Konzertbericht: Benefizkonzert Rage4Water

19.10.2019 München, Feierwerk (Hansa 39)

Die Organisation VIVA CON AGUA DE SANKT PAULI e.V. steht bereits seit über einem Jahrzehnt für eine große Anzahl an Hilfsprojekten, mit dem Ziel, durch Hygiene- und Sanitärversorgung Menschen in Entwicklungsländern Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Gegründet wurde die Non-Profit-Organisation 2005 vom ehemaligen Fußballprofi Benjamin Adrion und hat sich seitdem ein Netzwerk mit ca. 60 Crews in ganz Deutschland aufgebaut. Um auf die Missstände in den Projektländern aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln, engagieren sich die rein ehrenamtlichen Helfer auf verschiedenen Festivals und Konzerten mit Ständen und Pfandtonnen. Die Münchner Crew geht nun sogar einen Schritt weiter und organisiert das Benefizkonzert RAGE4WATER. Vier Underground-Bands aus München und dem Umland dürfen dabei die Bühne rocken. Das eingenommene Geld fließt direkt in die Projekte der Organisation.

Nachdem ein paar Tage vor dem Konzert die Wiener Gin Sønic krankheitsbedingt absagen mussten, wurde mit der Pop-Punk-Band STAND UP STACY noch rechtzeitig ein würdiger Ersatz gefunden. So betreten die vier Jungs um kurz nach acht die Bühne im Hansa 39 und eröffnen das RAGE4WATER. Die Musik schallt dem Publikum mit für eine Underground-Show überraschend fettem Sound entgegen und geht sofort ins Ohr. STAND UP STACY überzeugen dabei sowohl mit ihrer sympathischen Art, wie auch ihren musikalischen Fähigkeiten. Die im Dresscode Hemd, Fliege und Hosenträger gekleidete Band sorgt mit eingängigen Riffs und lockeren Melodien für reichlich Bewegung im Publikum. Für die nötige Härte werden stellenweise Breakdowns und sogar Screams eingebaut, die sich gut in den recht zugänglichen Sound einfügen. Ein toller Auftakt mit einer Band, die der ein oder andere mit Sicherheit auf seinem Zettel notiert hat.

Als zweite Band treten die ebenfalls aus München stammenden HEATHCLIFF auf. Mit ihrem Skatepunk geht es etwas räudiger zur Sache als beim Opener, jedoch nicht weniger spaßig. Reichlich Two-Step-Parts treffen auf melodische Refrains, die immer die nötige Punk-Attitüde beinhalten. So lässt es sich die Band auch nicht nehmen, dem ersten Crowdsurfer des Abends einen Captain-Cola zu versprechen – passend zum Song „More Captain In Our Captain“. Dass nicht nur der Anhang, sondern auch alle anderen Anwesenden großen Spaß am Auftritt von HEATHCLIFF haben, beweist der ordentliche Pogo vor der Bühne. So beendet die Band ihren Auftritt erst nach einer Zugabe unter reichlich Applaus.

Als dritte Band stehen IQ ZERO auf dem Programm. Sich selbst als „bekannteste und wahrscheinlich beste Punkrock-Band Bichls“ bezeichnend, stürmen die fünf Jungs mit breitem Grinsen im Gesicht die Bühne. Der Spaß, den die Band sichtlich hat, springt sofort auf die Fans über. Dass IQ ZERO reichlich Bekanntschaft und Anhang mitgebracht haben, zeigt sich nicht nur an dem größten Andrang vor der Bühne am heutigen Abend, sondern auch an der Textsicherheit einiger Besucher. Die Musik selbst verwebt 90er-Jahre-Punk mit modernen Elementen, wobei Sänger Jere einem jungen Billie Joe Armstrong stellenweise verblüffend nahekommt. Während die Musik schnell ins Ohr geht und auch zu zünden weiß, muss man den Jungs dennoch einen kleinen Tipp mit auf den Weg geben: Zwischen den Songs weniger reden und mehr spielen.

Dass der Headliner LESTER die mit Abstand erfahrenste Band des Abends ist, merkt man vom ersten Ton an. So wirkt nicht nur das Stageacting am professionellsten, sondern auch die Musik selbst ist gut durchdacht und dargeboten. Mit ihrem Sound aus Punk, Emo der 90er-Jahre und einer guten Prise Pop, geht die Musik der Münchner schnell ins Ohr und weiß sich dort durchaus zu verankern. Während die Band den besten Auftritt des Abends abliefert, ist vor der Bühne leider nicht mehr so viel los wie bei den vorigen Bands. Mag dies vermutlich an der weit fortgeschrittenen Uhrzeit liegen – LESTER beginnen ihren Auftritt erst um 0 Uhr – ist dies sowohl für die Veranstalter und erst recht für die Band sehr schade. Dennoch lassen sich die übrigen Anwesenden nicht lumpen und feiern auch die vierte Band des Abends gebührend. Nach etwas weniger als einer Stunde Spielzeit verlassen die vier Mannen die Bühne und beschließen somit die erste Ausgabe des RAGE4WATER.

Im Anschluss an die letzte Band versteigert VIVA CON AGUA noch ein Merchpaket mit Artikeln aller Acts des heutigen Abends, das nochmals ganze 95€ in den Spendentopf spült. Mit vier tollen Bands, durchweg guter Stimmung und einer hoffentlich gut gefüllten Kasse lässt sich ein positiver Schlussstrich unter das erste Benefizkonzert der Münchner Crew ziehen. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Veranstaltung in der etwas kleineren benachbarten Kranhalle durchzuführen, scheint das Hansa 39 für ein reines Underground-Konzert doch etwas zu groß. Dennoch muss man an dieser Stelle dem Veranstalter Feierwerk, den Bands und vor allem VIVA CON AGUA für den gelungenen Abend danken – mit der Hoffnung, dass nächstes Jahr das zweite RAGE4WATER folgt.

Alle Fotos von Basti Kosler (2B Photography)

Publiziert am von Silas Dietrich

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