Festivalbericht: Schlosshof Festival 2016 / Tag 1

12.08.2016 - 13.08.2016 Höchstadt a.d. Aisch

Schlosshof_Pressebild900Zum 10-jährigen Jubiläum gönnen sich die Veranstalter des SCHLOSSHOF FESTIVALS zum ersten Mal den Luxus einer 2-Tages-Veranstaltung. Ein kurzer Freitag und ein langer Samstag bilden den Rahmen für die Festivitäten mit Szenegrößen wie Saltatio Mortis und Faun sowie hoffnungsvollen Newcomern und etablierten Kapellen der rockigen Sackpfeifenkunst.

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Bei bestem schottischen Wetter – sprich Dauerregen – läuten TIR NAN OG das Programm ein. Ihr drittes Studiowerk „Jack of Folk“ katapultierte das Quintett auf die nächste Sprosse der irish-folkigen Karriereleiter. Dazu fanden die fünf Musiker mit Ella (Ex-Hillarious) eine mehr als würdige Nachfolgerin für Sängerin Carina. Neben Tin und Low Whistles steuert das jüngste Bandmitglied auch ein Harmonium bei und überzeugt durch ihr Charisma sowie ihren Gesang. Direkt der Opener „Leis a Lurrighan“ zündet in der flotten Interpretation, die z.B. der eher reduzierten Version von Gruppen wie Bardic die nötige Festivalwürze verabreicht. Etliche andere Stücke wie „Raggle Taggle Gypsy“ oder „Mrs. McGrath“ kennen viele primär durch Fiddler’s Green, doch TIR NAN OG gelingt es im gesamten Set, einen eigenen Stil zu vermitteln und in die Menge zu transportieren. Neue Eigenkompositionen wie das bis dato unveröffentlichte „Monster“ sowie eine Coverversion des längst vergessenen Luna Luna Klassikers „Wenn ich tot bin“ als Zugabe runden den fulminanten Auftritt ab.

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Bei FAUN erinnert anschließend lediglich das Bühnenbild an den bevorstehenden Release des neuen Albums „Midgard“, eine Woche nach dem Schlosshof Festival. Musikalisch setzt die Gruppe im aktuellen Festival-Set primär auf ältere Veröffentlichungen wie „Eden“ oder „Renaissance“. Mit „Alba“ präsentieren die Faune wiederum einen Song, der bereits auf „Eden“ zu finden ist und nun als „Alba II“ nochmals auf „Midgard“ veröffentlicht wird. Ein Trend, den auch Düsterrock-Gruppen wie Mono Inc. mit „Euthanasia“ durchlebt haben und der gleichzeitig immer einen etwas faden Beigeschmack mit sich bringt. Auf die sphärischen Klänge der Live-Show trifft dies glücklicherweise nicht zu. Diese trägt immer noch offenkundig und hörbar ein fein gestricktes und elektronisch amplifiziertes Pagan-Gewand. Lediglich Katja Moslehner wirkt auch nach drei Jahren noch nicht wirklich harmonisch im Bandgefüge auf der Bühne, das anno 2016 bei nicht-akustischen Shows gänzlich ohne Harfe auskommt. Katjas Gesang ist zweifellos technisch einwandfrei, kann durch die vemehrte Präsenz – besonders in älteren Stücken – allerdings auf das Gemüt schlagen, zumal Kompositionen wie „Blaue Stunde“ durch Stephan Groth allein wunderbar transportiert werden. Als Intro zu jenem Song darf der begnadete Musiker mit einem geloopten Drehleier-Solo sogar kurzzeitig allein brillieren. Abgeschlossen wird das rund einstündige Set schließlich durch die „Hymn to Pan“.

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Den Headliner-Slot bekleidet am ersten Abend die LETZTE INSTANZ, welche zusammen mit dem Publikum in Höchstadt die Veröffentlichung ihres neues Werks „Liebe im Krieg“ just an diesem Freitag zelebriert. Zur Feier des Tages präsentieren Sänger Holly und Co. direkt vier Songs von ihrer neuen Langrille. Dazu gesellen sich viele Klassiker der Brachialromantik wie „Mein Todestag“ oder „Maskenball“, die jedoch in den vor einigen Jahren neu aufgelegten Versionen ein paar altbekannte Qualitäten vermissen lassen. Gleiches gilt für „Kalter Glanz“, welches Holly am Mikro als einen der ersten Songs textlich komplett an die Wand fährt. Wie es deutlich besser funktioniert, beweist der Vokalist beim neuen Material wie dem Titelsong „Liebe im Krieg“, dem etwas gräfischen „Wir sind eins“ und „Tränen aus Stein“ (nebst videotauglichem kollektiven Headbangen aka Kopfnicken im Refrain). Unerreicht bleibt die Leistung des Sängers im Rahmen des sehr intensiven „Kopfkino“, welches nur mit leichten Streicherakzenten versehen zum Highlight der Abendshow mutiert. An diesem Punkt erreicht die INSTANZ die Qualität ihrer Headliner-Show von 2010. Seitdem hat sich allerdings auch einiges an Füllmaterial in die Diskografie der ostdeutschen Szeneveteranen geschlichen, sodass eine 90-Minuten-Show inzwischen etwas hochgeriffen ist. Wie aber besonders die neuen Stücke und auch die Songauswahl in Höchstadt beweisen, stimmt die Marschrichtung nun wieder größtenteils.

So endet ein insgesamt guter erster Festivaltag, an dem sich das Wetter gegen Abend beruhigt und der durch die drei sehr unterschiedlichen Bands Lust auf einige neue Gesichter sowie alte Bekannte am zweiten Tag macht. Zwischen den Hauptacts auf der großen Bühne bietet der Markt mit Feuershows und weiteren Auftritten von Tir Nan Og allerlei Unterhaltung während der Umbaupausen. Für das leibliche Wohl und die ein oder andere Einkaufsmöglichkeit ist dort ebenfalls gesorgt. Ein weiterer Pluspinkt für das gesamte SCHLOSSHOF FESTIVAL als solches.

 

Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von:
Bernd Sonntag / http://www.konzertreport.de – dort findet ihr unter anderem die vollständige Galerie zu diesem Festival!

 

 

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