Festivalbericht: Ragnarök Festival 2025

24.04.2025 - 26.04.2025 Lichtenfels, Stadthalle

Das RAGNARÖK FESTIVAL feiert Geburtstag – und wie: Was dereinst im beschaulichen Hollfeld mit rund 100 Besuchern und lokalen Bands begann, ist 20 Jahre später mit 4.500 Gästen und Bands aus aller Herren Länder das größte Pagan- und Black-Metal-Event seiner Art in Deutschland. Mittlerweile in der Stadthalle Lichtenfels beheimatet, ist das Festival seinen nordisch-mythologischen Wurzeln und dem musikalischen Fokus auf Black, Pagan und Viking Metal bis heute treu geblieben. Mit Erfolg: Schon lange vorab ist die Jubiläumsausgabe restlos ausverkauft.

DONNERSTAG, 24.04.2025

KIILLING SPREE auf dem Ragnarök 2025Ein Festival zu eröffnen ist meist keine leichte Aufgabe, doch die Besuchenden des RAGNARÖK FESTIVAL 2025 machen es KILLING SPREE leicht: Findet der Opener normalerweise kein zahlreiches Publikum vor, ist das zur Eröffnung dieses Jahr gänzlich anders und die bereits gut gefüllte Halle weiß zu beeindrucken. Die Brandenburger sind selbst überrascht und kommentieren den Umstand augenzwinkernd, legen sich bei Tracks wie “I’m What You Want To Be” mächtig ins Zeug und bereiten mit einer gehörigen Breitseite Death Metal einen sympathischen Einstieg in die Jubiläumsausgabe des Festivals. Der Sound ist von Anfang an hervorragend abgemischt und fällt regelrecht auf. Vorweggreifend: Das ändert sich das gesamte Festival über nicht, die Qualität bleibt auf sehr hohem Niveau. So muss gute Live-Musik klingen! [AB]

CAN BÂRRD auf dem Ragnarök 2025CÂN BARDD stehen für atmosphärischen, naturverbundenen Black Metal mit starken Folk-Einflüssen und einer klaren künstlerischen Vision, die von Malo Civelli geprägt wird. Genau das zeigt sich ab der ersten Note des Auftritts der Schweizer. Im Laufe des Sets kreieren Malo Civelli und Nicolas Bise eine regelrechte „Wall of Sound“ durch Tracks wie “Shadow Of The Wyvern”, die immer wieder durch filigrane Instrumentalpassagen in sich fällt. Das Publikum in der nunmehr komplett vollen Halle zeigt sich erstaunlich textsicher. Einziger Wermutstropfen: Das Set der Band ist mit 40 Minuten für diese Musik fast zu kurz. [AB]

GEIST / EIS auf dem Ragnarök 2025Es folgt ein Highlight des Festivals – und das schon am ersten Tag und zu früher Stunde: GEIST treten das erste und einzige Mal seit 15 Jahren unter altem Namen und in der damaligen Besetzung auf. Ihr Set eröffnen GEIST sogleich mit einem Statement: “NSBM war damals schon scheiße und ist es nach wie vor – man konnte es damals schon sagen und auch 2025 muss man es immer noch sagen!”, bevor mit “Durch lichtlose Tiefen” der stimmungsvolle Ausflug in die musikalische Vergangenheit beginnt. Auch wenn das Set “nur” sieben Songs umfasst, gelingt es GEIST, die 60 Minuten durch Tracks wie “Galeere” und “Winters Schwingenschlag” (vom 2005er-Album “Patina”) wie im Fluge vergehen zu lassen. [AB]

  1. Unter toten Kapitänen
  2. Galeere
  3. Durch lichtlose Tiefen
  4. Kainsmal
  5. Erben aller Einsamkeit
  6. Einst war es Wein
  7. Winters Schwingenschlag

IMPERIUM DEKADENZ auf dem Ragnarök 2025Ohne große Einleitung starten IMPERIUM DEKADENZ mit „Bis ich bin“ (von der „When We Are Forgotten„) in ihr Set. Die Bühne wirkt aufgeräumt, das Licht ist gezielt eingesetzt, der Sound druckvoll und gut ausbalanciert – und auch die Performance überzeugt durch souveräner Präsenz. Frontmann Horaz trägt mit seinem markanten Gesang durch das Set, während der an den Bass gewechselte Vespasian das Fundament zusammenhält. Mit „Aura Silvae“ und „Awakened Beyond Dreams“ bleibt das Konzert atmosphärisch dicht. „Aurora“ setzt melodische Akzente; den dramaturgischen Höhepunkt aber markiert das getragene „Memories … A Raging River“. [HF]

  1. Bis ich bin
  2. Aura Silvae
  3. Awakened Beyond Dreams
  4. Aurora
  5. Memories … A Raging River
  6. Striga

IN THE WOODS… aus dem norwegischen Kristiansand, 1992 gegründet, gelten als Pioniere des atmosphärischen, progressiven Black Metal – melancholisch, komplex und eigenständig. Der heutige Auftritt beginnt mit dem epischen “Heart Of The Ages”, getragen von weit ausgreifenden Gitarren und dem zurückhaltenden Schlagzeugspiel von Gründungsmitglied Anders Kobro. Bernt Fjellestad überzeugt am Mikrofon mit kontrolliertem, tiefem Gesang. Zum Abschluss des konzentrierten und in sich geschlossenen Sets gibt es noch “… In The Woods” – mehr als ein Titel: ein Mantra, eine Rückbesinnung. Eindringlich, reduziert, wirkungsvoll. [HF]

IN THE WOODS... auf dem Ragnarök 2025
IN THE WOODS… auf dem Ragnarök 2025
  1. Heart Of The Ages
  2. The Crimson Crown
  3. A Misrepresentation Of I
  4. Things You Shouldn’t Know
  5. A Wonderful Crisis
  6. … In The Woods

Als letzte Band aus dem Tour-Tross mit IMPERIUM DEKADENZ, CÂN BARDD und IN THE WOODS… dürfen heute SAOR ran – und das zum damit vierten Mal in der Geschichte des RAGNARÖK FESTIVAL. Im Vergleich zum Vorjahr fällt auf: Heute ist die Band um Andy Marshall tatsächlich zu sehen, statt nur im Nebel zu erahnen. Die Show profitiert davon deutlich: Der Auftritt wirkt nahbarer, die Leidenschaft in den Songs greifbarer. Auch der durchweg brillante Sound trägt zum starken Gesamteindruck bei. Der Auftritt lebt vom Kontrast zwischen Marshalls eher aggressiver Bühnenpräsenz und der ruhigen Ausstrahlung von Ella Zlotos. Besonders bei neuen Songs wie “Amidst The Ruins” und “The Sylvan Embrace” harmonieren beide perfekt – und liefern so einen intensiven, würdigen Anfang für den Ausklang des ersten Festivaltags. [AB]

