Review Attraction to Tragedy – Passion over Fashion

(Metalcore/Rock/Pop) Das von Jim Fogarty produzierte erste Studioalbum von ATTRACTION TO TRAGEDY aus Boston präsentiert sich erfrischend unbekümmert, indem man experimentierfreudig und jenseits jeglicher Konventionen das Spektrum des Pops, Rocks und Metals nutzt … So oder so ähnlich könnte sich die Einschätzung derjenigen anhören, die A2T (wie sie sich selbst abkürzen) hinsichtlich ihres Debüts „Passion Over Fashion“ mit einem Welpenbonus bedenken und alleine darüber glücklich sind, dass junge Menschen Musik machen. Doch auch wer kein großes Plattenlabel mit all seiner mächtigen Werbemaschinerie hinter sich weiß, muss sich nun einmal dennoch an (einigermaßen) objektiven Kriterien messen lassen.

Von Anfang an drängt sich das Gefühl auf, dass ATTRACTION TO TRAGEDY im „Brainstorming-Stadium“ ihres Albumprojektes stehen geblieben sind und sodann einfach darauf losgespielt haben. Dem Hörer werden viele kleine verschiedene Häppchen vor die Füße geworfen, die lose zu einem Ganzen verbunden worden sind. Dies folgt dabei keinem wie auch immer gearteten Muster, sondern wirkt ebenso zufällig wie künstlich. Zwar ist die Aneinanderreihung verschiedener Genres und Sounds in einem Song legitim und bisweilen sogar ansprechend. Auch ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass Bands sich aus der altbackenen Schablone „Intro, Chorus, Verse, Bridge“ befreien und nicht zuletzt aus diesem Grunde unterschiedliche Elemente vereinigen möchten. Auf „Passion Over Fashion“ ist die Vermischung aber komplett verunglückt. Scheinbar wahllos reiht das Trio Metal, Pop und Rock aneinander, wobei kein einziges der Segmente das Zeug hätte, zu überzeugen. Bei diesem Vorhaben haben sich ATTRACTION TO TRAGEDY übernommen und zudem die Häufigkeit der Aneinanderreihung übertrieben.

Auch sonst kann das Album nicht überzeugen. Sicherlich sind die Shouting-Einlagen teilweise gelungen. Was die Band jedoch gesanglich im Übrigen zu bieten hat, ist unterirdisch. Zum einen kann Sänger Jaiden Shay kaum einen Ton richtig treffen, geschweige denn halten. Richtig gruselig demonstriert er dies sofort im ersten Song „Beauty In Blodshed“ – und damit es auch alle kapieren, gleich im Duett. Zum anderen geht sein Stimmumfang nicht über eine Quint (Oktave wäre bereits übertrieben) hinaus. Hierdurch entsteht eine Monotonie, die ihresgleichen sucht und schon sehr bald tierisch auf den Zeiger geht. Wer es am eigenen Leib erfahren möchte, dem sei „Trippin“ oder „Stephanie Brooks“ empfohlen. Bezeichnenderweise musste man Joe Cocchi der Deathcore-Band WITHIN THE RUINS bemühen, um den einen oder anderen Riff zu komponieren und zu spielen, da das Können des Gitarristen offenbar nicht ausreichte. Schließlich spiegeln auch die Texte den Gesamteindruck des Albums wider, indem beispielsweise in „Desperate“ die für den Teenie-Rock sicherlich wichtige Frage gestellt wird: „Can you miss someone you never met?“

Insgesamt ist „Passion Over Fashion“ sowohl langweilig als auch nervig. Dies hängt nicht nur mit dem heftigen Pubertieren der Bandmitglieder zusammen, sondern auch damit, dass der Wiedererkennungswert aller Songs gegen Null geht. Lediglich die – gemessen an der Qualität des Albums – ein klein wenig stärkeren Songs wie „Breathe“ und „Graven Image“ haben eine Bewertung unter 2 verhindert.  ATTRACTION TO TRAGEDY wären gut beraten gewesen, sich einem Label anzuschließen, aber dieses Album hätte wohl keinen Verantwortlichen überzeugt. Und wer es immer noch nicht glaubt, der mag einen Blick auf das Cover werfen.

 

Wertung: 2.5 / 10

Publiziert am von Vincenzo Spitale

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