Der Titel des aktuellen Outputs der amerikanischen Alternative-Rocker CURSIVE lässt schon fast zwangsläufig auf ein Konzeptalbum schließen. Die eigentliche Unmöglichkeit von „Ich bin Zwillinge“ weist schon darauf hin, dass im folgenden eine Geschichte mit bedeutungsschwangerem Inhalt berichtet wird. Aus irgendeinem Grund bin ich bei solchen Ankündigungen immer etwas misstrauisch…
Cassius und Pollock werden bei ihrer Geburt getrennt. Einer ist gut und der andere – naja – böse. Bei späterer Gelegenheit treffen sie sich urplötzlich wieder und prallen mit ihren unterschiedlichen Wesen aufeinander. Um dies möglichst realistisch zu inszinieren, bekommt nicht nur jeder der beiden Charaktere eine eigene Stimme, sondern man fährt gleichzeitig einen Engelschor, einen Teufelschor und zwei Zwillingsschwestern auf. Nun, sicherlich birgt eine derartige Geschichte einigen Raum, aber ebenso auch Potential, für den Hörer anstrengend zu werden. Die Trackliste scheint dies fast zu bestätigen, 13 Songs auf nicht einmal einer Dreiviertelstunde Spielzeit, die noch dazu eine Streuung von nicht einmal eineinhalb Minuten bis fast sechs Minuten aufweisen…meine Vorurteile sind jedenfalls geweckt.
Ok, gehen wir trotzdem möglichst unvoreingenommen an die Sache heran; CURSIVE können tatsächlich ein paar überzeugende Argumente präsentieren, leider verschwinden sie zu rasch unter vielen, in meinen Ohren, unnötig hektischen Passagen, die es auch in den kurzen Songs schwer machen, die Struktur derselben zu erfassen. Durch die vielen unterschiedlichen Stimmen kommt zwar eine Art „Theater-Feeling“ auf, aber diese nehmen der Musik einen weiteren Teil ihrer Eingängigkeit. Lediglich die langsameren, atmosphärischen Passagen überzeugen mich, da bleibt hier und dort auch mal was hängen.
Sicherlich spricht man mit dieser Ausrichtung Hörer an, progressive Freunde haben vielleicht ihre helle Freude daran, spieltechnisch ist auch eine Menge Können vorhanden, aber zu einem erfüllten Musikerlebnis zählt eben auch, dass man sich nachher an mehr als nur ein großes Durcheinander an Klängen und Stimmen erinnert. Ergo sollte am Songwriting gearbeitet werden, wenn man eventuell auch mal breitere Schichten ansprechen will, was bei Alternative Rock ja vielleicht nicht ganz von der Hand zu wiesen ist.
Ansonsten gibt es auch nur wenig auszusetzen, die Spieltechnik habe ich erwähnt, der Sound genügt den Ansprüchen 2012 in vollem Umfang und eine gewisse Vision möchte ich der Truppe auch nicht absprechen. Etwas weniger Progressivität, dafür ein Schuss Eingängigkeit und wir können gerne wieder über CURSIVE sprechen. So bleibt die Erinnerung an ein etwas überambitioniertes Werk.
Wertung: 6 / 10