SAOR auf dem Ragnarök 2025
SAOR auf dem Ragnarök 2025
  1. Amidst The Ruins
  2. The Sylvan Embrace
  3. Echoes Of The Ancient Land
  4. Rebirth
  5. Aura

AGATHODAIMON auf dem Ragnarök 2025Den Donnerstag beschließen AGATHODAIMON – und zwar unter Einsatz von Pyrotechnik und abwechslungsreichem Licht sowie ausladenden Gesten von Frontmann Ashtrael mit einer Show, die nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen entworfen scheint. Der Einstieg führt mit “Ne Cheamă Pămîntul” und ”After Dark” in die Anfangsjahre der Band, wobei die Setlist über acht Stücke durch “Mother Of All Gods” und “Ain’t Death Grand” (“The Seven”) auch in die jüngere Geschichte reicht, bevor mit “Banner Of Blasphemy” nicht nur ein energetischer Auftritt endet, sondern auch der erste Tag, des RAGNARÖK FESTIVAL 2025. Auch wenn es “nur” ein halber Tag war, überzeugt dieser erst seit Kurzem etablierte Zusatz-Tag bereits mit einem starken und abwechslungsreiches Lineup. [AB]

  1. Ne Cheamă Pămîntul
  2. After Dark
  3. Tongue Of Thorns
  4. Ain’t Death Grand
  5. An Angel’s Funeral
  6. Sfințit Cu Rouă Suferinții
  7. Mother Of All Gods
  8. Banner Of Blasphemy

FREITAG, 25.04.2025

HOULE auf dem Ragnarök 2025Der Einsatz von Handlampen auf der Bühne liegt derzeit unübersehbar im Trend. Auch HOULE zu Beginn des Tages nutzen diesen Effekt, um denen, die vom Vortag vielleicht noch geschädigt sind, den Weg zu weisen. Das Bühnenbild und das Auftreten der „Seeleute“ (inklusive Harpune) aus Frankreich greifen konsequent die Thematik der ozeanischen Unermesslichkeit und des Kampfes gegen die Naturgewalten auf. Diejenigen, die es noch nicht zu solch “früher” Stunde in die Halle schaffen (oder in der langen Schlange am Merchstand stehen), verpassen einen furiosen Einstieg, den die Band rund um Frontfrau Adsagnosa mit explosiver Energie bestreitet. Ebenjene ist es, die kaum zu bändigen scheint, während sie durch kraftvollen und keifenden Gesang sowie übermenschlichen Screams (“Sur Les Braises Du Foyer”) brilliert und unter völliger Verausgabung wild über die Bühne wirbelt. Das im letzten Jahr erschienene Debütalbum dürfte fraglos weitere Hörer für ihren modernen, melodischen Black Metal gewonnen haben. [AB]

Was lange währt, wird endlich gut: Nachdem ULTAR im letzten Jahr aufgrund von Visaproblemen kurzfristig nicht einreisen durften, kann der Auftritt in diesem Jahr nachgeholt werden. Den aus Sibirien stammenden, Lovecraft-affinen Black-Metallern gelingt ein grandioser Einstieg. Frontmann Gleb Sysoev gestikuliert groß und gibt in verzerrter Mimik den Dämonischen, eingetaucht in ein tiefrotes, stimmiges Licht, das Songs wie “Azathoth” oder “Evening Star” hervorragend inszeniert. Dabei ist immer wieder Sysoevs stimmlicher Umfang und Variabilität beeindruckend: das Repertoir umfasst hohe Screams wie tiefe Growls, die live mindestens genauso beachtlich wie auf Platte sind, sodass auch auf dem RAGNARÖK der Lovecraft’sche Horror für eine halbe Stunde einzieht und wohlige Schauer beschert. [AB]

ULTAR auf dem Ragnarök 2025
ULTAR auf dem Ragnarök 2025

DARK OATH aus Portugal feiern ihr RAGNARÖK-Debüt – und absolvieren zugleich ihr einziges Deutschland-Konzert 2025. Im Gepäck: ihr aktuelles Album „Ages Of Man“, das die Festivalbesucher musikalisch durch verschiedene Zeitalter führt – nicht chronologisch, aber mit Würde und Wucht. Nach der sympathischen Begrüßung durch Frontfrau Sara Leitao legt die Band los – und liefert eine beeindruckende Vorstellung: klanglich gewaltig, sicher im Ausdruck, fesselnd in der Wirkung. Das hohe musikalische Niveau wird ergänzt durch ein professionelles, zugleich bescheidenes Auftreten und sichtbare Freude über das reaktionsfreudige Publikum. Die Setlist ist stimmig aufgebaut und steigert sich konsequent bis zum kraftvollen Finale mit “Iron”. Dass dabei der erste Circle Pit des Tages entsteht, überrascht kaum – DARK OATH überzeugen auf ganzer Linie. [AB]

DARK OATH auf dem Ragnarök 2025
DARK OATH auf dem Ragnarök 2025
  1. Gold I
  2. Gold II
  3. Silver I
  4. Land Of Ours
  5. Silver II
  6. Bronze I
  7. Heroic II
  8. Iron

Zum ersten Mal steht TRYGLAV beim RAGNARÖK FESTIVAL auf der Bühne. Das Black-Metal-Projekt aus Kroatien wurde 2018 von Boris Behara ins Leben gerufen, der seither allein für Komposition, Instrumentierung und Gesang verantwortlich ist. Auch live übernimmt er die Rolle des Frontmanns – unterstützt von einem nicht namentlich genannten, aber routiniert wirkenden Line-up. Der Einstieg gelingt mit „The Ritual“, gefolgt von „The Evocation“ und „The Plague“ – drei Songs, die sich wie Kapitel eines kohärenten Konzepts aneinanderreihen. Der Fokus des Sets liegt klar auf dem zweiten Album „The Ritual“ (2023), das thematisch im Europa des 17. Jahrhunderts verankert ist. Mit „The Redemption“ findet dieses Hauptwerk seinen erzählerischen Abschluss. Danach setzt die Band mit „Evil Dead“ einen markanten Kontrastpunkt, bevor der Auftritt mit „Night Of Whispering Souls“ aus dem gleichnamigen Debütalbum von 2019 atmosphärisch ausklingt. TRYGLAV präsentiert sich beim RAGNARÖK FESTIVAL 2025 als durchkomponiertes Projekt mit klarer Vision. Zwischen düsteren Atmosphären und treibenden Riffs entsteht ein Auftritt, der strukturiert wirkt, fokussiert bleibt und musikalisch wie visuell eine deutliche Linie verfolgt. Weitere Festivalshows – darunter Hellfest – stehen für 2025 bereits fest. [HF]

