Konzertbericht: Daughters w/ Arto

08.04.2019 München, Backstage Club

DAUGHTERS sind Ende 2018 mit ihrem Opus Magnum „You Won’t Get What You Want” nach einer längeren Nicht-Existenz zurückgekehrt. Der Wahnsinn der früheren Platten äußert sich darauf in anderen Bahnen: Weniger Math- und Grindcore, dafür mindestens die gleiche Menge an verstörender Stimmung. Im Frühjahr 2019 kehrt die Band auf deutsche Bühnen zurück und bringt zum Auftakt ihrer Deutschland-Tour die Italiener von Arto mit in den Münchner Backstage Club.

Zum Konzertbeginn um 20 Uhr ist dieser noch sehr überschaubar gefüllt. ARTO stört das allerdings reichlich wenig: Die vier Italiener steigen mit vereinzelten, rhythmisch komplexen Schlagzeugschlägen pünktlich in ihr Set ein. In der Folge entwickeln sich die Nummern der Band zu einer stark auf Dynamiken ausgelegten Mischung aus Math- und Post-Rock. Auf klassische Songaufbauten wird hier verzichtet – dennoch werden die Songs oft sehr heftig und die nahezu perfekte Abmischung bringt die Musik perfekt zur Geltung. Während des Sets füllt sich der Platz vor der Bühne mehr als ansehnlich, sodass der Applaus am Ende des gut 30-minütigen Sets zu einem lauten Jubel anschwillt. ARTO bilden die Blaupause dafür, wie man als unbekannter Support ein Publikum für sich und damit neue Fans gewinnt.

Nach einer halbstündigen Umbaupause ist es soweit: DAUGHTERS betreten in schwarzen Hemden, Sänger Alexis S.F. Marshall sogar in Jackett und Weste die Bühne. Der mittlerweile mehr als ansehnlich gefüllte Backstage Club flippt quasi mit den ersten Tönen des Openers „The Reason Why They Hate Me“ aus. Das gilt auch für die Band, allen voran deren Frontmann: Bereits mit den ersten Sekunden drischt er wie ein wahnsinniger mit dem Mikrofon auf die Bühne ein, nölt und schreit sich durch den Song und geht sofort mit dem Publikum auf Tuchfühlung. In vollkommener Ekstase spuckt er dabei immer wieder in seine Hand, reibt sie sich durchs Gesicht und bildet so optisch ab, was DAUGHTERS musikalisch abliefern: puren, rohen, ungefilterten Wahnsinn.

Die Songs des neuen Albums, das DAUGHTERS fast vollständig spielen, sind live um einige Stufen härter, was in der Kombination mit den älteren, heftigeren Nummern mit zunehmender Konzertdauer für zunehmend wildere Pogokreise sorgt. Verschnaufpausen gibt es dabei nicht wirklich, denn hinter jeder ruhigen Sekunde wartet ein weiterer manischer Ausbruch. Alexis klettert mehrmals durchs Publikum, hängt sich kopfüber an die Ballustrade und schüttet sich das Bier eines Besuchers über den Kopf, bevor er sich das Mikrofon mehrere Male direkt gegen den Kopf schlägt. Was niedergeschrieben absolut irre klingt, ist live nicht normaler, durch den Kontext der vertonten Psychose der Musik von DAUGHTERS allerdings absolut folgerichtig. Nach einer Stunde verlässt die Band nach dem epischen „The Ocean“ schließlich die Bühne und lässt ein physisch und psychisch erschöpftes Publikum zurück.

Dieser Konzertabend wäre für die jungen Besucher*innen des eine Halle weiter stattfindenden Pop-Konzerts vermutlich ein Grund gewesen, das Gelände schreiend zu verlassen. Alle Freunde harter und chaotischer Musik konnten mit der Darbietung von DAUGHTERS eine manische Show erleben, die auf allen Ebenen begeistern konnte.

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