Konzertbericht: Darkside w/ High Water

15.03.2014 München, Muffathalle

Darkside Header

In den letzten Jahren gab es im Bereich der elektronischen Musik und vor allem im Bereich des Minimal wohl kaum einen Künstler, der präsenter ist und stärker bejubelt wird als Nicolas Jaar. Egal was der 24-Jährige anfasst, sei es sein gefeiertes Album „Space Is Only Noise“ oder seine zahlreichen anderen Mix-Veröffentlichungen, auf ihn konnten sich alle einigen. Nachdem der unter anderem von Jazz, Trip Hop beeinflusste Künstler bei seinen Sets oft selbst Klavier spielt und singt und in den letzten Jahren oft mit einer gesamten Band aufgetreten ist, war es nur eine Frage, bis sein Nebenprojekt DARKSIDE, welches er gemeinsam mit seinem Gitarristen Dave Harrington bildet, größere Aufmerksamkeit erfahren würde. Nachdem nach einer 2011 erschienen EP 2013 schließlich das erste Album „Psychic“ erschien und eine Europatour für Anfang 2014 angekündigt wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis diese ausverkauft sein würde. Dementsprechend verwundert es nicht, dass es für die Muffathalle, in welcher DARKSIDE gemeinsam mit dem Support High Water in München haltmachen, bereits Wochen vorher keine Tickets mehr zu erwerben gab.

High Water

Um kurz nach 20.30 Uhr erlischt das Licht in der Muffathalle und am rechten Bühnenrand macht sich Will Epstein, heute unter dem Pseudonym HIGH WATER, daran, den Abend zu eröffnen. Lediglich von einer kleinen, dafür aber umso helleren Lampe erleuchtet, passt der sympathische Musiker gut in die Stimmung des heutigen Abends. Zwischen seinen Synthesizern und seinem Laptop stehend looped er sein eigenes Saxophonspiel zunächst selbst, bevor er mit einer Stimme, die stark an Kings Of Leon erinnert, über ruhige Beats und sehr 80er-lastigen Synthiesounds eine ansprechende Mischung zwischen Pop und Minimal präsentiert. Besonders die langsamen Songs, welche statt geradlinigen Rhythmen gerne auch mit an The Notwist erinnerndem Zirpen, Klackern und Zischen aufwarten, wissen zu überzeugen. An manchen Stellen rutscht die Musik von Will Epstein allerdings zu sehr in den Kitsch und die Geradlinigkeit ab. Nahezu auf die Sekunde genau beendet HIGH WATER sein Set nach einer halben Stunde und verabschiedet sich unter bravem, dabei aber nicht überbordenden Applaus von der Bühne.

Darkside 01

Nach einer halben Stunde Umbaupause wird es erneut dunkel – und zwar so wirklich dunkel. Unter begeistertem Jubel in der spätestens jetzt randvollen Muffathalle betreten DARKSIDE ohne Intro die Bühne, bevor Nicolas Jaar mit seiner tiefen Stimme das Publikum begrüßt und ihnen für ihr Kommen dankt. Ins Dunkle hinein erklingen ganz langsam ein paar einzelne Töne, es klickt und knackt und hinter den Musikern blitzt ganz kurz weißes Licht auf. Langsam und zähflüssig steigert sich die Intensität der Musik, einzelne Gitarrentöne kommen hinzu und nach zehn Minuten ist es schließlich soweit und ein erster dicker Beat erklingt in der Halle, was bei den Elektrojüngern direkt Jubelstürme nach sich zieht. Über 15 Minuten ziehen DARKSIDE diesen ersten Song, spielen mit den Erwartungen des Publikums, bauen Spannungsbögen auf und lassen diese zusammenbrechen, bis dann schließlich doch die fette Bassdrum auf der Eins ertönt. Das Publikum verwandelt sich schnell in eine wogende und tanzende Masse, der bassige Gesang von Nicolas Jaar und die kräftige Gitarre, welche der Musik eine entsprechende Tiefe verleiht, geben der Musik einen ganz eigenen, hypnotisierenden Klang irgendwo zwischen Psychedelic Rock und Minimal Techno, der in den ruhigen Momenten auch gerne an The XX erinnert. In den nächsten zwei Stücken ziehen Jaar und Harrington das Tempo und die Geradlinigkeit ordentlich an, sodass in manchen Momenten der Eindruck einer wummernden Technoparty entsteht, bis dann schließlich die wirklich langsamen Songs ihren Weg ins Set finden, für die Nicolas Jaar bekannt ist. Nicht zuletzt für Gimmicks wie das langsame Hochdrehen der BPM-Zahl werden DARKSIDE quasi ununterbrochen bejubelt, der Applaus zwischen den einzelnen Stücken will gar nicht mehr aufhören.

Darkside 02

Als wäre die Musik nicht schon packend genug, was sicherlich auch zu einem großen Teil an der glasklaren, druckvollen und bassigen Abmischung liegt, wird der Auftritt von einer umwerfenden Lichtshow unterstützt: Das gesamte Konzert über kommt das gesamte Licht von hinten, sodass die Musiker nur in ihren Schattenwürfen zu erahnen sind, und wechselt zwischen kaltem Weiß, gleißendem Orange, blutigem Rot sowie tiefem Blau und psychedelischen Violett ab, was sich perfekt an die Stimmung der jeweiligen Songs anpasst. Je nach Intensität der Musik leuchten nur einzelne Lampen auf, bis schließlich auch die Scheinwerfer über der Halle das Publikum blenden. Das wahre Highlight ist allerdings so simpel wie genial: Ein überdimensionaler runder Spiegel ist – zunächst unmerklich – über der Bühne angebracht und wird in den einzelnen Songs so beleuchtet und gedreht, dass an Laser erinnernde Lichteffekte über die Köpfe des Publikums geworfen werden. Nach 70 Minuten verabschieden sich DARKSIDE nach einem intensiven Finale, welches auch den letzten Tanzmuffel verträumt und ekstatisch im unwiderstehlichen Beat der Musik treiben lässt, nur um nach tosendem Applaus für eine Zugabe auf die Bühne zu kommen, welche schließlich in einem wahren Bassgewitter endet – und schließlich abrupt abbricht. Langsam gehen die blauen Lichter in der Muffathalle an und ein euphorisiertes Publikum klatscht noch lange Beifall.

Setlist DARKSIDE:
01. Freak, Go Home
02. Paper Trails
03. The Only Shrine I’ve Seen
04. Heart
05. Metatron
—————–
06. Golden Arrow

PsychicFAZIT: DARKSIDE live sind eine wahre Macht – das Zusammenspiel zwischen der hypnotischen Musik, dem druckvollen Sound und der grandiosen Lichtshow lassen nahezu keine Wünsche offen. Dass das Publikum sich gelegentlich zum Mitklatschen hinreißt, ein, zwei Songs ein wenig zu stumpf auf einen geradlinigen Beat setzen und bei den wirklich atmosphärischen ruhigen Songs, welche oft keine eindeutigen Rhythmen erkennen lassen und ambientlastiger sind, vom Publikum mit Gerede überdeckt werden, ist zwar ärgerlich, aber auf keinen Fall der umwerfenden Darbietung der beiden Musiker zuzuschreiben. 

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert