Konzertbericht: Iron Legions Tour

17.01.2014 Kaiserslautern, JUZ

1384322_724428284237456_2121257816_n

Manchmal muss man eben das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen – und so haben sich vier deutsche Bands, die teilweise schon seit Jahren das Gesicht der schwermetallischen Szene in Deutschland prägen, zur „Iron Legions Tour“ zusammengeschlossen. An vier Abenden trat man mit jeweils unterschiedlichem Headliner auf und unterstrich somit auch die Gleichrangigkeit aller vier Bands. Ein netter Zug und ein letztlich aufgehendes Konzept – so zumindest am dritten Konzerttermin, der im pfälzischen Kaiserslautern stattfand.

Mercury Falling logoErfreulicherweise war das JUZ schon von Beginn an recht gut gefüllt, sodass MERCURY FALLING, die diesen Abend eröffneten, bereits eine ansehnliche und gut gelaunte Zuschauermenge vor der Bühne versammelt fanden. Das Quartett, das 2012 ihr bis dato drittes Album „Into The Void“ veröffentlicht hat, startet mit ordentlich Power in sein gut 40 minütiges Set, das geprägt ist von hartem Power Metal mit proggigen Stakkato-Riffing, einem tieferen, aggressiven Gesang und einem Keyboard, das zwischen Klangteppichen und klaren Piano-Passagen hin und her wechselt. Wer die Songs – so wie der Rezensent – nicht bereits kannte, dürfte etwas Schwierigkeiten gehabt haben, sich in die Musik einzufinden, nichtsdestotrotz knallten die einzelnen Stücke ordentlich, auch dank der Tatsache, dass der Sound von Anfang an ausgewogen und transparent war, wenn auch etwas basslastig. Neben Songs der bereits veröffentlichten Alben spielten MERCURY FALLING auch völlig neues Material und lieferten damit einen kleinen Ausblick auf die für Mai/Juni diesen Jahres anstehende neue CD. Und zu guter Letzt reichte es sogar noch zu einer Zugabe, bevor die Band gebührend verabschiedet wurde und ihren Job als Opener damit bestens erfüllt hatte.

Torian logoMit TORIAN stieg dann eine Band auf die Bühne, die ich dem Namen nach seit Jahren kenne, ohne jedoch in all dieser Zeit auch nur einen Ton der Paderborner gehört zu haben. Und schon nach wenigen Minuten war klar, dass ich zumindest in puncto Live-Auftritte definitiv etwas verpasst hatte. TORIAN versprühten schlicht Spielfreude und eine herrlich ansteckende Bierseligkeit, die vor allem von Sänger Marc Hohlweck ausging, der die Anwesenden nicht nur mit dem Anblick seines nackten Bauches, sondern auch mit einer wahnsinnig starken Gesangsleistung erfreute. Die Band spielte ihren teils ordentlich thrashigen Power Metal mit größter Routine, die es ihr auch ermöglichte, über technische Probleme souverän hinwegzugehen – und das, obwohl besagte Probleme dafür sorgten, dass TORIAN ganze zwei Songs weniger spielten. Geboten wurden neben aktuellen Songs wie „Fall Of The Golden Towers“ und „Lords Of Babylon“vom 2012er Album „Dawn“ auch Klassiker wie die schmissige Bandhymne „Torian“, die wie die übrigen Songs auch vom Publikum bestens aufgenommen wurden. Mir hat dieser leider viel zu kurze Auftritt großen Spaß gemacht, sowohl was die technische Darbietung als auch was die Energie anbelangt, mit der sich TORIAN durch ihr Set rockten. Obwohl die Band, wie mir später Gitarrist Carl Delius verriet, nach den vielen positiven Reaktionen auf das bereits erwähnte Werk „Dawn“ gut und gerne 50 Konzerte gespielt hat, merkte man der Gruppe keine Abnutzungserscheinungen an. Allerdings wird man 2014, was Konzerte anbelangt, etwas kürzer treten und sich vor allem dem Songwriting und den Aufnahmen zum neuen Album widmen, das im Gegenzug zum aktuellen Werk kein festes Konzept mehr haben wird. So oder so: Man darf gespannt sein.

