Review The Haunted – Exit Wounds

Wenn der Name THE HAUNTED für etwas steht, dann für die Unverbindlichkeit, welche Musik man unter diesem Namen verkauft bekommt. Man könnte sagen: die Schweden wechseln ihren Stil wie andere die Unterwäsche. Den bisherigen Gipfel des Neuerfindungsdranges der Band stellte das 2011 veröffentlichte „Unseen“ dar, auf dem sich die Göteborger quer über alle Genre-Grenzen hinwegbewegten.

Seitdem hat sich im THE-HAUNTED-Camp einiges getan: Mit Anders Björler, Peter Dolving und Per M. Jensen verließen drei langjährige Mitglieder die Band – späteren Statements nach zu urteilen nicht eben im Guten. An ihrer Stelle kehrten, zusätzlich zum neu rekrutierten Ola Englund, zwei Ehemalige in die Reihen der Schweden zurück: Adrian Erlandsson und Marco Aro.

Die Folgen dieser personellen Veränderung sind schwer zu überhören: Statt auf Innovation setzen THE HAUNTED wieder verstärkt auf Altbewährtes. Psychedelische Balladen mit Alternative-Metal-Einschlag wie „Ocean Park“, „All Ends Well“ oder „Done“, die auf „Unseen“ noch das Klangbild prägten, sucht man nun vergeblich: Auf „Exit Wounds“ stehen ausschließlich harte Riffs mit viel Zug, Groove und Geprügel auf dem Programm. Dabei gehen THE HAUNTED durchaus gekonnt zu Werke und mischen elegant Elemente des Metalcore, Modern Death, Neo-Thrash und Groove Metal. Ein Garant für überbrandenden Abwechslungsreichtum ist diese Kombination allerdings trotzdem nicht.

So verschwimmen die 14 Nummern mit einer addierten Spielzeit von einer knappen Dreiviertelstunde beim Hören leider mit wenigen Ausnahmen zu einem großen, aggressiven Klotz, der es nicht eben einfach macht, so etwas wie Highlights aufzuspühren. Dass die Suche nicht aussichtslos ist, beweisen beispielsweise „Psychonaut“, der mit Clean-Gitarren-Untermalung des Refrains und einem Anflug von Melodie im Gesang an In Flames denken lässt, oder das dezent Southern-Rock-inspirierte „All I Have“.

Davor, danach und dazwischen rutschen THE HAUNTED jedoch wieder zurück in Schema F: Genau wie „Trend Killer“stilistisch ein Bastard aus Five Finger Death Punch und Slipknotoder das etwas thrashigere „Time (Will Not Heal)“ im Anschluss hat auch „Eye Of The Storm“ durchaus Zug, dafür jedoch verhältnismäßig wenig Charakter. Erst das etwas langsamere, melodiöse „Ghost In The Machine“ hebt sich von dem bisher Gehörten wieder merklich ab. Zu wenig, zu spät.

Natürlich ist ein Album wie dieses, der Erfahrung und dem Können der beteiligten Musiker geschuldet, auf einer absoluten Skala nicht als schlecht einzustufen. Quergehört erweckt „Exit Wounds“ allerdings den Eindruck, als hätten THE HAUNTED aus vier Songs 14 gemacht – und auch bei genauerem Hinhören offenbaren sich nur selten kompositorische Geistesblitze. Mag „Unseen“ dem einen oder anderen Fan auch zu experimentell ausgefallen sein – diese vergleichsweise stumpfe Sammlung harter Riffs als Kontrastprogramm ist definitiv auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Wertung: 6.5 / 10

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