwartet. Das macht, zumindest für mich, die Spannung von „Unseen“ zu einem großen Teil aus.
Das ist sicher richtig. Es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten, eine Melodie einzusetzen. Viele Bands greifen auf bestimmte Melodien zurück, weil sie von denen wissen, dass sie funktionieren. Die Leute wollen einen harten Verse mit viel Screaming und im Anschluss den radiotauglichen Chorus. Wir haben da eine komplett andere Herangehensweise, ein anderes Verständnis von spannender Musik. Auf „Unseen“ findest du keine Songstrukturen, die nach diesem festgefahrenen Muster funktionieren. Chorus, Verse, Bridge – das haben wir komplett durcheinander geworfen und so platziert, wie es uns passt.

Trotzdem frage ich mich, ob ihr Peter nicht vielleicht auf eine positive Art und Weise unter Druck gesetzt – das heißt: vorangetrieben – habt, was seine Gesang angeht. Der Sprung vom letzten zum aktuellen Album ist ja schon bemerkenswert. Da kannst du mir sagen, was du willst.
(Lacht) Im Grunde hat Peter darauf gewartet und gehofft, dass es dazu kommen würde. Er hat darauf gewartet, dass der Rest der Band auf ihn zukommt und ihm sagt: „So wollen wir das machen – jetzt hängt alles nur von dir ab. Mach es. Geh aus dir raus. Arbeite dich in das Material ein und finde deinen Weg und das, was du in dir hast“.
Er war sehr glücklich darüber, dass er unser Vertrauen hatte, aus sich herausgehen und das machen zu können, worauf er schon immer Lust hatte. Und immerhin wollten wir wirklich, dass er genau das und nichts anderes macht. Weil wir genau wussten, dass dies die Richtung sein wird, in die wir unbedingt gehen wollten.

Peter und Anders (Björler; Gitarre – Anm. d. Verf.) haben viel Zeit damit verbracht, um gemeinsam an den Songstrukturen und der Komplexität zu arbeiten. Wie war es da für dich und den Rest, ein wenig außerhalb zu stehen?
Die beiden haben wirklich einen Arsch voll Arbeit damit gehabt. Verglichen mit den vorherigen Veröffentlichungen hat uns „Unseen“ verdammt viel Zeit und Arbeit gekostet. Wir sind dieses Mal so tief in die Materie eingedrungen wie noch nie zuvor, wollten unbedingt vermeiden, uns auf irgendeine Art und Weise zu wiederholen. Im Grunde war es nichts anderes als verdammt interessant zu sehen, wie beiden daran gearbeitet haben und was sich aus ihren Ideen machen konnten. Das Resultat wird bestätigen, dass sich die Arbeit an dieser Komplexität gelohnt hat.

Peter sagte in einem Interview, dass ihr mit „Unseen“ endlich zu THE HAUNTED geworden seid. Wer wart ihr dann davor?
(Lacht) Gute Frage! Schwierig zu beantworten, hehe… Im Grunde denke ich, dass Peter damit einfach sagen wollte, dass die Band endlich ihr wahres Potential gefunden hat und realisierte, wie sie richtig arbeiten kann. Dass es keinen Sinn macht, sich nach den Erwartungen der Leute zu richten, weil die eigenen an sich selbst immer die wichtigsten sind.

Wie sieht es denn in Sachen Labelheimat aus? Werdet ihr nochmal bei Century Media Records verlängern oder euch nach dem aktuellen Album erst nochmal umsehen?
Mal schauen. Es ist jetzt noch früh, etwas dazu zu sagen. Unser eigentlicher Vertrag ist erfüllt, wir haben nur die Option auf ein weiteres Album in Anspruch genommen. Soweit sind wir mit der Arbeit von Century Media mehr als zufrieden und es sieht auch so aus, als würden sie gerne mit uns arbeiten. Insofern schaut das stark nach einer Fortsetzung aus.

Abschließend noch unser traditionelles Metal1.Brainstorming. Was kommt dir bei den folgenden Begriffen in den Sinn?

Silvio Berlusconi: Korruption
Finnish Metal Expo: Viel Bier
Dortmund: Fußball
Unseen: Unser bestes Album in 15 Jahren
Metal1.info: Spaß

Per, vielen Dank für deine Zeit – ich hoffe, wir sehen uns mal wieder auf Tour!
Das will ich doch hoffen! Aber das nächste Mal ohne dein „Schwabbruh“ (O-Ton), das macht ja einen höllischen Kater! (lacht)

Geschrieben am von Metal1.info

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