Review Amplifier – Mystoria

Die möglichen Arten der Herangehensweise an Musik, ihren Inhalt, ihre Form und ihren Zweck sind so vielfältig und kontrovers, dass man damit mehrere Bände füllen könnte, würde man alle aufzählen und darstellen wollen. Einige Bands sehen ihre Lieder als Mittler für politische Überzeugungen, andere sehen für derartige Themen keinen Platz. Manche Künstler versuchen, sich in puncto Tiefsinnigkeit und Schwere zu überbieten, die nächsten besingen die Freuden des Lebens. Warum ich darüber schreibe? Weil der Sänger von AMPLIFIER hierzu klar Stellung bezieht. Die ernstere und idealistischere Phase seiner jüngeren Tage habe er hinter sich gelassen. Inzwischen, so Balamirs Auffassung, sei er sich sicher, es gehe viel eher um Spaß. So ist auch das Ziel hinter der fünften Veröffentlichung zu begreifen: „Mystoria“ soll den Hörern Freude bringen. Nicht mehr. Nicht weniger.

Das Album beginnt mit dem rein instrumentalen Song „Magic Carpet“, der im Vergleich zu herkömmlicher Rock-Musik leicht unorthodox daherkommt, was genau seine Stärke ausmacht. Darin und in seiner Kompaktheit ähnelt er den restlichen folgenden Songs, wenngleich es dem Sänger gelingt, dem ganzen Sound eine eigene Note hinzuzufügen. Das gibt zusätzlichen Wiedererkennungswert. Dazu gesellen sich verzerrte Gitarren und ein basslastiger Sound, die einen interessanten Kontrast zum Gesang bilden. Die Songs selbst kommen allesamt relativ verspielt daher, wirken zugleich aber nie zu komplex – im Gegenteil: Eingängigkeit wird beispielsweise bei Titeln wie „Cat’s Cradle“ oder „Bride“ ganz groß geschrieben.

Größtenteils spielt sich alles im Midtempo ab – lediglich „Open Up“ und „OMG“ sind zu größeren Teilen langsam gehalten. Mit „Crystal Mountain“ findet man das einzig ruhig gehaltene Lied des gesamten Albums. Es dauert denn auch nicht lang, bis man „Mytoria“ nachvollzogen hat. Und tatsächlich: ist man dieser doch etwas eigenen Art des Alternative Rock zugeneigt, kann man durchaus Spaß beim Hören dieses Longplayers haben. Man kann also keineswegs behaupten, AMPLIFIER hätten ihr selbstgestecktes Ziel nicht erreicht.

Das Problem liegt darin, dass sie sich eben nur darauf konzentriert haben, eine unterhaltsame CD an den Mann zu bringen. Es fehlt schlicht an der richtigen Dosis Emotionalität. Man wird zwar unterhalten, aber nicht mitgerissen. Erfreut, aber nicht wirklich bewegt. Auch wenn die Truppe hinreichend bewiesen hat, dass sie eingängige Titel schreiben kann, die nicht zu gleichartig tönen und zum Mitmachen anregen, reicht das doch bei weitem nicht. Zu einem Album, das über dem Durchschnitt liegen soll, gehört es eben, dass man als Hörer regelrecht begeistert wird. Oder dass zumindest der Funke überspringt.

Alles in allem haben AMPLIFIER ein solides Werk dargelegt. Diejenigen, die sich mit der eingangs zitierten Auffassung des Sängers identifizieren können, werden wahrscheinlich ihre Freude am aktuellen Output haben. So gelingt es dem Trio durchaus, dem Hörer mit „Mystoria“ streckenweise gute Laune zu bereiten. Aber leider kommen sie darüber nicht hinaus. Manchmal schadet es eben nicht, sich etwas höhere Ziele zu stecken.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Daniel Stein

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