TRYGLAV auf dem Ragnarök 2025
TRYGLAV auf dem Ragnarök 2025
  1. The Ritual
  2. The Evocation
  3. The Plague
  4. The Vengeance
  5. The Repentance
  6. The Redemption
  7. Evil Dead
  8. Night Of Whispering Souls

WOLFCHANT auf dem Ragnarök 2025WOLFCHANT dürften auf dem RAGNARÖK wohl mittlerweile eine eigene Inventarnummer haben. Langweilig? Keineswegs – die Fläche vor der Bühne ist voll, das Publikum zeigt sich durchweg textsicher. Da schickt es sich auch, den Titeltrack des 2024 neu aufgenommenen “A Pagan Storm” in die Menge zu geben, dessen Einladung das Publikum nachkommt, indem es den Refrain klatschend und stimmgewaltig mitträgt. Generell bringen die bayerischen Heiden einige Bewegung ins Publikum, so auch beim schmissigen “Naturgewalt” oder “Eremit”. Den Abschluss mit “Never Too Drunk” lassen sich WOLFCHANT auch dieses Jahr nicht nehmen. [AB]

  1. Embraced By Fire
  2. A Pagan Storm
  3. Eremit
  4. Into Eternal Darkness
  5. Naturgewalt
  6. Das Bollwerk
  7. Never Too Drunk

Genau wie WOLFCHANT ist auch BLACK MESSIAH dem Publikum des RAGNARÖK alles andere als fremd. Die Teutonen-Metaller aus Gelsenkirchen steigen mit “On Board” in ihr Set ein, bevor Frontmann Zagan nach einem lauten “Hallo Ragnarök!”, ein Shirt in die Menge wirft, die Violine zückt und in “Wildsau” (“Heimweh”) vor seinem Temperament warnt. Nach über zehn Jahren funktioniert der Song nach wie vor recht gut und regt das Publikum zum stimmlichen Einstieg an – genau wie auch der Closer des Sets “Sauflied”. Zwischen dem Geschunkel und Getanze gibt es eine Breitseite der Songs “Windloni”, “The Battle Of Asgaard” und eine Wall Of Death zu “The Walls Of Vanaheim”, in dem Zagan zeigt, dass er seine Violine nach wie vor beherrscht. [AB]

BLACK MESSIAH auf dem Ragnarök 2025
BLACK MESSIAH auf dem Ragnarök 2025
  1. On Board
  2. Wildsau
  3. Windloni
  4. The Battle Of Asgaard
  5. The Walls Of Vanaheim
  6. Sauflied

ASENBLUT auf dem Ragnarök 2025Mit “Das Schicksal der Götter” leiten ASENBLUT ihren mittlerweile vierten Auftritt auf dem RAGNARÖK FESTIVAL gekonnt ein – auf einer mit Schilden dekorierten Bühne und einem mit Drachenschädel, Pelz und Mikrofonaxt ausgestatteten Tetzel beweisen sie Gestaltungswillen. ASENBLUT ziehen alle Register in Sachen Show, Pyrotechnik, Licht und Accessoires – und haben ihr Publikum vom ersten Moment an fest im Griff. Schon nach kurzer Zeit entsteht eine Wall of Death, und beim brachialen “Wölfe des Meeres” darf der Rowing Pit natürlich nicht fehlen. Live profitiert die Band spürbar von Tetzels Erfahrung bei ALL FOR METAL, besonders im Umgang mit dem Publikum – so auch beim Kräftemessen zwischen den „Berserkern“ im Publikum, die Tetzel und denen, die Bassist Sash zugeordnet werden. Insgesamt funktioniert die Show der Göttinger bestens – die Halle ist gut gefüllt, die Reaktionen durchweg positiv. [AB]

SUIDAKRA auf dem Ragnarök 2025Zum dritten Mal nach 2010 und 2015 kehren SUIDAKRA auf die Bühne des RAGNARÖK FESTIVAL zurück. Die Verbindung aus melodischem Death Metal und keltischer Erzählkraft hat auch 2025 nichts von ihrer Wirkung verloren. Mit “Over Nine Waves” eröffnen Arkadius Antonik und seine Mitstreiter ein energiegeladenes Set. Besonders Sebastian Jensen setzt mit klaren Vocals und präzisem Gitarrenspiel markante Akzente. Am Bass ist seit 2023 Hauke Oje dabei, am Schlagzeug Ken Jentzen. Stücke wie “Isle Of Skye” und “Pair Dadeni” verbinden Atmosphäre mit Druck, bevor “Wartunes” das Set bewusst reduziert und geschlossen abschließt. SUIDAKRA bleiben auch nach über 30 Jahren in Bewegung – neue Konzerte und Kapitel stehen längst bereit. [HF]

  1. Over Nine Waves
  2. Pendragon’s Fall
  3. Isle Of Skye
  4. Stone Of The 7 Suns
  5. Dead Man’s Reel
  6. Pair Dadeni
  7. March Of Conquest
  8. The IXth Legion
  9. Balor
  10. Wartunes

ELLENDE auf dem Ragnarök 2025Als sich das Licht dimmt und “Ballade auf den Tod” erklingt, entsteht jene dichte, schwer greifbare Atmosphäre, für die ELLENDE seit Jahren stehen. Auch bei ihrem dritten Auftritt in Lichtenfels bleibt sich die Band um L.G. (Lukas Grosch) treu – kompromisslos im Klang, konsequent in der Inszenierung. Die Setlist durchschreitet verschiedene Phasen des Schaffens. Stücke wie “Freier Fall” und “Verachtung” öffnen Räume zwischen Weite und innerer Tiefe. Kein klassischer Pathos – vielmehr musikalische Spiegel seelischer Zustände. G.T., seit 2025 neu im Live-Line-up, ergänzt das Gitarrenspiel feinfühlig. L.G.s Stimme wird dabei selbst zum Instrument, getragen von S.L. am Bass und P.F. am Schlagzeug. “Meer” geht fast nahtlos in “Abschied” über – kein Applausfang, kein Ausbruch, sondern ein bewusstes Verklingen. Ein stiller Sturm, der lange nachhallt: ELLENDE liefern auch 2025 einen Auftritt von beeindruckender innerer Wucht – leise, tief und eindringlich. [HF]

