Review Emil Bulls – XX

Dreh dich im Kerzenschein, kleiner Vagabund und zeig mir deine schöne Seite! Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum der Band erscheint laut beiliegendem Promotext eine Zusammenstellung ihrer besten Songs, die viel mehr als das bloße Aneinanderreihen alter Stücke ist. Die Titel wurden aufwendig neu arrangiert, woraus die vorliegenden 15 Candlelight-Versionen entstanden. Werden diese Kompositionen der zwei Jahrzehnte währenden Karriere also gerecht?

Beim ersten Überfliegen der Titelliste springt zugleich das Fehlen von „Smells Like Rock’n’Roll“ ins Gewicht, das bei aller Klasse der anderen Titel bis heute einen der stärksten EMIL-BULLS-Songs darstellt. Die neu arrangierten Kompositionen beziehen sich ausschließlich auf die Schaffensphase zwischen „The Black Path“ (2008) und „Sacrifice To Venus“ (2014). Die Herangehensweise ist aber durchaus eine interessante. Die krachenden Gitarren hat man im Schrank gelassen und setzt auf akustische Saitenarbeit, die sich gelegentlich zu einem kurzweiligen Solo erheben darf („The Way Of The Warrior“). Gleiches gilt für den Bass, der im Hintergrund agiert und in diesem abgespeckten Gewand eine tragende Rolle spielt, die zu Momenten im Vordergrund führt („Hearteater“). Doch auch Instrumente wie Klavier oder Streicher, die im normalen Musikspektrum der Münchener nur wenig Platz finden, spielen bisweilen als Melodiegeber auf („Worlds Apart“) und sind fast durchgängig präsent. Bestimmte Titel hat man mit weiteren Elementen wie Bläsern („The Most Evil Spell“, „When God Was Sleeping“) angereichert. Manu Lotter am Schlagzeug prägt dieses Release mit seiner taktgebenden Genauigkeit, die den ansonsten sehr ruhig gehaltenen Arrangements einen gewissen Drive und die nötige Durchschlagskraft verleiht, schießt dabei aber nie übers Ziel hinaus. Gesanglich besinnt sich Frontmann Christoph von Freydorf auf klare Gesangslinien, was man als gelungen betrachten muss. Trotzdem verzichtet er nicht auf druckvolle und gerne mal lautere Töne („Close To The Wind“). Die härteren Ausprägungen seiner Stimme in Form von Shouts und Screams wären dem musikalisch-gediegenen Rahmen aber nur bedingt zuträglich gewesen. Diese Herangehensweise verleiht den Texten mitunter eine ganz neue Intensität und ermöglicht andere Blickwinkel auf die gebotenen Inhalte. Abschließend zollen die fünf Musiker der verstorbenen Rocklegende Lemmy Kilmister Tribut und bieten ihre Version des Motörhead-Klassikers „All For You“ an, der vom Album „Rock’n’Roll“ aus dem Jahr 1987 stammt. Die „Hellfire“-Bonus-CD liegt exklusiv dem Digipak bei und enthält nochmals alle Titel in ihrer ursprünglichen Version.

EMIL BULLS haben mit „XX“ zu ihrem zwanzigsten Geburtstag ein intimes Release erschaffen, das der „Candelight“-Atmosphäre mit jeder gespielten Note mehr als nur gerecht wird. Die Produktion lässt dabei keine Wünsche offen. Alle Instrumente bis hin zum Gesang sind deutlich zu vernehmen und bilden eine intensive Einheit. Fans der Band bekommen somit eine neue Sichtweise auf altbewährte Songs geliefert, aber auch neue Interessenten, die harten Klängen eher ablehnend gegenüberstehen, sollten die Münchener mit dieser Zusammenstellung erreichen. Happy Birthday, EMIL BULLS und auf weitere zwanzig Jahre!

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Publiziert am von Christian Denner

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