Review Corruption – Bourbon River Bank

Mit Metal1.info werd’ ich langsam aber sicher noch zum Experten für die polnische Hard’n’Heavy-Szene – immerhin liegt mir mit dem neuen Album von CORRUPTION mittlerweile die vierte Promo-CD in Folge aus unserem östlichen Nachbarland vor. Die Band selbst ist schon seit fast zwei Jahrzehnten aktiv und gelten in Polen als der Mercedes unter den Stoner Rockern, die die Bühne im Laufe ihrer Karriere schon mit Legenden wie Death, Killing Joke und Deep Purple geteilt haben. Mit „Bourbon River Bank“ liefern sie ihren mittlerweile sechsten Longplayer ab, der sich durch eine ordentliche, wenn auch letztendlich nicht herausragende Mischung aus Nietengürteln, Whiskey, Cowboystiefeln und Wüstenstaub auszeichnet.

„Beelzeboss“ stellt einen eher unerwarteten Einstieg dar, denn der Opener kommt als bluesige Akustiknummer mit Western-Flair daher, inklusive Maultrommel und Mundharmonika, wodurch der Track eher wie ein Album-Intro wirkt. Erst beim darauffolgenden „Hell Yeah!“ wird der Verstärker angeschaltet und geradlinig losgerockt. Sänger Rufus klingt wie eine slawische Mischung aus Mustasch-Fronter Ralf Gyllenhammar und James Hetfield, kommt dabei jedoch nicht so dreckig rüber, wie es das Image seiner Band suggeriert. Auch seine Bandkollegen haben zwar offensichtlich im Musikunterricht aufgepasst, doch was Originalität und Riffing angeht, liegen die Polen deutlich hinter ihren selbst ernannten Idolen von Orange Goblin, Entombed, Monster Magnet, Corrosion Of Conformity und Kyuss, deren Einflüsse des Öfteren alles andere als dezent durchscheinen.
Man muss CORRUPTION jedoch zugutehalten, dass sie diesem Manko durch eingängige Melodien mit Wiedererkennungswert ganz passabel entgegenwirken. Auch wenn „Bourbon River Bank“ vielleicht beim ersten Mal noch nicht zündet, kriegt man die Songs nach einigen Durchläufen nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Ferner wird der Stoner Rock-Stempel, den sich die Truppe selbst aufgedrückt hat, ihrem breiteren musikalischen Spektrum nicht ganz gerecht. Neben dem eingangs erwähnten Blues-Element, das mit dem ZZ Zop-lastigen Titeltrack am Ende des Albums grandios wieder aufgegriffen wird, warten CORRUPTION auch mit flotten Speed Metal-Attacken im Stil von Motörhead („Engines“, „One Point Losers“) und rotzigen Rock’n’Roll-Passagen auf, die ein konstantes Dahindümpeln im Midtempo verhindern. Die 13 Songs wurden außerdem mit einer zeitgemäßen, nicht glattgeschliffenen Produktion authentisch veredelt.

Letzten Endes schaffen es die Polen jedoch nicht, sich aus dem musikalischen Mittelfeld hervorzuheben – sind es doch nur durchschnittliche Lieder, die die Mehrheit der Spielzeit ausmachen: Einerseits nett anzuhören, andererseits jedoch nichts, was den Hörer in überschwängliche Freude versetzen könnte, denn viele Akkordfolgen auf diesem Langeisen waren schon zu Zeiten von Elvis nicht mehr besonders originell. „Bourbon River Bank“ macht ob seiner Eingängigkeit Spaß, aber ich möchte es hier nicht als mehr verkaufen, als es tatsächlich ist, nämlich ein mittelmäßiges Rock-Album. Kann, muss aber nicht.

Wertung: 6.5 / 10

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