  1. Ballade auf den Tod
  2. Der Blick wird leer
  3. Freier Fall
  4. Der letzte Marsch
  5. Verachtung
  6. Meer
  7. Abschied

GRIMA auf dem Ragnarök 2025Neben ULTAR waren auch GRIMA bereits für das letzte Jahr angekündigt, mussten jedoch aus denselben Visagründen absagen. Dem namensgebenden Waldgeist folgend, treten GRIMA mit beeindruckenden Masken in Holzoptik auf, die ihre Identität verbergen. Dazu tragen sie lange schwarze Gewänder sowie Stäbe mit Schädelschmuck – ein Auftritt zwischen Ritual und Naturmythos. Der während des Sets einsetzende Schnee bei “Enisey” rundet die dichte Atmosphäre ab und passt perfekt zu den fließenden, raumgreifenden Arrangements, während die Weite der Klänge den gesamten Raum durchzieht. GRIMA verzichten bewusst auf große Inszenierung und bleiben insgesamt minimalistisch – kein Lichtgewitter, keine Pyrotechnik, kein Spektakel. Diese Reduktion schafft Raum für Konzentration: Man kann sich ganz auf die Musik einlassen, in sie eintauchen oder den schnellen, filigranen Gitarrenläufen folgen – sofern man mitkommt. Und das lohnt sich: Denn diese Musik fordert Aufmerksamkeit – und belohnt sie reichlich. [AB]

  1. Moonspell And Grief
  2. Beyond The Dark Horizon
  3. Night Of The Silver Storm
  4. Skull Gatherers
  5. Impending Death Premonition
  6. Nightside
  7. Enisey
  8. Siberian Sorrow
  9. Shrouded In Darkness

KORPIKLAANI auf dem Ragnarök 2025Zwischen den atmosphärisch-dichten Auftritten von GRIMA und BATUSHKA bringen KORPIKLAANI noch ein wenig finnische Heiterkeit in die Stadthalle zu Lichtenfels. Gleich zu Beginn fällt auf: Jonne wirkt erstaunlich … nüchtern, als er mit dem Tamburin zu “Rankarumpu” die Bühne betritt. Offenbar ist er diesmal “A Man With A Plan” – was den Texten guttut, denn sie sind klar und deutlich zu verstehen, was wiederum der Stimmung merklich zugutekommt. Den Opener dürften einige Fans verpasst haben, denn KORPIKLAANI starten nicht nur pünktlich, sondern sogar ein paar Minuten zu früh. Möglicher Ärger darüber verfliegt jedoch rasch: Die Finnen geben sofort Vollgas und haben das tanzende, singende Publikum schnell im Griff. Auch der bandeigene Quatschsong “Gotta Go Home” wird als gelungene Abwechslung gefeiert, der Abschluss mit “Wooden Pints” und “Vodka” funktioniert ohnehin wie immer. KORPIKLAANI hätten ruhig noch zehn oder zwanzig Minuten dranhängen dürfen – selten wirkte die Band so fokussiert, spielfreudig und textsicher. Und wenn die Musiker nüchterner sind als das Publikum, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. [SP]

  1. Rankarumpu
  2. A Man With A Plan
  3. Saunaan
  4. Eivät Poltta
  5. Rauta
  6. Ätätä
  7. Kaljukko
  8. Tulikokko
  9. Leväluhta
  10. Gotta Go Home
  11. Vimma
  12. Mestarin Elämä
  13. Wooden Pints
  14. Vodka

Der schwere Weihrauch in der Luft kündigt es an, noch bevor der erste Ton erklingt, sodass allen Anwesenden klar sein dürfte, dass die Zeit für BATUSHKA gekommen ist. Die immer wieder eingespielten Choräle, der wuchtige und dennoch klare Sound, das stimmige Bühnenbild unter wabernden Nebelschwaden und die erhaben wirkende Bühnenpräsenz – mit all dem schaffen Drabikowskis BATUSHKA ein Highlight zu später Stunde, das das Publikum regelrecht bannt und mit Stücken wie dem sich bis zum fulminanten Höhepunkt konsequent aufbauenden “Песнь 3” nicht mehr loslässt.  BATUSHKAs Darbietung ist eine der beeindruckendsten Shows, deren einziges Manko die nur 30-minütige Dauer ist. Die Kürze der Show macht sie umso kostbarer und auch in dieser Flüchtigkeit entfalten BATUSHKA wieder ihren einzigartigen Sog und faszinieren im gesichtslosen Mysterium mit weihevoller Gestik und einem Spektakel für Auge und Ohr. [AB]

BATUSHKA auf dem Ragnarök 2025
BATUSHKA auf dem Ragnarök 2025

Es ist bereits nach Mitternacht und die Außentemperaturen sind stark gesunken. Perfekte Bedingungen also für eine musikalische Expedition mit ANTRISCH. Das Quartett hat sich in kurzer Zeit einen beachtlichen Ruf erspielt und kann sich daher auch zu später Stunde über eine gut gefüllte Halle freuen. Bei bestem Sound werden Songs der beiden bisherigen Veröffentlichungen präsentiert, die thematisch die Franklin-Expedition behandeln.  Alle Musiker wechseln passend zu den einzelnen Songs immer wieder ihre Bühnenoutfits und bieten insgesamt eine mitreißende Show, die förmlich nach einer Wiederholung schreit! [SK]

ANTRISCH auf dem Ragnarök 2025
ANTRISCH auf dem Ragnarök 2025
  1. I Festgefroren
  2. II Wahnrationen
  3. III In perpetuum
  4. IIII Ultima Ratio
  5. IIIII Exodus
  6. I Aufbruchsignale
  7. III Stirnschlag

SAMSTAG, 26.04.2025

MOURNING WOOD auf dem Ragnarök 2025Der Tag beginnt im Biergarten mit zünftiger Musik – für alle, die schon wieder einsatzbereit sind. Alternativ bringt MOURNING WOOD die müden Knochen in Bewegung. Die selbsternannte Epic-Party-Folk-Metal-Band mag polarisieren, aber für ihren unermüdlichen Einsatz, Verkleidungswechsel und charmantes Blödeln verdient sie Respekt. Für viele wird der Auftritt zu einem heiteren Auftakt des finalen Festivaltags – sei es beim “Seaman Shanty” oder dem “Dwarven Dance”. [AB]