The MysterylogoNach einer kurzen Pause stand dann der Auftritt von THE MYSTERY an, die 2012 ihr Album „Apocalypse 666“ aufgenommen und über Pure Steel veröffentlicht haben. Und man muss es wohl gleich zu Beginn sagen: Herzstück, sowohl in musikalischer wie auch optischer Hinsicht, war Sängerin Iris Boanta (ihres Zeichens bereits Sängerin Nummer 4), die eine wunderbar klassische Rockstimme besitzt, die mich vor allem in den hohen Tonlagen überzeugen konnte. Seit einiger Zeit ist diese Besetzung ja wieder ein Garant für einen gewissen Erfolg im Bereich der extremeren Musik (wofür paradigmatisch die finnischen Musikerkollegen von Battle Beast stehen) und auch bei THE MYSTERY scheint das Prinzip aufzugehen; wer sonst kann von sich sagen, dass er am Merchandise-Stand seinen bandeigenen Energy-Drink verkauft? Dies hingegen nur nebenbei, viel wichtiger ist natürlich die Musik, die allerdings – abgesehen von der Sängerin – denkbar unspektakulär ausgefallen ist. Geboten wird eine zwar mächtig groovende und sehr melodische Mischung aus klassischem Metal und Hard Rock, die aber auf Dauer keine richtigen Widerhaken bietet und mir in der Masse zu austauschbar wirkte. Über die Dauer des Auftritts ging das sicherlich soweit in Ordnung, auch, weil die Band ein sehr sympathisches Auftreten hatte, aufeinander eingespielt war und einen ansprechenden Sound im Rücken hatte. Richtige Begeisterung wollte hingegen bei mir nicht aufkommen.

Ivory Night1 logoAls Headliner für diesen Abend der „Iron Legions Tour“ enterten die gebürtigen Kaiserslauterner IVORY NIGHT die Bretter – und man soll aus seinem Herzen ja keine Mördergrube machen: Ich halte diese Band für eine der kreativsten und eigenständigsten der deutschen Metal-Szene, die zudem live schon seit jeher überzeugen konnte. Das liegt nicht zuletzt an Sänger und Gitarrist Patrick Fuchs, einem Vollblutmusiker ersten Ranges, dem es auch an diesem Abend wieder gelang, seine eigene Begeisterung für die Musik zur Begeisterung des Publikums zu machen. Gespielt wurde ein Querschnitt aus allen Alben der Band, darunter geradlinige, melodiöse Nummern wie „And I Fly“ oder „Mighty Wings“ vom Debüt „7 – Dawn Of The Night“, dem obligatorischen, weil schlichtweg coolen Titelstück des Zweitwerks „Machine“ oIvory Night 3 logoder „anderen gut tanzbaren Stücken“ (Patrick Fuchs), wie dem Ohrwurm „Concrete Smile“ vom (noch) aktuellen Werk „The Healing“. Fans der Band wurden weder hinsichtlich der Songauswahl enttäuscht, noch in puncto Spielfreude oder Präzision. IVORY NIGHT rissen ein blitzsauberes Set ab und sorgten mit ihrem intelligenten Heavy Metal für ordentlich Bewegung in den Reihen der Zuschauer, die das Quartett zu Recht abfeierten, auch wenn ich gerne zugebe, dass meine Freude durch den übermäßigen Hall auf der Stimme etwas geschmälert wurde. Bei einem anschließenden kleinen Gespräch mit Fuchs wurden zudem die Hoffnungen auf ein neues Werk der Pfälzer genährt; im Februar will die Band das bis dato noch unbetitelte neue Album aufnehmen, das im Gegensatz zu „The Healing“ wieder eingängiger ausfallen soll. „Mit ‚The Healing‘ haben wir ein Album aufgenommen, das sein musste“, so Fuchs. „Wir sind definitiv stolz auf dieses Album, aber wir haben damit auch ein Kapitel abgeschlossen.“ Wie das neue Kapitel klingt, wird man im Laufe des Jahres erfahren.

Pünktlich um Mitternacht war dann Schluss und wohl keiner der Anwesenden, die dann im Anschluss an die kühle pfälzische Luft traten, wird von dem gebotenen Abend enttäuscht gewesen sein. Fans von klassischem Heavy Metal bis zum proggigen Power Metal sind definitiv auf ihre Kosten gekommen, zudem war der Sound durchweg gut und die Atmosphäre ausgelassen. Außerdem scheint sich das Konzept selbst organisierter Klein-Touren soweit bewährt zu haben; dies gilt zumindest für diesen Abend. Daumen hoch und gerne wieder.

 

Publiziert am von Manuel Förderer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert