Review Cretura – Fall Of The Seventh Golden Star

Gut Ding will Weile haben: Nach sechs Jahren Bandbestehen, einer Menge Wechsel im Line-Up und einer Demo und einer EP war es 2016 für CRETURA an der Zeit, das erste Album zu veröffentlichen. „Fall Of The Seventh Golden Star“ nennt sich das Debüt der norwegischen Symphonic-Extreme-Metalband.

In „Reign Of Terror“, dem ersten Song nach dem Intro, fällt gleich auf, dass man bei den Vocals nach dem im Symphonic Metal nicht unüblichen „Beauty-And-The-Beast“-Prinzip vorgeht. Entsprechend wird Frontfrau Sárá Márjá Guttorm durch Gitarrist Markus Pettersen unterstützt, mit dem sie sich die Texte teilt. Beide leisten dabei hervorragende Arbeit: Mit Sárá hat man eine sehr begabte Dame mit wunderschöner Stimme am Mikrofon und Markus kreischt und keift derart kraftvoll, dass es eine Freude ist, zuzuhören. Das Zusammenspiel beider Stimmen ist phänomenal und ergibt einen wunderbaren, angenehmen Kontrast.
Abgesehen davon zwängen CRETURA ihre Musik jedoch nicht in Genrekonventionen, weshalb sich deutliche, erfrischende Unterschiede zu großen Bands des Symphonic-Sektors konstatieren lassen. Hier kommt die bandeigene Stilbezeichnung „Symphonic Extreme Metal“ ins Spiel: Die symphonischen Elemente sind vorhanden und lassen die Musik auf „Fall Of The Seventh Golden Star“ episch erscheinen, dennoch nehmen sie keinen exorbitant großen Platz ein. Im Vordergrund steht der Metalsound, wodurch CRETURA ein Stück härter wirken als Genrekollegen. Ohne letztere herabwürdigen zu wollen, ist der eigenständige Sound, den CRETURA auf ihrem Erstling bieten, schlichtweg großartig. Eine Stunde lang fahren hier alle Beteiligten zu Hochtouren auf und liefern einen hervorragenden Song nach dem anderen. Das Niveau bei elf Nummern konstant derart hochzuhalten, ist eine Kunst, die der Band einwandfrei gelingt. Sei es das Riffing, seien es großartige Melodien oder sei es der Gesang, jedes Element sitzt und stellt einen wichtigen Bestandteil eines vollkommenen großen Ganzen dar.
Dabei, und das ist ein weiterer Unterschied zu vielen genreverwandten Bands, ist der Großteil des Songmaterials auf „Fall Of The Seventh Golden Star“ nicht unbedingt eingängig. Sicher haben die Songs ihre Hooklines, doch werden diese dezent eingesetzt und fallen nur selten augenblicklich auf. Wer etwa auf hymnenartige Mitsingrefrains aus ist, wird diese vergeblich suchen. In diesem Fall ist mangelnde Eingängigkeit jedoch keine Kritik, denn CRETURA verstehen es, ihre Songs derart interessant zu gestalten, dass sie nie belanglos wirken und man sich jedes Mal darauf freut, sie abermals zu hören und sich von Details überraschen zu lassen, die vorher vielleicht verborgen blieben.
Die Frage nach den stärksten Songs gestaltet sich hier als sehr schwierig, da es keinen qualitativen Abfall gibt. Am ehesten sind es wohl „Reign Of Terror“, „Funeral Roses“, „Pray For A Brighter Tomorrow“ und „The Pale Horseman & The Hunter Of The Sky“ (dieser beinhaltet auch Sárás beste Gesangsleistung auf dem Album), die einen besonderen Eindruck hinterlassen. Dennoch ist „Fall Of The Seventh Golden Star“ in erster Linie unbedingt als Gesamtwerk zu empfehlen, nicht zuletzt weil sich dann die unglaubliche Kraft und Anmut, die in der Musik steckt, am deutlichsten erschließt.

Wem der populäre Symphonic Metal aus den Häusern Nightwish oder Epica aufgrund der sehr pompösen Ausrichtung nich zusagt, sollte bei CRETURA ein Ohr riskieren. Was hier geboten wird, ist Metal, der einer gewissen Epik nicht entbehrt, dennoch kraftvoll und deutlich rauer erklingt als die Version der etablierten Genrekollegen. „Last Song Of The Earth“ heißt die Nummer, die das Debütalbum der Norweger abschließt. Das mag ja sein, aber bitte nicht der letzte Song CRETURAs, denn weitere Alben wie dieses herausragende Werk sind in höchstem Maße erwünscht.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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