  1. Behind Enemy Lines
  2. Redneck Redemption
  3. Seaman Shanty
  4. The Vikinging
  5. Blastafari
  6. Heathen Hooray
  7. Dwarven Dance

SAXORIOR auf dem Ragnarök 2025Genug der Albernheiten! Die sächsischen Kriegerveteranen von SAXORIOR fegen mit einem kurzen, aber druckvollen Set jede Spur von Blödelei von der Bühne. Über 30 Jahre Bühnenerfahrung zeigen sich sofort – in Präzision, Präsenz und ungebrochener Spielfreude. Gegründet 1994 im Erzgebirge, gehören SAXORIOR zu den dienstältesten Pagan- und Melodic-Black-Metal-Bands Ostdeutschlands. Da sie nur noch selten live auftreten, ist ihr Slot in Lichtenfels ein besonderer Moment – auch das Publikum zeigt sich aufmerksam und respektvoll. Ein Auftritt ohne Schnörkel, aber mit Nachdruck. Chapeau! [AB]

WORMWITCH auf dem Ragnarök 2025Nach den eher fröhlichen Bands zu Beginn des letzten Festivaltags ist es Zeit für kanadischen Black ’n’ Roll mit ordentlichem Crust-Einschlag. WORMWITCH feiern ihr zehnjähriges Jubiläum und zeigen sich auf dem RAGNARÖK FESTIVAL von ihrer besten und zornigsten Seite. Der Fokus des Sets liegt dabei auf dem selbstbetitelten Album aus dem vergangenen Jahr. Das Trio hat das Publikum, das zahlreich vor der Bühne erschienen ist, von der ersten Sekunde an fest in der Hand und zeigt, dass die kanadische Black-Metal-Szene derzeit mehr als beachtliche Bands liefert, die uns noch lange Freude bereiten werden. [SK]

EIS auf dem Ragnarök 2025Auf die GEIST-Show am Vortag, folgt nun die musikalisch und personell „aktuelle“ Version der Band, EIS. Nachdem die Truppe um Bandkopf Alboin am Donnerstag das Werk bis 2009 präsentierte, liegt der Fokus bei EIS auf unter diesem Namen veröffentlichten Alben „Wetterkreuz“ und „Bannstein“. Los geht es mit “Ein letztes Menetekel”, einem dramatischen Song, der das Publikum sofort in die düstere Welt der Band entführt. Der Übergang zu “Stillstand und Heimkehr” verläuft fließend und verstärkt die für EIS typische Mischung aus Melancholie und Härte. Auch “Über den Bannstein” trägt dazu bei, die thematische Linie des Sets fortzuschreiben – besonders durch die vielschichtigen Texte, die hier im Mittelpunkt stehen. Ein Highlight ist “Bei den Sternen”, das die atmosphärische Tiefe von EIS eindrucksvoll zur Geltung bringt. Den Schluss bildet “Mann aus Stein”, der mit klarer Struktur und intensiver Wirkung das Set abrundet. Auch mit diesem Auftritt zeigen EIS erneut, dass sie musikalisch wie inhaltlich relevant bleiben. Eine Band, die ihre Nische mit Haltung und Konsequenz behauptet – und ihren Platz auf diesem Festival mehr als verdient hat. [HF]

  1. Ein letztes Menetekel
  2. Stillstand und Heimkehr
  3. Über den Bannstein
  4. Bei den Sternen
  5. Mann aus Stein

Lange war es still um die “Bergischen Löwen” von OBSCURITY – das letzte Album „Skogarmaors“ liegt fast vier Jahre zurück. Umso erfreulicher, dass mit “Ketzerjäger” und “Runar Vig” zwei neue Songs ins diesjährige Set finden. Das kommende Album wirft hörbar seine Schatten voraus – und OBSCURITY zeigen, dass sie nichts verlernt haben. Eröffnet wird traditionsbewusst mit “Das Schicksal der Götter” – wie auch bei ASENBLUT eine passende Referenz ans Festivalmotto. “Vintar” folgt als Fanliebling – mythologisch zwar nach dem Ragnarök angesiedelt, aber dramaturgisch bestens platziert. OBSCURITY bleiben sich treu: Pagan-Themen, wuchtiger Sound, druckvolle Performance. Ihre Mischung aus Härte, Spielfreude und Eingängigkeit rollt mit voller Kraft über das Publikum hinweg. Auch nach längerer Veröffentlichungspause ist klar: Diese Band hat live nichts eingebüßt. [AB]

OBSCURITY auf dem Ragnarök 2025
OBSCURITY auf dem Ragnarök 2025
  1. Schicksal der Götter
  2. Vintar
  3. Glod en Isa
  4. Ketzerjäger
  5. 793
  6. Runar Vig
  7. Bergischer Hammer
  8. Naglfar
  9. Ethnogenese

OCEANS auf dem Ragnarök 2025OCEANS sind auf dem RAGNARÖK FESTIVAL keine Unbekannten mehr. Bereits vor drei Jahren konnten sie mit ihren modernen Klängen das Pagan- und Black-Metal-Publikum begeistern und treten heute erneut zum Quasi-Heimspiel (alle Mitglieder stammen ursprünglich aus der Region) auf dem RAGNARÖK an. Die Setlist umfasst dabei alle bisherigen Veröffentlichungen, allerdings fehlt mit “Home” der Song, der wohl das größte Hit-Potenzial der Band birgt. Doch das ist Meckern auf einem ganz hohen Niveau, denn OCEANS sind noch immer eine der vielversprechendsten Bands des Landes und wissen mit ihrem großartigen Zusammenspiel von Growls und klarem Gesang sowie Einflüssen aus verschiedensten Genres zu überzeugen. [SK]

  1. The Sun And The Cold
  2. Parasite
  3. Spit
  4. Wano
  5. Breed Consume Die
  6. Sulfur
  7. Icarus
  8. I Sing Alone
  9. The Awakening
  10. Shark Tooth

Noch bevor BEHEMOTH als Headliner des Abends die Bühne in Brand setzen können, schicken sich GROZA dazu an und dürften damit selbst KANONENFIEBER, durch die sie vor zwei Jahren noch kurzfristig vertreten werden mussten, Konkurrenz machen. Die Halle ist dabei zum Bersten gefüllt – noch nie waren auf dem RAGNARÖK so viele Menschen wie dieser Tage. Besucher stehen vor beiden Bühnen und selbst die Ränge sind bis auf wenige Plätze komplett besetzt. GROZA belohnen die Zuhörerschaft mit einem wahren Stakkato intensiver und dramatischer Klanglandschaften, untermalt von gezielt eingesetzter Pyrotechnik und Stroboskopeffekten. Immer wieder wechseln sie in Songs wie “Dysthymian Dreams” (vom aktuellen Album “Nadir”) zwischen harten Riffs in Kombination mit schnellem und druckvollem Schlagzeugspiel zu fragilen, cleanen Passagen, nur um die entstandene Ruhe abrupt zu zerreißen. GROZA beeindrucken mit ihrer fulminanten Show – einzig das seitlich einfallende Tageslicht sowie viele filmende Handys in der Luft rauben etwas Stimmung. [AB]

GROZA auf dem Ragnarök 2025
GROZA auf dem Ragnarök 2025

ROTTING CHRIST auf dem Ragnarök 2025Wann stand eine Band namens ROTTING CHRIST jemals passender auf der Bühne eines Pagan-Metal-Festivals als an dem Tag, an dem der Papst zu Grabe getragen wurde? Jedem Heretiker mit Sinn für schwarzen Humor dürfte hier ein fieses Lächeln über die Lippen huschen. ROTTING CHRIST selbst scheint dieser Umstand egal zu sein, die Griechen legen mit “666” jedenfalls präzise und wuchtig los wie immer. Mit der gelungenen Setlist liefern sie eine aussagekräftigen Querschnitt ihrer langen Karriere und dürften neben vielen alten Fans auch wieder neue hinzugewinnen. Die gesamte Band gibt wie gewohnt alles und headbangt sich durch das dreiviertelstündige Set, auch das Publikum lässt sich direkt von der hypnotischen, fesselnden Atmosphäre einnehmen, die vom sympathischen Frontmann Sakis Tolis getragen wird. ROTTING CHRIST beim Musizieren zuzusehen, ist eine wahre Freude, weil eben diese förmlich in die Gesichter der Vollblutmusiker geschrieben steht. Spätestens beim druckvollen „Elthe Kyrie“, dessen Refrain übermächtig auf das Publikum hereinbricht, gibt es kein Halten mehr – und das Grinsen im Gesicht von Sakis ist im Anschluss unbezahlbar. Auch wenn es in der Halle nicht ganz so voll ist wie bei GROZA, können ROTTING CHRIST gerade druch diese Authentizität, die Schlichtheit im Auftreten und die enorme Spielfreude voll überzeugen. Auch hier entsteht der Eindruck, dass das Set zu kurz war. [SP]

ROTTING CHRIST auf dem Ragnarök 2025
ROTTING CHRIST auf dem Ragnarök 2025
  1. 666
  2. P’unchaw Kachun- Tuta Kachun
  3. Fire, God And Fear
  4. Kata Ton Daimona Eaytoy
  5. Like Father, Like Son
  6. Elthe Kyrie
  7. Non Serviam
  8. Societas Satanas
  9. Grandis Spiritus Diavolos

MANEGARM auf dem Ragnarök 2025Nicht nur das RAGNARÖK FESTIVAL selbst feiert Jubiläum, sondern auch MANEGARM – 30 Jahre sind die Schweden bereits aktiv. Auf dem RAGNARÖK FESTIVAL waren sie erstmals 2005 zu ihrem ersten deutschen Konzert überhaupt und sind seitdem immer wieder gerne zur fränkischen Götterdämmerung erschienen. Kein Wunder, kommt der folkig wie schwarzmetallisch angehauchte Pagan Metal heute wie seit jeher bestens beim Publikum an. Die Begeisterung der von Anfang an mitsingenden, -tanzenden und -jubelnden Zuschauerschaft springt auch sofort auf die Band über, strahlende Gesichter und überbordende Spielfreude begleiten den gesamten Auftritt. Vor allem neuere Songs wie das schnelle “Hervors Arv” und das ebenso tanzbare “Ulvhjärtat” bringen die inzwischen müder werdenden Knochen nochmal richtig in Schwung, bevor zu “Odin Owns Ye All” und der großen MANEGARM-Hymne “Hemfärd” auch der Circle Pit immer größer wird. 50 Minuten pure Energie, Lust und Freude – ein großartiger Auftritt! [SP]

  1. Sigrblot
  2. Ulvhjärtat
  3. Hervors Arv
  4. Blodörn
  5. I Evig Tid
  6. En Snara Av Guld
  7. Odin Owns Ye All
  8. Hemfärd

SATYRICON auf dem Ragnarök 2025SATYRICON kehren 2025 zum RAGNARÖK FESTIVAL zurück – elf Jahre nach ihrem letzten Auftritt dort. Seit ihrer Gründung 1990 zählen die Norweger zu den prägenden Kräften des Black Metal, was sie auch diesmal mit einem starken Set und ihrem routinierten Line-up unter Beweis stellen. Der Einstieg gelingt mit “Now, Diabolical”, das sofort die Richtung vorgibt. Es folgen “Repined Bastard Nation” und “Black Crow On A Tombstone” – Songs, mit denen SATYRICON souverän die Bühne dominieren und zeigen, wie kraftvoll auch ihre neueren Werke funktionieren. “To Your Brethren In The Dark” und “Walk The Path Of Sorrow” intensivieren die düstere Atmosphäre. Zwar sind die Musiker inzwischen sichtbar gealtert, doch auf der Bühne spürt man davon wenig. Die Energie ist hoch, das Zusammenspiel präzise, die Präsenz eindrucksvoll – SATYRICON beweisen, dass sie auch 2025 nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben. Ein besonderer Moment ist “Du Som Hater Gud”, das mit aggressiver Tonalität und dichter Klanglandschaft heraussticht. Der nostalgische Höhepunkt folgt mit “Mother North”, bevor “K.I.N.G.” das Set kraftvoll abschließt. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt für langjährige Fans: Die Setlist enthält nur drei Songs aus den 1990er-Jahren. Ein breiterer Rückgriff auf das Frühwerk hätte sicher mehr Begeisterung ausgelöst. Dennoch: SATYRICON bleiben eine feste Größe des Genres. Ihr Auftritt beim RAGNARÖK FESTIVAL 2025 zeigt, dass sie auch nach über drei Jahrzehnten nichts von ihrer Relevanz eingebüßt haben. [HF]

SATYRICON auf dem Ragnarök 2025
SATYRICON auf dem Ragnarök 2025
  1. Now, Diabolical
  2. Repined Bastard Nation
  3. Black Crow On A Tombstone
  4. To Your Brethren In The Dark
  5. Walk The Path Of Sorrow
  6. Du Som Hater Gud
  7. The Pentagram Burns
  8. To The Mountains
  9. Mother North
  10. K.I.N.G.
BEHEMOTH auf dem Ragnarök 2025
BEHEMOTH auf dem Ragnarök 2025

Als großer Headliner und oberste Entität der “Unholy Trinity” (zu dieser Tour gehörten auch ROTTING CHRIST und SATYRICON) stehen BEHEMOTH mit ihrer Strahlkraft und Entertainment-Gewalt ein gutes Stück über allen anderen Bands dieses Wochenendes. Dass die Halle spätestens jetzt zum Bersten gefüllt ist, ist bei den Polen auch nur gerechtfertigt.  Bereits bevor es richtig losgeht, beginnt die Show mit Projektionen auf dem Vorhang, ab dem Opener “The Shadow Elite” kracht es dann mitsamt großer Lichtshow, Feuer und verschiedenen Kostümen von Frontmann Nergal. Egal ob ohne Kopfbedeckung, mit Kapuze oder als unheiliger Papst – seine Outfits machen gewaltig was her und unterstreichen die musikalische Extravaganz BEHEMOTHs. Besonders cool ist, als BEHEMOTH einen Song hinter dem Vorhang spielen und darauf den kompletten Song über Nergals Gesicht projiziert wird. Als Nergal auf das im nächsten Jahr anstehende 35-jährige Bandjubiläum verweist und die Reaktionen des Publikums zum wiederholten Male ungewöhnlich verhalten ausfallen, bringt er seine Enttäuschung mit “You are fucking lame” und einem anschließenden “You are a fucking disappointment” unverhohlen zum Ausdruck. Da BEHEMOTH tags zuvor im polnischen Wroclaw die nach eigenen Aussagen größte Show ihrer Karriere gespielt haben, ist die Ernüchterung nachvollziehbar.

BEHEMOTH auf dem Ragnarök 2025
BEHEMOTH auf dem Ragnarök 2025

Der Spielfreude und dem Einsatz auf der Bühne kann das etwas verhaltene und vielleicht schon übermüdete Publikum jedenfalls keinen Schaden zufügen: Alle Bandmitglieder werden der großen Licht- und Feuershow mit überwältigendem Sound voll gerecht. Ob die neuen Songs wie “The Shit Ov God” – der live wirklich mächtig rüberkommt – alle Fans abholen oder manch einem und einer generisch sind, steht auf einem anderen Blatt. In Sachen Performance können BEHEMOTH mit diesem Auftritt jedenfalls auf ganzer Linie überzeugen und ihren Status als Band, die in Sachen Bekanntheitsgrad weit über der restlichen Black-Metal-Szene steht, weiter zementiert. [SP]

BEHEMOTH auf dem Ragnarök 2025
BEHEMOTH auf dem Ragnarök 2025
  1. The Shadow Elite
  2. Ora Pro Nobis Lucifer
  3. Demigod
  4. The Shit Ov God
  5. Conquer All
  6. Ov Fire And The Void
  7. Lvciferaeon
  8. Bartzabel
  9. Solve
  10. Wolves Ov Siberia
  11. Once Upon A Pale Horse
  12. Christians To The Lions
  13. Cursed Angel Of Doom
  14. Chant For Eschaton 2000
  15. O Father O Satan O Sun!

Dass soeben nach drei kräftezehrenden Tagen der große Headliner die Bühne verlassen hat, bekommen THYRFING zu spüren: Die Halle leert sich drastisch, der Strom nach draußen vermag kaum abzureißen. An den Schweden an sich liegt es natürlich nicht, denn die packen ab “Mot Helgrind” die ganz dicke Atmosphärekeule aus. Vor dem auf das Backdrop projiziertem Bandlogo zeigen sich die Bandmitglieder in speckigen Klamotten, sind blut- und dreckverschmiert und Sänger Jens Rydén vermag die Verbliebenen mit übersprudelndem Enthusiasmus mitzureißen. Zu ihrem 30-jährigen Jubiläum haben THYRFING eine besondere Setlist dabei, die alle Alben umfasst – mit “…Ty Mörkret Skall Falla” gibt es sogar einen Track vom 1996er-Demo “Hednaland”. Ein besonderer Auftritt einer besonderen Band, die nächstes mal definitiv einen prominenteren Spielplatz verdient hat. [SP]

THYRFING auf dem Ragnarök 2025
THYRFING auf dem Ragnarök 2025
  1. Mot Helgrind
  2. Mjölner
  3. Storms Of Asgard
  4. Vargavinter
  5. Sweoland Conqueror
  6. Digerdöden
  7. Jordafärd
  8. Fredlös
  9. …Ty mörkret skall falla
  10. Far åt Helvete
  11. Från stormens öga

… und einer macht das Licht aus: Den letzten Gig des RAGNARÖK FESTIVAL 2025 spielen WORMWOOD. Der Slot ist denkvor undankbar: Der Großteil der Festivalgäste ist bereits gegangen und verpasst damit ein melodisches Black-Metal-Juwel. Die Schweden zeigen sich unbeeindruckt und liefern für  den kleinen, aber standhaften Rest des Publikums richtig ab. Der Einstieg mit “Ensamheten” passt perfekt und leitet den Festivalabschluss mit melancholischen Melodien ein. Neuzugang Simon Samuelson am Schlagzeug – seit Ende 2024 dabei – überzeugt mit sicherem Spiel. Mit “Galactic Blood” schlägt das Set eine kosmisch-progressive Richtung ein: sphärisch, rhythmisch treibend, atmosphärisch dicht. Den Abschluss bildet “The Isolationist”, hart im Ton, aber durchzogen von der charakteristischen Melodik der Band. WORMWOOD verabschieden sich mit nordischer Melancholie – ein stiller, wirkungsvoller Ausklang, der die letzten Verbliebenen passend auf den einsetzenden Festivalblues vorbereitet. [AB]

WORMWOOD auf dem Ragnarök 2025
WORMWOOD auf dem Ragnarök 2025
  1. Ensamheten
  2. Stlärnfall
  3. Ro
  4. Av Lie Och Börda
  5. Galactic Blood
  6. The Gentle Touch Of Humanity
  7. The Isolationist

Mit dem RAGNARÖK FESTIVAL 2025 geht nicht nur ein intensives Wochenende zu Ende, sondern auch eine krachende Geburtstagsfeier: Zum zweiten Mal in seiner Geschichte war das Festival restlos ausverkauft. 4.500 Gäste konnten über zweieinhalb Tage hinweg ein hochkarätiges Line-up mit 33 Bands und fast 22 Stunden Musik erleben – ein Programm, das dem Anlass mehr als gerecht wurde. Besonders hervorzuheben ist der durchweg überragende Sound, der in diesem Jahr auf einem beeindruckend konstant hohen Niveau lag – druckvoll, differenziert, perfekt abgestimmt. Dafür: großes Lob an das Technikteam!

Kurzentschlossene hatten dieses Mal kaum eine Chance: Die stark limitierten Tagestickets (Donnerstag: 45 €, Freitag: 80 €, Samstag: 90 €) waren schnell vergriffen – und angesichts der Kapazität der Halle auch zurecht. Die Besucherzahl machte sich deutlich bemerkbar: Besonders zu Stoßzeiten wurde es in der Stadthalle eng – selbst auf der Tribüne, die früher noch als Rückzugsort diente, war kaum noch Platz zu finden. Wer einen guten Platz in der Halle wollte, musste früh da sein. Die langen Warteschlangen am Einlass jeden Morgen zeugten aber nicht nur von der Beliebtheit des Events, sondern auch von der Geduld eines friedlich und ausgelassen feiernden Publikums. Trotz aller Euphorie wurde hier deutlich, wie nah am absoluten Limit sich die Veranstaltung diesmal bewegte: Größer darf das Festival in dieser Halle nicht mehr werden.

Doch gerade innerhalb dieses Rahmens hat das Team vieles richtig gemacht: Verbesserungen bei der Parkplatzsituation (inklusive Übernachtungsmöglichkeit im Auto), neue und vielfältigere Essensstände – darunter auch vegane Optionen – sowie charmante Ergänzungen wie der Biergarten mit Frühstücksangebot rundeten das Festivalerlebnis gelungen ab. Das RAGNARÖK 2025 war ein würdiger Meilenstein in der hoffentlich noch lange andauernden Geschichte dieses Festivals. Wir gratulieren!

SATYRICON auf dem Ragnarök 2025
SATYRICON auf dem Ragnarök 2025

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5 Kommentare zu “Ragnarök Festival 2025

  1. Behemoth haben – so hab ich es aufgefasst – nicht das Publikum generell „beleidigt“, sondern vor allem die Stubenhocker auf der Galerie als „you are such a disappointment“ bezeichnet und das hat seine Wirkung nicht verfehlt, da war dann gewaltig mehr los. Ich bin allerdings auf der Galerie andere Seite gehockt, weil mich weder Behemoth noch Satyricon so richtig abholen, aber Zuschaun is ganz o.k. Satyricon (ich kannte keinen Song im Vorfeld) fand ich gesanglich und musikalisch höchst monoton und ich habe mich auch gefragt, warum die Leute so auf die abgehen. Meines Erachtens aber hatte keine Band eine solche Masse und Stimmung vor der Bühne, auch nicht Behemoth, da schienen es mir weniger zu sein. Für mich war der Headliner 2025 nach Fanstimmung tatsächlich Satyricon.

    Mein Geheimtipp sind Dark Oath. Sara Leitão geht einfach so fröhlich und intensiv mit der Musik mit, hämmert mit der Hand Akkorde usw., ohne gleich höllisch einen Tanz oder Spastiken rauszufuchteln. Oft hat man ja auch das Gefühl, der/die will jetzt zeigen wie geil man ist und ist völlig drüber, oder wie cool man ist und man kann sich quasi gar nicht mehr bewegen vor Evilness. Diese hier nicht, das war so angenehm und soo ein Sog, mitreißend: perfekte Bühnenpräsenz!

    Frage: Habe ich das richtig gesehen und Matthias Sollak war Gast bei Groza im letzten Song? Oder war ich da schon so durch, dass ich halluziniert hab…

    Bestes Festival derzeit!

    1. Das mit der Stimmung bei Satyricon im Vergleich zu Behemoth unterstreiche ich komplett. Ich fand den Auftritt auch ziemlich mitreißend und das obwohl ich die neuere Black and Roll-Phase auch eher so mäh finde. Live hat das aber richtig gezündet. War aber eine gute Mischung aus altem und neuen Material. Insofern empfand ich den Auftritt alles andere als monoton. Schon alleine weil sich die verschiedenen Phasen in Satyricons stilistisch von Haus aus schon sehr unterscheiden.

      Die Frage mit Matthias Sollak kann ich nicht beantworten weil ich mir die Uada-Cover Band nicht angesehen habe.

  2. Eine Anmerkung zur Kritik zum Auftritt von Satyricon:

    Der Autor bemängelt hier, dass mit „Mother North“ nur ein Song aus der Frühphase der Band gespielt wurde. Gleichzeitig wurden jedoch auch „Du Som Hater Gud“ (wie „Mother North“ vom dritten Album) und „Walk the Path of Sorrow“ (vom ersten Album) explizit erwähnt. Wie passt das zusammen?

    Generell, wenn ich mir die Setlist so anschaue, scheint mir der Fokus sehr auf dem Album „Now, Diabolical“ von 2006 zu liegen (4 von 10 Songs), dazu die drei genannten Songs aus den 1990ern und nur ein Song („To Your Brethen In The Dark“) aus den 2010ern.

  3. Vielen Dank für euren liebe- und respektvollen Bericht über mein Lieblingsfestival. Es war großartig und ich weiß nicht, wie Ivo das nochmal toppen kann. Schade, dass ich auch dieses Mal wegen Ermüdungserscheinungen so viele feine Bands verpasst hab (wird mir nach eurer Zusammenfassung noch klarer). Klasse Bandauswahl, da hat der Ivo ein gutes Gespür. Nach eurem Bericht bin ich auch froh, dass ich mir Behemoth ganz bewusst gespart hab. Das Publikum zu beleidigen, weil Nörgel & Co. mal nicht alle zu Füßen lagen, geht gar nicht! Dann lieber Haare fliegen lassen zu Satyricon und Thyrfing, sich am Ende doppelt so alt und kaputt fühlen und auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder dabei sein!

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